Archiv
Das Urteil wird am Donnerstag erwartet - Archivbild: mr

FULDA Zweifel am Tatvorwurf

Missbrauchsvorwürfe gegen Mutter - Staatsanwaltschaft plädiert auf Freispruch

04.11.21 - Wie schwierig ein Gerichtsverfahren ohne direkte Zeugen sein kann, zeigt sich aktuell im Fuldaer Landgericht. Einer Mutter aus der Rhön wird vorgeworfen, ihren in einem Heim lebenden Sohn sexuell missbraucht zu haben (OSTHESSEN|NEWS berichtete). Der mittlerweile 19-Jährige hatte die Frau angezeigt, nachdem er beim Porno-Schauen erwischt und danach gefragt worden war, ob er selbst missbraucht wurde. Bei der Verhandlung am Mittwoch ging es um die Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers.

Zur Aussage war die gesetzliche Betreuerin des jungen Mannes geladen. Diese erklärte, noch kein Jahr für den 19-Jährigen zuständig zu sein. Weil er unter einer leichten Intelligenzminderung (IQ von 65) und weiteren Einschränkungen leidet, wäre er, so sein Vormund, wahrscheinlich dauerhaft auf Hilfe angewiesen. "Er möchte jetzt beispielsweise aus dem Kinderheim ausziehen, wir sind gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass für ihn eine betreute Wohngruppe in einer Einrichtung für Menschen mit speziellen Bedürfnissen das richtige wäre."

Der 19-Jährige, der seit längerer Zeit auch eine Freundin hätte, sei ein introvertierter Charakter, der niemals offen unfreundlich wäre, so die Betreuerin. "Ich habe da schon andere erlebt, mit ihm klappt die Zusammenarbeit wirklich gut." Man müsse behutsam auf den jungen Mann einwirken und ihm auf seiner Ebene begegnen, "sonst macht er dicht", erklärte sie weiter. Grundsätzlich, so die Frau, benötige er jedoch "eine Initiative von außen". Oft könne ihr Schützling nicht zwischen wichtig oder unwichtig entscheiden. "Er schmeißt zum Beispiel Briefe weg, die von der Arbeitsagentur kommen, da gibt es kein bestimmtes Muster, er erkennt nicht, dass er diese Post benötigt."

Psychische Probleme

Vor ein paar Monaten, so die Frau weiter, habe sie den 19-Jährigen aufgrund eines Tremors bei einem Arzt vorgestellt, dieser habe diagnostiziert, dass das Zittern neurologische Ursachen habe. Ein später in Auftrag gegebenes gesundheitliches Gutachten, welches der junge Mann benötigte, um seinen Anspruch auf Betreuung weiter zu sichern, habe ergeben, dass er zusätzlich an einer kombinierten umschriebenen Entwicklungsstörung sowie an einer abhängigen (asthenischen) Persönlichkeitsstörung leide. Laut Definition verlassen sich Personen mit dieser Störung bei kleineren oder größeren Lebensentscheidungen passiv auf andere Menschen. Die Kraftlosigkeit kann sich im intellektuellen emotionalen Bereich zeigen; bei Schwierigkeiten besteht die Tendenz, die Verantwortung anderen zuzuschieben. Dem jungen Mann seien anschließend Medikamente gegen den Tremor sowie ein Antidepressivum verschrieben worden, weil er angegeben habe, morgens "nicht in die Gänge" zu kommen.

Dass sie bereits von dem 19-Jährigen einmal angelogen worden sei, glaubt die Betreuerin nicht. "Er flunkert nur manchmal, wenn es beispielsweise um einen Termin geht, den er nicht wahrgenommen hat." Sie wisse allerdings nicht, ob er solche Dinge tatsächlich richtig zuordnen könne. Anzeichen von einem sexuellen Missbrauch habe sie nicht festgestellt ("nur als wir am Montag hier zum Gericht fuhren, war er fast apathisch"), sie unterhalte sich allerdings auch nicht mit ihm über dessen Sexualität. Sie habe von einer anderen Betreuerin vom Missbrauchsvorwurf erfahren, jedoch nicht weiter nachgefragt.

Die anschließenden Plädoyers wurden unter Ausschluss der Öffentlichkeit gehalten, Staatsanwaltschaft sowie Verteidigung plädierten auf Freispruch, die Nebenklägervertretung forderte fünf Jahre Freiheitsstrafe. Das Urteil wird am Donnerstag erwartet. (mr) +++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön