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FULDA Der Stadtpfarrer bei O|N

Impulse von Stadtpfarrer Buß: Jesus – Gott in Windeln

29.12.21 - "Ich bin Stadtpfarrer Stefan Buß aus Fulda!" In der Weihnachtsgeschichte haben die Windeln eine wichtige Bedeutung. Sie kommen sogar zweimal vor. Einmal heißt es: "Und sie (also Maria) gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe." (Lk. 2,7). Und dann heißt es schließlich, als der Engel zu den Hirten spricht: "Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen." (Lk. 2,10-12).

Wer da meint, das sei doch reiner Zufall, dass da Windeln erwähnt werden und dass das ebenso sei, dass Babys in Windeln gewickelt werden, der ist schief gewickelt. Denn ausdrücklich ist uns hier gesagt: "Das habt zum Zeichen" (Lk. 2, 12). Wir beziehen das immer gerne auf den Stall und die Krippe, aber die Windeln werden hier sogar zuerst genannt: "Ihr werdet finden, das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen." (Lk. 2,12). Das soll also Erkennungswert haben. So was Banales? Daran soll also der Christus erkennbar sein – an den Windeln, in die er gewickelt ist? Nun, es ging damals dabei nicht um eine bestimmte Marke. Die Windeln von Jesus sind tatsächlich ein ganz markantes Zeichen der Weihnachtsgeschichte. Auf ganz vielen Bildern der Kunst wird Jesus entsprechend nackt gezeigt oder nur sehr unvollständig eingewickelt. Viele Künstler jedenfalls mögen sich gedacht haben: "Windel"? - Gottes Sohn macht sich in die Hosen? – das kann doch nicht sein. Das ist doch wirklich zu peinlich. Das malen wir lieber gar nicht erst. Und ehrlich gesagt, wenn ich so den Worten von Müttern und Vätern glauben darf, dann ist das fünf- bis sechsmalige Wechseln der Windeln pro Tag ja auch keineswegs immer so erfreulich.

Es kostet viel Zuwendung, Geduld, Zeit, Nerven und viel Toleranz im Blick auf Geruchsentwicklung …das riecht nämlich ganz anders als wie am Heiligen Abend nach schönen Parfüms, lecker Essen und Nelken und Zimt. Aber die Mütter und Väter erzählen mir auch, dass sie das gerne tun, trotz allem, weil sie so voller Liebe für ihr Kind sind und weil es so schön ist, für das Kind sorgen zu können, das ohne sie ganz hilflos wäre. Ja, und vielleicht ist gerade das ein ganz wichtiger Bezugspunkt zur Weihnachtsgeschichte. Jesus wird nämlich in die Hände von Joseph und Maria gelegt. Sein Leben wird Menschen zugemutet und anvertraut. Den Hirten, die staunend Guten Tag sagen und ihrer Freude nachgehen genauso wie den drei Weisen aus dem Morgenland und wer auch immer noch bis heute dazugekommen ist. Christus hat sich uns ausgeliefert. Wenn von Königen oder Kaisern da die Rede ist, dann werden zwar Windeln durchaus erwähnt, aber nicht, dass sie darin eingewickelt worden wären, sondern im Vordergrund steht da ein anderer Gedanke.

Bereits bei den alten Pharaonen gab es die Redewendung vom "Herrschen auf den Windeln" und ähnlich hat das auch der berühmt berüchtigte Kaiser Caligula für sich in Anspruch genommen – schon "auf den Windeln Herrscher" gewesen zu sein. Das sollte einfach besagen: Er hätte schon immer die Herrschaft besessen, schon ewig und drei Tage, er oder andere Herrscher und Mächtige seien quasi zum Herrschen geboren und haben es im wahrsten Sinn des Wortes mit der Muttermilch eingesogen. Mehrere Dinge sind dabei bezeichnend für diese besondere Marke Jesus Christus, der als Markenzeichen die Windel trägt. Zum einen: Er ist verletzlich und bedürftig, auf die Hilfe anderer angewiesen wie ein jeder Mensch. In diesem kleinen Jesuskind wird also deutlich, wie sehr wir aufeinander verwiesen sind, denn man kann sich nicht selbst in Windeln wickeln – als Baby nicht und bettlägerig im hohen Alter auch nicht. Jesus wird im wahrsten Sinne des Wortes gebunden und verbindet, verbündet sich mit den Menschen, denn nichts anderes heißt eigentlich das griechische Wort, das da im Originaltext für "gewickelt" steht – "gebunden". Weihnachten ist die Entdeckung: Gott kommt zu uns Menschen, damit wir nicht für uns selbst bleiben, nur auf uns selbst bezogen leben und uns jeglicher Verantwortung füreinander entbinden, sondern einander suchen, versöhnen, binden, verbünden. Darum ist die Windel in der Weihnachtsgeschichte so wichtig: Als Zeichen dafür, dass die verletzliche Liebe größer ist als das Kalkül der Macht, als Zeichen dafür, dass Gottes Liebe längeren Atem hat als die Resignation der Menschen, längeren Atem auch als all die, die im Namen Gottes Menschen Gewalt antun - die Windel als Zeichen dafür, dass uns die Liebe Gottes heute noch anrührt und in Bewegung setzt. (Stefan Buß) +++

Stadtpfarrer Stefan Buß aus Fulda Archivfoto: O|N

Foto: Stadtpfarrer Buß


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