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Der Aerosolforscher Dr. Gerhard Scheuch - Foto: privat

REGION Coronavirus verteilt sich in Innenräumen

Aerosolforscher Gerhard Scheuch: "AHA-Regeln müssen angepasst werden"

08.12.21 - Das Coronavirus bestimmt unseren Alltag. Viele Menschen fragen sich, wie sie sich am besten schützen können. Auch viele Fachleute beschäftigen sich mit der Thematik, wollen verstehen, wie sich das Coronavirus verbreitet. Daraus wollen sie entsprechende Verhaltensweisen und Maßnahmen entwickeln, um die Gefahren einer Infektion zumindest zu vermindern und den Menschen zu erklären, worauf sie achten sollen. Eine Gruppe um den Aerosolforscher Doktor Gerhard Scheuch hat den Verein "Sokrates - Ein Forum kritischer Rationalisten" gegründet.

"Der Verein wurde im September 2021 gegründet und befindet sich im Aufbau. Er hat sich in der Pandemie entwickelt, wo gerade in Deutschland die wissenschaftliche Aufarbeitung große Mängel gezeigt hat. Geplante Projekte sind neben Stellungnahmen, wie jetzt aktuell zur Ansteckungsgefahr in Innenräumen, mittelfristig Veranstaltungen und Fortbildungen", beschreibt der Verein auf seiner Internetseite. Vorsitzender ist Professor Dr. med. Dieter Köhler. Dr. rer. nat. Gerhard Scheuch ist einer der Gründer und zweiter stellvertretender Vorsitzender.

"Wir wussten nicht viel über die Ausbreitung"

In einem aktuellen Beitrag beschäftigen sich die Fachleute mit der Thematik: Relevante Hygienemaßnahmen bei der Coronapandemie. "Am Anfang der Pandemie vor bald zwei Jahren wussten wir wenig und waren daher aus guten Gründen besonders vorsichtig. Davon waren auch die Hygieneempfehlungen geprägt, weil wir nicht viel über die Ausbreitung wussten und den wichtigsten Ausbreitungsweg in einer Pandemie noch nicht im Blick hatten: Die Abatmung von virushaltigen kleinen Aerosolen. Es dauerte seine Zeit bis sich hier der Nebel lichtete, um einmal im Bild zu bleiben. Dieser Ausbreitungsweg ist nämlich seit 2008, insbesondere bei der Influenza gut untersucht und abgesichert", schreiben die Fachleute in ihrem Beitrag. Der Artikel ist komplett und mit entsprechenden Verlinkungen auf Quellen) auf der Internetseite Relevante Hygienemaßnahmen bei der Coronapandemie zu finden.
Eine der genannten Erkenntnisse in dem Artikel: "Abgeatmete Aerosolwolken können wie Zigarettenrauch in unbelüfteten Räumen lange in der Schwebe bleiben. Kleine Räume sind daher wichtige Infektionsorte (Fahrstühle, Toiletten, kleine Büros, das z. B. ein Superspreader vielleicht gerade verlassen hat, Busse. PKWs usw.). Die Coronaviren brauchen ein spezifisches Umfeld, um sich zu verbreiten: die virushaltigen Partikel sind nämlich durchaus empfindlich: Sie werden durch Licht und Änderung der Luftfeuchte abgetötet bzw. trocknen aus, wenn die Wasserhülle verdampft. So erklärt sich auch, warum Coronaviren in der Zimmerluft eine Halbwertszeit von etwa einer Stunde haben. Im Freien, und insbesondere bei Sonnenlicht, überleben die Viren dagegen nur wenige Minuten. Kälte verlängert die Lebensdauer, wie man in der fleischverarbeiteten Industrie gesehen hat. Durch den warmen Atem und die Körperwärme werden die abgeatmeten Partikel dagegen draußen in die Höhe transportiert, wo sie sich schnell verdünnen. Deswegen sind kleine und flache Räume besonders gefährlich; hohe hingegen nicht. Daraus ergibt sich eine weitere zentrale Erkenntnis: An der Außenluft besteht keine Ansteckungsgefahr, weil der Atem sofort nach oben steigt und sich stark verdünnt, weshalb dort auf Masken oder Abstand verzichtet werden kann."

Die Risiken besser einschätzen

"Unser Fazit lautet: Je länger die Pandemie dauert, umso mehr können wir über die Tücken eines solchen Virus lernen. Die Veränderung etwa von Hygieneregeln ist deshalb als Teil dieses Erkenntnisprozesses zu verstehen. Sie ermöglicht es uns, Risiken besser einzuschätzen. Gut begründete Hygieneregeln sollten auch nicht als Einschränkung unseres Alltags begriffen werden, sondern sie ermöglichen ihn uns. Deshalb hat unser Lufthygiene-Check für Innenräume (unter: https://www.sokrates-rationalisten-forum.de/ ) auch das Ziel, uns möglichst sicher durch diesen Herbst und Winter zu bringen. Und so müssen wir noch eine Frage beantworten: Welchen Sinn macht es aus dieser Perspektive, die Weihnachtsmärkte im Freien zu schließen, um die Menschen zum gemütlichen Umtrunk in ihre engen Wohnzimmer zu zwingen? Die Antwort lautet: Keinen", heißt es in dem Artikel abschließend.

Die Redaktion von OSTHESSEN|NEWS hat bei Doktor Gerhard Scheuch aus Gemünden (Wohra) im Landkreis Waldeck-Frankenberg zum beschriebenen Artikel nachgefragt:

Sind aus Ihrer Sicht damit die AHA-Regeln nicht notwendig oder müssen zumindest angepasst werden?

Gerhard Scheuch: Aus meiner Sicht müssten und sollten sie angepasst werden. Die Handhygiene ist zwar gut aber bringt absolut nichts in Bezug auf die Bekämpfung der Ausbreitung des Virus. Abstand ist ok, und natürlich auch Masken. Das letzte A bei der AHA Regel bedeutete ja Alltagsmasken, was natürlich nicht ganz stimmt, denn es werden ja jetzt medizinische bzw. FFP2 Masken empfohlen. Angepasst würden die Regeln lauten: Oft ins Freie gehen, viel lüften, Abstand halten, Masken in Innenräumen.
 
Welche konkreten Tipps haben Sie für die Menschen? Generell im Innenraum Mund-Nasen-Schutz tragen?

Gerhard Scheuch: Möglichst größere Versammlungen in Innenräumen meiden. Und wenn dann möglichst kurze Treffen. Oft im Freien aufhalten. Oft lüften und Raumluftfilter einsetzen, falls vorhanden. Und natürlich weiter Masken aufsetzen, insbesondere beim Einkauf und in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Wie können die Menschen Weihnachten zusammen feiern? Praktisch ein kleiner familiärer Weihnachtsmarkt zu Hause im Garten oder auf der Terrasse wenn möglich?

Gerhard Scheuch: Das letztere wäre natürlich perfekt. Aber man kann auch in Innenräumen feiern. Möglichst mit wenigen Menschen gleichzeitig, ebenfalls häufig lüften (ein gutes Weihnachtsgeschenk wäre ein CO2 Messgerät, damit kann man die frische Luft in Innenräumen gut kontrollieren). Am Freitag publiziere ich einen Podcast zum Thema private Feiern auf meinem Youtube Kanal: https://www.youtube.com/channel/UC15PTTSXVvX6g0_dHskM6cw ." (Hans-Hubertus Braune) +++

Aerosolforscher Dr. Gerhard Scheuch: Die Gefahr lauert in Innenräumen


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