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Die drei Kandidaten: Im Blickpunkt Christian Grunwald (Mitte), links Dirk Noll, rechts Jörg Brand - Bildmontage: O|N-Grafik / Emina Omerovic

BAD HERSFELD / ROTENBURG/F. Drei Kandidaten wollen Vize-Landrat werden

Christian Grunwald (CDU): "Nachhaltig klare Leitplanken setzen"

24.09.21 - Nach der Wahl ist vor der Wahl. Nachdem am Sonntag die Bundestagswahl im Fokus steht, blicken am Montag zumindest die Kreistagsmitglieder und regional kommunalpolitisch interessierte Bürgerinnen und Bürger nach Bad Hersfeld. Die 61 Mitglieder vom Kreistag im Landkreis Hersfeld-Rotenburg wählen den künftigen Ersten Kreisbeigeordneten.

Drei Kandidaten sind im Rennen. Neben dem unabhängigen Jörg Brand (sitzt für die Freie Wählergemeinschaft im Kreisausschuss, 48 Jahre, technischer Angestellter im öffentlichen Dienst) treten die beiden amtierenden Bürgermeister Christian Grunwald (44, Rotenburg an der Fulda, CDU) und Dirk Noll (51, Friedewald, SPD) an.

Der Blick auf die Sitzverteilung macht deutlich, wie eng die Wahl werden kann. Die Sozialdemokraten haben 23 Sitze, die CDU 16 Sitze, es folgen Bündnis 90/Die Grünen (sechs Sitze), die AfD (fünf Sitze) sowie die UBL/Bürger-Herz (vier), FDP (drei) und Freie Wähler (drei) und ein fraktionsloses Mitglied.

Doch wofür stehen die Kandidaten? Welche Ziele haben Sie? Wir haben Jörg Brand, Christian GRunwald und Dirk Noll dazu befragt. Lesen Sie nachfolgend den Artikel zum Kandidaten Christian Grunwald:

OSTHESSEN|NEWS: Warum wollen Sie Ihren Bürgermeister Job an den Nagel hängen und dafür ins Landratsamt einziehen?

Christian Grunwald: Ich habe meine Kandidatur im Juni dieses Jahres schon frühzeitig bekannt gegeben, da ich mich mit voller Überzeugung und mit klaren inhaltlichen Vorstellungen um das Amt des Ersten Kreisbeigeordneten bewerbe. In den vergangenen Jahren gab viele Entscheidungen und öffentliche Kommunikation, die dazu geführt hat, dass die Kreispolitik nicht mehr bei allen Menschen im Landkreis gleich gut ankommt. Ich möchte daher mit meiner Verwaltungserfahrung, Integrationskraft und meinem Wissen in verantwortlicher Funktion mitwirken, den Kreis wieder zusammenzuführen und eine nachhaltige und klimafreundliche Entwicklung in unserer Region in allen Kreisteilen voranzutreiben.

OSTHESSEN|NEWS: Was reizt Sie besonders an der Aufgabe des Ersten Kreisbeigeordneten?

Christian Grunwald: Mich reizt die Möglichkeit, konkret an der Entwicklung des Kreises mitzuwirken. Sowohl in den aktuellen Themen, vor allem der Sicherung der Klinikversorgung und der Digitalisierung, wie auch bei den wichtigen Themen der Zukunftsgestaltung, insbesondere dem Klimaschutz und auch der Stärkung der Gemeinwesenarbeit.

OSTHESSEN|NEWS: Was sind Ihre Ziele, falls Sie Ende September von Kreistag gewählt werden, für Ihre Amtszeit?

Christian Grunwald: Zunächst einmal möchte in dem vom Landrat ausgewiesenen Arbeitsbereich als Erster Beigeordneter loyal und im Sinne der Bürgerinnen und Bürgern des Kreises tätig sein. Welcher Bereich das sein wird, steht aktuell ja noch nicht fest, da der Zuständigkeitsbereich vom Landrat festgelegt wird.

Darüber hinaus möchte ich gerne das Initial zur Erarbeitung und Umsetzung eines ganzheitlichen Kreisentwicklungsplans für die kommende Dekade und darüber hinaus geben und dabei aktiv mitwirken. Ziel des Kreisentwicklungsplans, den es übrigens in vielen Landkreisen in Deutschland bereits gibt, soll eine innovative, planvolle und nachvollziehbare Entwicklungsperspektive für alle Teile des Landkreises Hersfeld-Rotenburg sein. Konkrete Schwerpunkte und Positionierungen in einem gemeinsam erstellten Kreisentwicklungsplan sollen Antworten und konkrete Umsetzungsperspektiven hinsichtlich der drängenden Gegenwarts- und Zukunftsfragen geben. Das fördert die Einheit des Kreises und setzt verfolgbare Ziele, die ambitioniert umgesetzt werden können.

OSTHESSEN|NEWS: Welche Probleme/Herausforderungen sehen Sie in den nächsten Jahren auf den Landkreis zukommen?

Christian Grunwald: Wir haben aktuell bereits besondere Herausforderungen, die uns sicher auch in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen werden und für die es klare Bekenntnisse und Zielsetzungen seitens des Kreises geben muss. Dazu gehören aus meiner Sicht vor allem der Umgang mit den spürbaren Auswirkungen des Klimawandels und dem Schutz vor den daraus hervorgehenden Extremwetterereignissen und die Energiewende. Dazu gehören ebenso aber auch die dringend schneller umzusetzende Digitalisierung, vor allem in den Schulen, und die Sicherung der stationären sowie haus- und fachärztlichen Gesundheitsversorgung in allen Teilen des Kreises. Letzteres ist eine besondere Herausforderung, da es auch weiterhin keinen Unterschied machen darf, wo im Landkreis man in eine gesundheitliche Notlage kommt und auf schnelle Hilfe angewiesen ist.

OSTHESSEN|NEWS: Im Kreistag gibt es keine klassischen Mehrheitsverhältnisse, gab es deshalb schon Gespräche mit den anderen Fraktionen im Kreistag?

Christian Grunwald: Ja, ich habe mich und meine konkreten inhaltlichen Vorstellungen zur Ausübung des Amts des Ersten Kreisbeigeordneten bei den Fraktionen von SPD, CDU, Grünen, UBL/Bürgerherz, FWG und FDP vorgestellt.

OSTHESSEN|NEWS: Aus welchen Gründen sollten die Kreistagsmitglieder Sie wählen?

Christian Grunwald: Berufsausbildung und Kenntnis des Landratsamts: Für mich spricht zum einen meine Berufsausbildung und mittlerweile 25jährige Berufserfahrung als Diplom-Verwaltungswirt und Verwaltungsbetriebswirt in verschiedenen Landes-, Kreis- und Kommunalverwaltungen. Aus meiner achtjährigen Tätigkeit in der Kreisverwaltung im Bereich der Sozial- und Schulverwaltung bis zu meinem Amtsantritt in Rotenburg kenne ich zudem die aktuellen Strukturen dieser Verwaltung und deren Historie, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Rechtsgrundlagen sehr gut.

Fundierte inhaltliche Kenntnis der großen Themen und Erfahrung: Zum zweiten bin ich durch mein aktuelles Amt und mein Mandat im Kreistag mit allen aktuellen Themen der Kreispolitik intensiv und unmittelbar befasst. Insbesondere kenne ich die Rahmenbedingungen und Zusammenhänge beim aktuell wichtigsten Kreisthema, der Neuaufstellung der Kliniklandschaft. Schon seit vielen Jahren stehe ich als Bürgermeister der Stadt Rotenburg a. d. Fulda zu diesem Thema in direktem und intensivem Austausch mit allen drei Kliniken im Landkreis Hersfeld-Rotenburg (Klinikum HEF sowie HKZ und Kreiskrankenhaus in Rotenburg a. d. Fulda) und sehe mich daher in der Lage, zur Sicherung der Gesundheitsversorgung im gesamten Landkreis und an einer engeren Verknüpfung der Kliniken gut mitwirken zu können. Darüber hinaus bringe ich aus meiner nunmehr fast zehnjährigen Amtszeit als Bürgermeister der zweitgrößten Stadt im Landkreis Hersfeld-Rotenburg umfangreiche Erfahrung im Umgang mit besonderen Herausforderungen mit (u. a. Schutzschirm, Kasernenschließung, Flüchtlingsunterbringung, bauliche Stadtentwicklung, Gemeinwesenarbeit u. a.) mit, die ich angesichts der vor uns liegenden Herausforderungen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg gerne einbringen möchte.

Parteipolitische Diversität: Zum dritten stehe ich für eine parteipolitische Unterschiedlichkeit in den Hauptämtern des Landkreises Hersfeld-Rotenburg. In den vergangenen 18 Jahren gab es jeweils ein Duo aus CDU-Landrat und Erster Kreisbeigeordneter von der SPD. Diese Unterschiedlichkeit hat sich in dieser Zeit aus meiner Sicht auch im Sinne der Sache als sinnvoll und nützlich erwiesen, insbesondere auch durch das Einbringen unterschiedlicher Netzwerke auf unterschiedlichen politischen Ebenen zum Wohle der Ziele des Landkreises.

OSTHESSEN|NEWS: Die beiden Altkreise scheinen bei dem einen oder anderen Thema nicht zusammengewachsen zu sein. Gerade auch bei der Frage nach dem Standort vom möglichen ICE-Fernbahnhof in der Region fehlt die Einigkeit im Landkreis. Wie sehen Sie das?

Christian Grunwald: Ich halte es für normal und legitim, dass es durch unterschiedliche regionale Bezüge auch unterschiedliche Interessen innerhalb eines Kreises gibt. Die Diskussion darüber unter Anführung des jeweiligen Für und Wider ist für eine gute Entwicklung des Kreises aus meiner Sicht auch nicht schädlich. Das sollte aber bestenfalls gemeinsam und planvoll geschehen, um letztlich dann auch mit einer Stimme zu sprechen. Hier kann der Kreis durch das angesprochene Entwicklungskonzept gemeinsam mit den Städten und Gemeinden nachhaltig klare Leitplanken setzen.

OSTHESSEN|NEWS: Ein wichtiges Thema ist die Gesundheitsversorgung im Landkreis. Welche Lösung favorisieren Sie, damit die Menschen im Landkreis ein bestmögliches medizinisches Angebot erhalten?

Christian Grunwald: Zur Sicherung des bestmöglichen medizinischen Angebots halte ich es für sinnvoll, die Gesundheitsversorgung im Klinikum weiterhin soweit als möglich in kommunaler Hand zu behalten und sie nicht von Profitorientierung privater Klinikunternehmen abhängig zu machen. Ein bestmögliches medizinisches Angebot ist darüber hinaus nur vorzuhalten, wenn die nachhaltige finanzielle Sicherung des Gesamtkonzerns Klinikum Hersfeld-Rotenburg gelingt. Das ist die wichtigste Aufgabe aller Gremien im Unternehmen und im Kreis.

Hierbei bedarf es aus meiner Sicht einer erweiterten Sichtweise als der bisher als alternativlos dargestellten Umzugsplanung und Zentralisierung des Klinikums an einem Standort in Bad Hersfeld. Ich halte es vielmehr für unerlässlich, schnellstmöglich zumindest Alternativen zum geplanten Umzug des HKZ nach Bad Hersfeld und den geplanten Klinikneubau in Bad Hersfeld zu betrachten. Das habe ich auch bereits mehrfach im Kreistag vorgeschlagen.

Daneben ist meiner Meinung nach eine enge Kooperation auf Augenhöhe zwischen dem Klinikum und dem diakonisch getragenen Kreiskrankenhaus in Rotenburg an der Fulda zur Sicherung der medizinischen Versorgung in allen Teilen des Kreises und vor allem auch zur Sicherung der betriebswirtschaftlichen Grundlage in allen Klinikunternehmen im Landkreis unabdingbar.

OSTHESSEN|NEWS: Zwischen dem Rhein-Main-Gebiet und Erfurt: Vom Landkreis Hersfeld-Rotenburg aus sind die Metropolregionen gut zu erreichen. Defizite gibt es jedoch gerade in Sachen Digitalisierung. Wie kann der Landkreis hier mehr Gas geben?

Christian Grunwald: Die drängendste Aufgabe des Landkreises im Rahmen der Digitalisierung sehe ich an den Schulen. Der Landkreis als Schulträger hat dort bereits gut im Rahmen des Digitalpakts für Ausstattung gesorgt, oft fehlt es jedoch noch an Leitungskapazitäten und vor allem auch an Personal zur IT-Administration. An dieser Stelle möchte ich mich im Rahmen meiner Tätigkeit als Erster Kreisbeigeordneter dafür einsetzen, dass die Schulen mit der Umsetzung der Digitalisierung nicht alleine gelassen werden, sondern dauerhaft personelle Unterstützung für den Betrieb von Netzen, Netzwerken und aller weiterer digitaler Infrastruktur bekommen. Kreide auf Tafel muss zeitnah ausgedient haben!

Daneben sehe ich gerade im Bereich der sich zunehmend digitalisierenden Arbeitswelt sehr gute Voraussetzungen zur Schaffung von digitalen Arbeitsplätzen in unserem Landkreis durch unsere zentrale Lage in der Mitte Deutschlands. Eine zielgerichtete Initiative des Landkreises im Rahmen der Wirtschaftsförderung in Kooperation mit den Städten und Gemeinden, beispielsweise durch die Einrichtung von Co-Working-Spaces, halte ich für einen richtigen Schritt und für eine große Chance für unsere aktuell sehr von der Logistik geprägte Wirtschaftsstruktur im Landkreis. Durch den fortschreitenden Ausbau von flächendeckendem Breitband-Internet und eben die Digitalisierung der Arbeitswelt mit zunehmenden Homeoffice-Möglichkeiten sehe ich durch die Umsetzung entsprechender gemeinsamer Initiativen sehr gute Voraussetzungen für unseren Landkreis, als kombinierter Wohn- und (digitaler) Arbeitsstandort noch attraktiver zu werden und damit eine echte Alternative zu den Ballungszentren zu sein." (Kevin Kunze/Hans-Hubertus Braune) +++

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