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Wilhelm Gebhard will Politik für die Region machen und dabei Vertrauen schaffen
11.09.21 - Sein Ziel ist ambitioniert: Wilhelm Gebhard will für die CDU in den Deutschen Bundestag einziehen. Dabei muss er sich im Duell um das Direktmandat im Wahlkreis 169 (Werra-Meißner – Hersfeld-Rotenburg) gegen Staatsminister Michael Roth (SPD) erwehren. Warum er nach 14-jähriger Dienstzeit als Wanfrieder Bürgermeister (Werra-Meißner-Kreis) in die Bundespolitik möchte und welche Ziele er für die Region verfolgt, erklärte er im Interview mit OSTHESSEN|NEWS.
OSTHESSEN|NEWS: Aus welchen Gründen haben Sie sich entschlossen für den Bundestag zu kandidieren?
Wilhelm Gebhard:
O|N: Wenn Sie es nach Berlin schaffen, welche Projekte wollen Sie im Bundestag verändern?
Gebhard: "Ich möchte zunächst meinen Beitrag dazu leisten, dass die Politik im Allgemeinen wieder mehr Vertrauen gewinnt, dass die Bürgerinnen und Bürger wieder das Gefühl bekommen, dass die Politiker für die Bürger da sind und nicht umgekehrt. So kenne ich das aus der Kommunalpolitik. Das liegt mir sehr am Herzen. Nun zu den Projekten: Mein Herz schlägt kommunal. Ich möchte mich für gleiche Lebensverhältnisse, sowohl auf dem Land als auch in den Großstädten, einsetzen. Hier sehe ich große Defizite. Die Themen reichen von der landärztlichen Versorgung, der Krankenhausfinanzierung, der auskömmlichen Finanzierung der Kinderbetreuung, notwendige Investitionen in unsere Feuerwehren und vieles mehr. Zudem möchte ich erreichen, dass der unübersichtliche Dschungel an Förderprogrammen kommunalfreundlicher wird. Ich werde mich dafür einsetzen, dass passgenaue und unbürokratische Programme aufgelegt werden, wovon die Antragsteller profitieren und ihnen nicht schon bei der Antragstellung graue Haare wachsen. So wie bisher darf und kann es nicht weitergehen."
O|N: Sie sind seit 14 Jahren Bürgermeister in der Stadt Wanfried. Suchen Sie nach der langen Zeit eine neue Herausforderung?
Gebhard:
O|N: Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg gibt es vielfältige Themen und Probleme. Wie wollen Sie die drängendsten - Zukunft des Klinikums Hersfeld-Rotenburg, ICE-Halt im Landkreis, Digitalisierung im gesamten Kreisgebiet und die Zukunft von K+S - angehen?
Gebhard:
O|N: Jetzt haben Sie mit Michael Roth einen Gegenkandidaten, der seit 1998 im Bundestag sitzt und jedes Mal sein Direktmandat geholt. Wie wollen Sie diesen Bann brechen?
Gebhard: "Durch Herzblut, durch Überzeugung und durch meinen Lebenslauf, der sich deutlich unterscheidet. Ich bin sicher, dass die Wählerinnen und Wähler das erkennen."
O|N: Sie sind zweifacher Familienvater, wie schwer fällt es Ihnen, dass Sie in Sitzungswochen dann die komplette Woche in Berlin sind?
Gebhard: "Meine beiden Söhne sind jetzt aus dem gröbsten raus. Mit fast 11 und 13 Jahren zeigen Sie Verständnis für meinen Wunsch, nach Berlin zu gehen. Sie verstehen, dass ich in Berlin für unsere Region noch mehr erreichen kann. Anfänglich haben sie sich schwer mit dem Gedanken getan, dass ich mal nicht mehr im Rathaus sein könnte. Aber jetzt ist das für sie in Ordnung. Sie fiebern mit mir dem 26.09. entgegen."
O|N: Im Werra-Meißner-Kreis haben Sie sich durch Ihre Tätigkeit als Wanfrieder Bürgermeister einen Namen gemacht. Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg sind Sie noch relativ unbekannt. Da die Bundestagswahl auch eine Personenwahl ist, macht es Ihr Ziel aufgrund der Startbedingungen schwieriger?
Gebhard:
O|N: Falls Sie, dass Direktmandat holen sollten, wie groß wäre Ihre Freude?
Gebhard: "Ein Traum würde in Erfüllung gehen. Wie schon bei meinem Eintrag in das Poesie-Album meiner Mitschülerin in der vierten Klasse. Dort schrieb ich bei der Rubrik Berufswunsch: Bürgermeister. Das bin ich schon mal geworden. Ob es jetzt auch mit dem Berufswunsch Bundestagsabgeordneter und damit Volksvertreter klappt, entscheiden die Menschen unserer Heimat."
O|N: Falls Sie es weder als Direktkandidat noch über die Landesliste schaffen sollten, wie groß wäre die Enttäuschung?
Gebhard: "Die Enttäuschung wäre bei dem Einsatz, den ich in den vergangenen Wochen und Monaten gefahren habe, natürlich groß. Ich setze auf Sieg. Wer verliert schon gerne. Als Demokrat weiß ich aber auch mit einer Niederlage umzugehen, denn unsere Demokratie ist unser täglicher Gewinn."
O|N: Wie schwer und anstrengend ist es, den Bürgermeisterjob mit dem Bundestagswahlkampf unter einen Hut zu bringen?
Gebhard: "Das ist ein wunder Punkt, den Sie ansprechen. Eigentlich ist beides gleichzeitig kaum machbar, ein richtiger Spagat. Man möchte einerseits einen guten Wahlkampf machen, viele Menschen treffen und sie von sich überzeugen und andererseits muss und will man dem Amt, zu dem man von den Bürgerinnen und Bürgern Wanfrieds gewählt wurde, gerecht werden. Das ist mein Anspruch und das geht nur mit Volldampf und mit 16 bis 18 Stundentagen, die Wochenenden eingeschlossen. Auch meinen diesjährigen Sommerurlaub verbringe ich an einzelnen oder halben Tagen mit Wahlkampf. Aber es ist ja bald geschafft. Dann haben die Wählerinnen und Wähler das letzte Wort." (Kevin Kunze)+++