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Im Bild von links: Stellvertretend für alle zwölf Gründungsmitglieder des Forschungsinstitutes Point Alpha e.V.: Sebastian Leitsch (Geschäftsführer Point Alpha Stiftung), Prof. Claudia Wiesner (Hochschule Fulda), Manuela Henkel (Bürgermeisterin Stadt Geisa), Prof. Christiane Kuller (Universität Erfurt), Prof. Philipp Gassert (Universität Mannheim) mit der von den Gründungsmitgliedern unterschriebenen Satzung - Fotos: Stadt Geisa

GEISA Nach einjähriger Vorbereitungszeit

Aufarbeitung historischer Prozesse: Forschungsinstitut Point Alpha gegründet

19.07.21 - Die Point Alpha Stiftung, die Hochschule Fulda, Wissenschaftler der Universität Erfurt und Mannheim sowie die Stadt Geisa haben am Freitag nach einjähriger Vorbereitungszeit das Forschungsinstitut Point Alpha in der Rechtsform des Vereines gegründet.

Die Point Alpha-Stadt Geisa war einst die westlichste Stadt des Warschauer Paktes und lag bis zur Wiedervereinigung in einer Region, die als potentiell heißester Punkt in einem zu befürchtenden Krieg galt. 1995 wurde die Mahn- und Gedenkstätte Point Alpha gegründet, die jährlich bis zu 100.000 Besucher aus aller Welt anzieht.

Ausgehend vom Geschichts- und Erinnerungsort Point Alpha will das Forschungsinstitut aus einer Aufarbeitung historischer Prozesse Erkenntnisse für die Gegenwart und Zukunft generieren und zu den Themen "Der Kalte Krieg und seine Bedeutung für die Gegenwart", "Grenzerfahrungen" sowie "Demokratiekonzepte und –praktiken" forschen. "Diese sollen wissenschaftlich inter- und transdisziplinär verknüpft und daraus innovative Ansätze aus geschichts-, sozial-, politik- und kulturwissenschaftlichen Perspektiven entwickelt werden", erklärte Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Claudia Wiesner von der Hochschule Fulda.

Im Vorstand des Institutes werden als geborene Vorstandsmitglieder Präsident Prof. Dr. Karim Khakzar als Vertreter der Hochschule Fulda, Sebastian Leitsch als Geschäftsführer der Point Alpha Stiftung sowie Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel mitarbeiten. Als persönliches Mitglied möchte der Präsident der Universität Erfurt Prof. Dr. Walter Bauer-Wabnegg im Vorstand mitarbeiten. Ebenso soll ein Direktorium gebildet werden, das die wissenschaftlich-inhaltliche Ausrichtung des Vereines koordiniert. Beraten wird das Institut von einem wissenschaftlichen Beirat. Weiterhin ist geplant, dass die Hochschule Fulda und die Universität Erfurt das Institut als sogenanntes An-Institut anerkennen. "Unser Ziel ist es, dass das Institut ein landesgrenzen- sowie hochschul- und disziplinübergreifendes Pilotprojekt mit internationaler Ausstrahlungskraft wird", sagt Prof. Dr. Christiane Kuller, Professorin für Geschichtswissenschaft und Geschichtsdidaktik an der Universität Erfurt.

"Bestehende Lücke geschlossen"

Ihrer Meinung nach fügt sich das geplante Institut hervorragend in die bereits vorhandene Forschungslandschaft ein. Das kann auch Gründungsmitglied Dekan Prof. Dr. Philipp Gassert vom Lehrstuhl für Zeitgeschichte der Universität Mannheim bestätigen: "Mit der Gründung des Institutes wird eine bestehende Lücke geschlossen und ein einzigartiges Profil verwirklicht; denn weder national noch international existiert eine Institution in Form eines "Institute for Advanced Study", in der sich Forschungen zu Grenzregimes und SED-Unrecht, zum ideologisch-gesellschaftlichen Großkonflikt des Kalten Kriegs und seinen Folgen für die Gegenwart, und zur Beschäftigung mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Demokratie und der europäischen Einigung auf vergleichbare Weise verbinden."

Im Bild von links: Dr. Roman Smolorz (Point Alpha Stiftung) sowie die Gründungsmitglieder ...

Geplant ist internationale Spitzenforschung in einem "Think Tank" zusammenzuführen und daraus Drittmittelprojekte zu initiieren und dabei insbesondere Nachwuchswissenschaftler miteinzubinden. "Das Besondere am Institut ist wohl die landesgrenzen- und hochschulübergreifende Zusammenarbeit in Verbindung mit der Mahn- und Gedenkstättenarbeit von Point Alpha", bestätigt Sebastian Leitsch, Geschäftsführer der Point Alpha Stiftung. Durch eine intensive Zusammenarbeit mit der Stiftung, die sich der politischen Bildungsarbeit widmet, sollen neue Ansätze und Synergieeffekte entstehen. "Die Aufarbeitung und Erforschung von Kaltem Krieg, DDR-Diktatur und den Erfahrungen, die die Menschen an der einstigen innerdeutschen Grenze machten, ist bisher unzureichend erfolgt", ist sich Bürgermeisterin Manuela Henkel sicher. Sie sieht hier auch die thüringische Landesregierung in der Verantwortung, die sich 2014 in ihrem Koalitionsvertrag die Aufarbeitung der SED-Diktatur auf die Fahnen geschrieben habe und dort sogar explizit vom "Unrechtsstaat DDR" spricht. "Aus diesem Grund war es ein wichtiges Signal, dass der Thüringer Landtag Ende letzten Jahres 700.000 EURO als Anschubfinanzierung für das Forschungsinstitut bewilligt hat", so die Bürgermeisterin. "Wir hoffen, dass uns mit der Gründung des Forschungsinstitutes nun die Landesregierung in Bezug auf den Mittelabruf, der zeitlich bis Ende 2024 erfolgen soll, tatkräftig unterstützt", so Manuela Henkel. Ebenso hat die Hochschule Fulda bereits personelle Ressourcen in Höhe von 470.000 EURO zugesagt.

Bei der Arbeit des Forschungsinstitutes geht es nicht nur um die Aufarbeitung der Geschichte der deutschen und europäischen Teilung und des Kalten Krieges, sondern auch um gesellschaftliche, kulturelle und politische Nachwirkungen des Kalten Krieges, ferner Forschungen zur Wiedervereinigung und der Zeit danach und ihrer Bedeutung für die Region in Europa und der Welt. "Wir wollen aber auch zu den globalen Herausforderungen der Demokratie in vergleichender Perspektive und lokaler, regionaler und nationaler Ausprägung forschen", so Prof. Dr. Claudia Wiesner. Gerade in Zeiten, in denen nach Umfragen viele Menschen den Glauben an die Funktionsweise der Demokratie verloren haben, ist dies ein wichtiger Punkt bei der Forschungsarbeit. Als Veranstaltungsformate sind ein jährliches Point Alpha Symposium mit internationalem Fokus, jährliche Doktorandenkonferenzen, Fellowship-Programme, Point-Alpha-Streitgespräche und verschiedene Brückenformate geplant.

Ziel des Institutes ist es auch, sich in gesellschaftliche Debatten miteinzubringen, Bürgerdialoge anzubieten und Betroffene in die Forschung miteinbeziehen. "Forschung braucht Zeit, Raum, das Aussteigen aus der Hektik des Hochschulalltags und das können wir alles in Geisa bieten", so Bürgermeisterin Manuela Henkel. Die Gründung des Forschungsinstitutes Point Alpha sieht sie als einen Meilenstein in der kulturellen sowie wissenschaftlichen Entwicklung einer Region, in der die Menschen jahrzehntelang unter den Einschränkungen einer Diktatur im Schatten einer menschenfeindlichen Grenze gelitten haben.

Gründungsmitglieder:

Point Alpha Stiftung (vertreten durch Sebastian Leitsch), Hochschule Fulda (vertreten durch Prof. Dr. Karim Khakzar, Stadt Geisa (vertreten durch Manuela Henkel), Prof. Christiane Kuller (Universität Erfurt), Prof. Anne Schäfer (Hochschule Fulda), Prof. Christine Domke (Hochschule Fulda), Prof. Claudia Wiesner (Hochschule Fulda), Dr. Ned Richardson-Little (Universität Erfurt), Prof. Hans-Joachim Reinhard (Hochschule Fulda), Prof. Matthias Klemm (Hochschule Fulda), Prof. Philipp Gassert (Universität Mannheim), Prof. Philip Liste (Hochschule Fulda). (pm) +++


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