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Solche Bilder wird es in Bad Hersfeld in diesem Jahr erneut nicht geben. Das Lullusfest wurde auch für das 2021 abgesagt. - Archivfoto: O|N/Stefanie Harth

BAD HERSFELD Unterschiedliche Standpunkte

"Lolls-Herz blutet" - Politische Reaktionen zur Absage des Lullusfestes 2021

28.07.21 - Das Bad Hersfelder Lullusfest ist abgesagt - diesen Beschluss fasste der Magistrat am Montagabend. In der Stadtpolitik sorgt die Entscheidung für Verständnis, obgleich das "Lolls-Herz" blute. Bei der FDP sorgt der Beschluss für Unverständnis, gerade vor dem Hintergrund, dass die Stadtverordnetenversammlung nicht eingebunden wurden. OSTHESSEN|NEWS hat bei den Fraktionen nachgehakt, die die Magistrats-Entscheidung aus ihrer Sicht kommentieren.

CDU-Fraktionschef Andreas Rey Archivfotos: O|N/Gerhard Manns

CDU-Fraktionsvorsitzender Andreas Rey: "Wir hätten uns sehr gewünscht, dass das Lullusfest in diesem Jahr stattfinden kann und haben uns auch dementsprechend positioniert. Wir bedauern, dass der Magistrat zu einem anderen Entschluss gekommen ist und nicht der Empfehlung der Lullusfestkommission gefolgt ist. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es ein Lullusfest, wie wir es kennen auch bei einer Zustimmung nicht gegeben hätte. Die Problematik der mangelnden Planungssicherheit durch die unklare Entwicklung der Infektionszahlen und damit der nicht abschätzbaren rechtlichen Rahmenbedingungen ist selbstverständlich nicht von der Hand zu weisen. Uns ist bewusst, dass sich keiner die Entscheidung leicht gemacht hat und dabei stets vorrangig den Schutz der Bevölkerung im Blick hatte."

Die Absage sei definitiv ein weiteres Problem für unsere angeschlagene Wirtschaft. Man müsse nun schauen, dass die Einnahmeausfälle durch geeignete Alternativen so gering wie möglich gehalten werden können. Gerade für die Schausteller sei die Absage allerdings eine Katastrophe. Dennoch habe die Stadt bereits mit dem "anderen Sommer" Kreativität bewiesen und habe gezeigt, dass Alternativen möglich seien, so Rey abschließend.

Für alle Beteiligen eine harte Entscheidung


Karsten Vollmar, SPD-Fraktionsvorsitzender in der Stadtverordnetenversammlung. ...

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Karsten Vollmar schlägt in eine ähnliche Kerbe: "Das Lullusfest abzusagen ist eine für alle Beteiligten bittere Entscheidung, die sich keiner leicht gemacht hat. Kommunalpolitik bedeutet in erster Linie aber neben der Erfüllung von verständlichen Wünschen die Übernahme von Verantwortung. Da steht der Gesundheitsschutz der Menschen in der Stadt an erster Stelle, den wir - im Gegensatz zu nahezu allen anderen vergleichbaren Städten, die ihre Volksfeste bereits abgesagt haben - riskieren würden." Steigende Zahlen und die Pandemie-Vorhersagen für den Herbst hätten zudem für die Planungen bei einer kurzfristigen Absage einen Einnahmeausfall von mehreren hunderttausend Euro bedeutet, so Vollmar weiter.

Zudem: "Die fehlende Planungssicherheit sowie die rechtlichen Bedingungen hätten eine normale Durchführung ohnehin nicht zugelassen, ein "Lullusfest light" mit umzäuntem Festplatz, Besucherregulierung, Alkoholverbot, ständigen Kontrollen usw. und anderen Einschränkungen würde die Marke "Lullusfest" nachhaltig beschädigen. Zehntausende Menschen jeden Tag würden Bad Hersfeld zu einer unkontrollierbaren Drehscheibe für eine Woche werden lassen - wer hätte für Polizei, DRK, Feuerwehr, Ordnungsamt und hunderte andere Helfer, die das hätten kontrollieren müssen, die Verantwortung übernommen? Jetzt muss der Blick nach vorne gehen, ohne die Entscheidung für politische Zwecke zu nutzen."     

Für Gastronomie und Einzelhandel sei dies laut dem Sozialdemokraten abermals ein Schlag in die Magengrube, genauso auch für die Schausteller. Mit den schon beschlossenen Maßnahmen zur Belebung der Innenstadt und einer hoffentlich positiven Pandemie-Entwicklung hoffen wir alle, dass der Verlust zumindest abgefedert werden kann. 
"Klar ist: Wir hatten einen erfolgreichen "anderen Sommer" letztes Jahr und ich bin sicher, dass auch ein "anderer Oktober" machbar ist - wie, das muss man sehen. Die Verwaltung hatte und hat gute Ideen, wir werden sie dabei wo immer möglich unterstützen. Das Ziel muss jetzt sein, ein Zeichen der Hoffnung zu setzen", erklärt Vollmar abschließend.

Das Lolls-Herz blutet


Grünen-Fraktionsvorsitzende Andrea Zietz Archivfoto: O|N/Stefanie Harth

Andrea Zietz, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bad Hersfelder Stadtparlament erklärt: "Mein Lolls-Herz blutet, weil unser Fest auch in diesem Jahr wieder abgesagt werden musste. Wir tragen aber als Fraktion die Entscheidung des Magistrats mit. Niemand kann heute sagen, welche Verordnungen im Oktober gültig sind und unter welchen Bedingungen wir feiern dürfen. Sicher ist, dass ein Fest in gewohnter Weise mit Umzug und eng gedrängtem Markttrubel nicht möglich ist. Ein abgesperrter Platz mit kleinerem Angebot, auf den zeitlich begrenzt nur ein paar Besucher dürfen, bringt mehr Frust als Freude. Das Risiko für die Schausteller wäre genauso unkalkulierbar wie die Folgen aufs pandemische Geschehen. Auch der heimischen Gastronomie bringt es nichts, wenn sie Vorräte einkauft und wir dann vielleicht in letzter Minute doch absagen müssen. Wir müssen jetzt nach vorne schauen und ausloten, welche Möglichkeiten wir für einen attraktiven Herbst haben."

Unverständnis über Absage, die "Hals über Kopf" getroffen wurde


Für die Bad Hersfelder FDP-Fraktion ist die Sachlage eine andere. Auf Facebook erklärte die Fraktion: "Die Absage ist leider Hals über Kopf hinter verschlossenen Magistrats-Türen getroffen worden und damit ein Schlag ins Gesicht für alle Bürgerinnen und Bürger, die durch ihr diszipliniertes Verhalten in den vergangenen eineinhalb Jahren maßgeblich dazu beigetragen haben, die Inzidenzwerte auf 'Vor-Corona-Stand' zu senken. Ebenso auch für alle Gewerbetreibenden, die Schausteller und die Gastronomie, die bis zu einem Viertel ihres Jahresumsatzes beim Lullusfest erarbeiten und unter den wirtschaftlichen Folgen massiv leiden werden."

FDP-Fraktionschef Bernd Böhle Archivfoto: O|N/Kevin Kunze

"Vor diesem Hintergrund ist es auch absolut unverständlich, weshalb über die Ausrichtung der Bad Hersfelder Festspiele und die Festlegung des Ortes für das Weinfest, stets öffentlich in der Stadtverordnetenversammlung beraten und entschieden worden ist, aber eine Entscheidung von solcher Tragweite, über das Schicksal des Lullusfestes, dem ältesten Volksfest Deutschlands, lediglich einer Handvoll Personen im Magistrat überlassen wird. Hierüber ist aber das letzte Wort noch nicht gesprochen." Der Gesundheitsschutz stehe zweifelsohne immer an erster Stelle. Allerdings sei die heutige Situation doch überhaupt nicht mehr vergleichbar mit 2020. Die Inzidenz im Landkreis liegt aktuell wieder bei 0,0 und die Mehrheit der Bevölkerung habe inzwischen bereits ihr Impfangebot genutzt, erklärt die FDP-Fraktion weiter.

"Auch gesetzlich gibt es aktuell keine Verordnungen, die einer Ausrichtung des Lullusfestes mit Feuer, wenn auch unter Einhaltung der bekannten Schutz- und Hygienevorschriften, entgegensprechen. Ein "entzerrter" Festmarkt nach dem Vorbild des Hessentages oder auch die positiven Erfahrungen beim Libori in Paderborn, dem Sommerdom in Hamburg, der Kieler Woche oder dem Sommerfest in Kassel sind nur einige wenige Beispiele, wie man mit Mut, Weitsicht und Entschlossenheit die Weichen für ein sicheres Lullusfest hätte auf dem Weg bringen können. So wie es auch von der Lullusfestkommission empfohlen worden war. Ein Konzept für einen 'alternativen Herbst', der im letzten Jahr aus einem einzigen Stand mit gebrannten Mandeln bestanden hat, bedarf es hierfür nicht", so die FDP-Fraktion abschließend. (Kevin Kunze)+++


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