Archiv
Psychische Erkrankungen werden in Zeiten der Pandemie oft unterschätzt. - Foto: Pixabay

BAD SALZSCHLIRF O|N-Gespräch mit Chefarzt Günther Mild

Depressionen in Pandemie nehmen zu - "Psychische Folgen unterschätzt"

01.12.21 - Depressionen und Ängste nehmen in der Pandemie weiter zu. Nicht nur physisch ist Corona eine Gefahr, sondern auch psychisch - und die werde laut Chefarzt Günther Mild von der Verus Bonifatius Klinik Bad Salzschlirf deutlich unterschätzt. Durch Lockdowns und soziale Isolationen würden so immer mehr Menschen in Einsamkeit und emotionale Schwierigkeit verfallen. Auch die Arbeit im Homeoffice empfinden viele Beschäftigte als psychische Belastung. Die Einschränkungen im sozialen Leben seien laut dem Mediziner ein Nährboden für seelische Erkrankungen.

Chefarzt Günther Mild Fotos: Lea Hohmann

"Depressionen sind in der Gesellschaft weit verbreitet, werden jedoch im gesellschaftlichen Leben noch immer unterschätzt. Die soziale Isolation führt bei vielen Menschen zu seelischen Krisen. Home-Office oder Home-Schooling sind auch oft mit existenziellen Verunsicherungen verbunden. Das belastet ganze Familiensysteme, führt vermehrt zu häuslicher Gewalt oder Gewalt Kindern gegenüber", so Mild. Auch wenn es keine klare Lösung gebe, mit dieser Situation umzugehen, können laut dem Chefarzt Impulse oder der gemeinsame Austausch helfen: "Wir bieten aufgrund der Pandemie regelmäßig Vorträge zum Thema seelisches Gleichgewicht und Gesundheit sowie angeleitete Selbsthilfegruppen an. So können Depressionen und Ängste zumindest ein bisschen gelindert werden. Bei uns ist jeder Willkommen", betont der Chefarzt. Zudem handle es sich dabei nicht um eine Therapiegruppe, sondern um einen angeleiteten Austausch, welcher in Zeiten von Corona leider oft zu kurz kommt. "Es ist sehr wertvoll und wichtig, miteinander das Gespräch zu suchen. Es kann helfen den Alltag besser zu bewältigen. Zudem ist es in dieser Zeit schwer, Therapieplätze zu bekommen. Oft hat man lange Wartezeiten, eine angeleitete Selbsthilfegruppe kann da ergänzend anregend und ermutigend sein", so Mild.

Richtig glücklich ist wohl mit der Situation momentan keiner. Mild rät daher: "Oft erhellt man die Stimmung schon durch einen Spaziergang an der frischen Luft. Natur und Bewegung können da etwas Abhilfe schaffen". Zudem solle man trotz räumlicher Distanz aktiv die Gespräche mit Menschen, die einem selbst guttun, suchen. "Das ist, wenn man sich schon nicht persönlich sehen kann, wichtiger denn je", so der Chefarzt. Außerdem sei es hilfreich, sich Tätigkeiten zu widmen, die man entweder besonders gut kann oder die einfach angenehm sind und guttun.

Dunkelziffer psychischer Erkrankungen weitaus höher

Trotzdem sei es wichtig, sich in Krisensituationen professionelle Hilfe zu holen. "Viele Menschen haben noch immer eine Hemmschwelle, sich nach Hilfe zu erkundigen. Eine Depression macht sich durch bestimmte Zeichen bemerkbar. Einsamkeit ist nur eines davon. Dazu kommt der Aspekt, sich nicht mehr wirklich über etwas freuen oder Unternehmungen nicht mehr genießen zu können. So etwas schleicht sich langsam in den Alltag ein", sagt der Mediziner. So würden viele Menschen gar nicht merken, wie sie unbewusst in eine Depression hineinrutschen.

Verus Bonifatius Klinik in Bad Salzschlirf

Daher sei es wichtig, dass psychische Erkrankungen in der Gesellschaft mehr in den Fokus gerückt werden. "Wenn sich die Umstände in Deutschland in dieser Hinsicht ändern würden, so gäbe es auch eine niedrigere Hemmschwelle, psychologische Hilfe zu suchen", meint Mild, der betont: "Die Dunkelziffer psychischer Erkrankungen ist ja noch weitaus höher". Zum Problem würden psychische Probleme aber erst, wenn sie die Lebens- und Alltagsqualität des Betroffenen einschränken. "Spätestens dann sollte man sich professionelle Hilfe suchen", rät der Chefarzt. "Mit den heutigen Methoden und Mitteln sind seelische Erkrankungen gut behandelbar. Die Betroffenen sollten wissen, dass dieses Tief kein Zustand für immer ist. Wir haben in unserer Gesellschaft schon viele Krisen überstanden und einen Umgang damit gefunden. So wird es auch mit Corona sein", ist sich der Mediziner sicher.

Wer die Angebote der Verus Bonifatius Klinik nutzen möchte, kann sich über Instagram und Facebook über Termine der Selbsthilfegruppe sowie der Impulsvorträge informieren. (Lea Hohmann) +++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön