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Chaos bei der Impfterminvergabe: "Die Situation ist sehr belastend"
24.11.21 - "Der nächste Termin ist am 14.03.2022 verfügbar." Wer aktuell auf der Suche nach einer Impfmöglichkeit ist, wird ähnliche Aussagen kennen. Spätestens nachdem Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ankündigte, das Vakzin von Biontech zu rationieren, läuten in den Arztpraxen in der Region die Telefone Sturm. Während medizinisches Personal sowie Ärzte ihr Möglichstes tun, um auf die veränderte Situation überhaupt reagieren zu können, bleiben viele Impfwillige ratlos zurück.
Explosionsartig steigende Corona-Fallzahlen sowie Unsicherheiten, die seitens der Politik bezüglich einer wegfallenden Impfstoffwahl gesät wurden, sorgten in den vergangenen Tagen für eine enorm gestiegene Impftermin-Nachfrage. Viele Geimpfte möchten sich, am besten kurzfristig, "boostern" lassen. Da die meisten von ihnen — entweder vollständig oder zumindest bei der zweiten Impfung – das Mittel aus der Mainzer Schmiede von Biontech verabreicht bekamen, möchten sie auch bei der dritten Spritze nicht auf das ihnen bereits bekannte Vakzin verzichten.
Doch einen Termin bei einem Arzt oder im Impfzentrum zu bekommen, noch dazu am besten in diesem Jahr, gestaltet sich als schwierig. 30 Dosen Biontech darf ein niedergelassener Arzt pro Woche nur noch bestellen, Zentren und mobile Impfteams wurden auf 1020 Dosen rationiert. "in vielen Hausarztpraxen geht aktuell fast gar nichts mehr", berichtet ein O|N-Reporter, der sich am Dienstag in Fulda sowie in Hünfeld bei Niedergelassenen umgehört hat.
Beschimpfungen und Frustration
"Bitte sehen Sie von einer telefonischen Anfrage nach einer Impfung ab", heißt es bereits auf vielen Homepages. Der Hintergrund: Das Praxispersonal kann die Flut der Anrufe einfach nicht mehr bewältigen. Neue Termine können viele Ärzte derzeit gar nicht mehr vergeben, einige kämpfen nach wie vor mit den Auswirkungen der künstlichen Impfstoffverknappung durch Jens Spahn. "Wir hatten bereits viele Biontech-Termine für Dezember und auch Januar vergeben, jetzt müssen wir sehen, ob wir diese überhaupt alle auch so gewährleisten können", erklärt eine medizinische Fachangestellte. Personen, bei denen eventuell Moderna verwendet werden müsste, gelte es über den möglichen Tausch zu informieren. "Es gibt Leute, denen das nichts ausmacht und die auch wissen, dass das nicht an uns liegt." Andere, so die Helferin, würden diskutieren oder sogar ausfällig werden. "Was da gerade geschieht, ist auch für uns teilweise sehr belastend."
In den Impfzentren am Klinikum Fulda sowie am Herz-Jesu-Krankenhaus ist die Lage nicht viel besser. Termine sind hier erst ab Mitte März zu bekommen. Auch Impfaktionen, die von Ärzten kurzfristig ins Leben gerufen werden, können die Nachfrage nach Impfungen nicht decken. Selbst hier sind Termine meist binnen weniger Minuten vergeben.