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Bei der Pressekonferenz am Samstag erhielt Hartmann eine Gedenkstatue von den Ahrtalern - Fotos: Facebook-Screenshots, O|N, Privat

AHRWEILER/FULDA Ende gut, alles gut

Nächtliches Drama vor Kostendeckungszusage: Fluthelfer Hartmann zufrieden

17.10.21 - Es war wohl die schlimmste Naturkatstrophe seit Jahrzenten in Deutschland: Das Ahrtal wurde im Juli von Dauerregen und Hochwasser binnen kürzester Zeit förmlich weggespült. Straßen wurden unpassierbar, Häuser stürzten ein. 139 Menschen verloren durch die Fluten ihr Leben, 26 gelten bis heute als vermisst.

"Es tut mir leid, ich gebe auf". Mit diesen Worten wendete sich der Fuldaer Unternehmer Wilhelm Hartmann, der seit mittlerweile drei Monaten Hilfe im verwüsteten Ahrtal leistet, am Freitagabend via Facebook an seine Follower. Hartmann hatte, laut eigenen Angaben, rund 250.000 Euro investiert, um im Katastrophengebiet unter anderem ein riesiges Containerdorf zu errichten.

Der Fuldaer half ab Tag 1 im Krisengebiet

"Mein Herz ist gebrochen, mein Glaube an so manches zerstört" erklärte er, nachdem er von der Kreisverwaltung Ahrweiler nun die Absage der Kostenerstattung erhalten habe. Ende Oktober müsse er so Schluss machen. Der Abbau des Containerdorfes "Wilhelmshafen" (Flutopfer nannten es zum Dank nach seinem Gründer) erfolge direkt danach. Rund 200 Menschen, die plötzlich obdachlos geworden waren, sowie Helfer, fanden bisher hier eine Unterkunft. Hier gibt es außerdem immer warme Mahlzeiten für diejenigen, die nichts mehr haben. Einen Auszug aus dem Schreiben teilte Hartmann auf Facebook: "Bei der Finanzierung Ihres Projekts handelt es sich um eine Billigkeitsleistung, auf die kein Rechtsanspruch besteht."

Ende gut, alles gut

Zum Glück stellte sich alles als Irrtum heraus. Wie sich bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz am Samstagmorgen herausstellte, hatte Hartmann die E-Mail der Kreisverwaltung falsch verstanden. Der stellvertretende Landrat Horst Gies erklärte, dass Hartmann natürlich nicht auf den Kosten sitzen bleiben würde. Man habe bereits am Morgen zusammengesessen und eine Lösung für das Problem gefunden. Der Fuldaer Unternehmer zeigte sich erfreut und betonte, jetzt zufrieden zu sein. Bereits in der kommenden Woche solle das erste Geld fließen.

© Foto: Claudia Jüngling-Bergmann

Für den Fuldaer Unternehmer Wilhelm Hartmann drohte sein selbstloser Einsatz im ...Archivfoto: O|N/Nina Bastian

"Ohne diese gute Nachricht im Gepäck hätte ich mich heute hier gar nicht her getraut", scherzte der stellvertretende Landrat. An alle gewandt erklärte er: "Danke an das ganze Team, danke für alles, was Ihr für unser Ahrtal geleistet habt. Ihr seid da, um unser Paradies wieder aufzubauen." Sogar ein positiver Aspekt habe sich in der Katastrophe gezeigt. "Viele Bürger kamen zu mir, um mir zu sagen, dass Sie den Glauben an die Menschheit zurückerlangt hätten. Die Tausenden von Helfer, die gekommen waren, seien sich für nichts zu schade gewesen und hätten selbstlos gehandelt. Dies, betonte er, würden sie auch heute noch tun.

"Reden anstatt schreiben"

Wie es in der Zukunft mit dem Wilhelmshaven und dem Baustoffzelt weitergeht, wird nun in den kommenden Tagen geklärt. So viel ist jedoch bereits jetzt klar:  Alle Elemente sollen zusammengeführt und damit gebündelt werden. Hartmann wird dem Ahrtal weiter erhalten bleiben. "Eines ist außerdem sicher: "Künftig verzichten wir auf viele E-Mails und Briefe und reden lieber gleich direkt", so Gieß abschließend.

Unbürokratisch und schnell hatte Hartmann bereits in der Nacht der Flut Mitarbeiter seiner Firma ins Krisengebiet geschickt und packte selbst mit an, als es am nötigsten war. Bis heute verbringt der 48-Jährige viel Zeit in der von der Flut gebeutelten Region und hilft, mit Maschinen aus seinem Betrieb, wo er kann.

Das Containerdorf "Wilhelmshafen" sowie ein riesiges Zelt, welches als Zwischenlager für Baustoffe und Materialien dient, errichtete er auf eigene Kosten. Jetzt, nach monatelangem Bangen, folgte die Kostendeckungszusage. Auf Hartmanns Initiative hin entstand neben dem "Wilhelmshafen" auf einem zerstörten Sportgelände in Walporzheim auch ein über 1.000 Quadratmeter großes Baustoffzelt, ein improvisierter Baumarkt, das "Baustoffzelt Kaiser". Hier können sich Betroffene, die nicht gegen Flutschäden versichert sind, kostenlos mit Baumaterial und Geräten versorgen, um ihre zerstörten Häuser vor dem nahenden Winter wieder bewohnbar zu machen.

Das Material im Bauzelt wird gestiftet. In der gesamten Bundesrepublik und sogar im Ausland wird für die Flutopfer gespendet, um den Wiederaufbau der Region zu unterstützen. Bisher wurde den Menschen im Ahrtal Material im Wert von 1,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Alles aus Spenden finanziert. (mr) +++


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