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Entspannt beim Gespräch mit Schulleiter Christian Bolduan – MdB Anna Kassautzki - Fotos: privat

ALSFELD Von der ASS übers KJP in den Bundestag

Albert-Schweitzer-Schule begrüßte MdB Anna Kassautzki

24.12.21 - Sie hat im Alter von 27 Jahren bei der Bundestagswahl im September den Wahlkreis Vorpommern-Rügen - Vorpommern-Greifswald I geholt. Ihre Vorgängerin dort heißt Angela Merkel. Anna Kassautzki, geboren in Heidelberg, aufgewachsen in Leusel, Abitur in Alsfeld, ist in diesem Alter bereits ein politisches Urgestein. Dass sie dennoch nicht damit gerechnet hätte, sobald im Bundestag zu sitzen, was ihre Motivation ist, was sie anders machen will als viele andere Politiker und viele Dinge mehr – das erfuhren kurz vor den Weihnachtsferien Schülerinnen und Schüler der Stufe Q1 der Albert-Schweitzer-Schule, die sich mit vielen Fragen auf Anna Kassautzki vorbereitet hatten. Mit im Publikum saß auch eine kleine Abordnung des Kreisjugendparlaments, das Kassautzki später als "ihren ersten Kontakt mit der parlamentarischen Demokratie" bezeichnen würde.

Begrüßt wurde die ehemalige Schülerin von Schulleiter Christian Bolduan, und auch der eine oder andere Lehrer, der sie noch aus ihrer Schulzeit kannte, ließ es sich nicht nehmen die Bundestagsabgeordnete zu begrüßen. Es war ein freudiges Hallo auf allen Seiten – auch die Schülerinnen und Schüler der Q1 genossen es, eine Politikerin fast in ihrem Alter vor sich zu haben, eine, die ihre Belange im Bereich Klimaschutz vertreten dürfte, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen möchte und bei all ihren Idealen schon jetzt weiß, dass Politik auch Kompromisse bedeutet. Moderiert wurde die Fragestunde von PoWi-Lehrerin Antje Stein.

Schon im Alter von 13 Jahren hatte Kassautzki sich politisch engagiert, berichtete sie: Gruppierungen aus dem äußersten rechten Rand machten damals im Vogelsberg von sich reden und sie wollte sich dem auf demokratischem Weg widersetzen. "Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, wir müssen sie Tag für Tag verteidigen", heißt es auf ihrer Website – das gilt heute mehr denn je, wie ein Blick auf die Nachrichtenlage zeigt. Zunächst Mitglied in der Antifaschistischen Bildungsinitiative e.V. (Ihr ist Kassautzki bis heute treu und der Verein stand am Montag als nächster Termin auf dem Programm der Politikerin.), trat sie bald in das Kinder- und Jugendparlament (heute Kreisjungendparlament) des Vogelsbergkreises ein, dessen Vorsitzende sie zwei Jahre lang war. Mit 19, während ihres Studiums der Staatswissenschaften in Passau, trat sie in die SPD ein und war seitdem in den verschiedensten Gremien aktiv.

Als ein Schlüsselerlebnis gilt ihr das Schülerpraktikum bei dem damaligen SPD-Abgeordneten Rüdiger Veit: Er habe ihr viel erklärt - vom Wissen über die Strukturen im Bundestag profitiert sie gerade als neue Abgeordnete sehr. Elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat sie, sobald alle Stellen voll besetzt sind, die sie in Berlin und ihren Wahlkreisbüros unterstützen: Drei Büros möchte sie eröffnen in einem Wahlkreis, der größer ist als das ganze Saarland und den sie gut betreut wissen will.

"Manchmal reicht es nicht mehr, über die Mandatsträger etwas verändern zu wollen", so Kassautzki zu ihrer Motivation, selbst für den Bundestag zu kandidieren, "dann muss man selbst an den Hebeln sitzen." Eine Mitbewerberin hatte sie um die Kandidatur in ihrem Wahlkreis. Doch die 27-Jährige konnte ich durchsetzen. "Im Wahlkampf hatte ich dann große Unterstützung von Manuela Schwesig, aber wir haben auch echt gekämpft." Dass sie arbeiten kann, hat Anna Kassautzki schon während ihres Studiums gezeigt: Als Servicekraft verdiente sie neben dem Studium und der politischen Arbeit ihr Geld.

Hart arbeiten wird sie auch als Bundestagsabgeordnete: Von morgens um sieben bis abends um elf gehen die Tage in den Sitzungswochen – "Auch wenn man uns nicht im Plenum sitzen sieht, arbeiten wir in den Ausschüssen." -, kürzere Tage, von acht bis acht, gönnt sie sich dann, wenn sie in ihrem Wahlkreis ist. Dort genießt sie es, verschiedene Firmen, Vereine und Einrichtungen zu besuchen und sich zu informieren, was in "MV" los ist und wie sie die Belange der Menschen in Berlin einbringen kann. Dass der Mindestlohn von 12 Euro kommt, freut sie sehr. Dass sie in den Ausschüssen "Digitales" und "Ernährung und Landwirtschaft" sitzt, ebenso. In all diesen Bereichen hat sie Anliegen und Kompetenzen. Natürlich stimme sie nicht mit allen Meinungen und Strömungen in der Partei überein, so Kassautzki. Es klingt durch, dass sie sich mehr Vorstöße zum Klimaschutz von der SPD gewünscht hätte, dass sie nicht dem "Law-and-order-Flügel" angehört und dass sie glaubt, dass die Anforderungen der Digitalisierung und des Datenschutzes hier und da nicht tief genug durchdrungen werden. Letzteres wird sie als stellvertretende Digitalpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion sicher in die Hand nehmen. Genauso wie sie sich selbstverpflichtet, neben ihrer Arbeit im Bundestag keine Nebentätigkeiten auszuüben. ("Es gibt als Mandatsträger genug zu tun, und wir verdienen ein Vielfaches des deutschen Durchschnittseinkommens.")

Gefragt nach ihrer außenpolitischen Haltung, antwortete Kassautzki, eine "harte Hand in der Außenpolitik" bringe nichts: "Wandel durch Annäherung" nach Willy Brandt sei das Gebot der Stunde. Man müsse "im Gespräch bleiben und dennoch Druck ausüben." Dennoch ist die Neue im Bundestag nicht jedermanns Freundin: "Es gibt Menschen hier, die grüße ich nicht", sagt sie ganz klar. Auch über Lobbyarbeit sprach die junge Politikerin offen mit den Schülerinnen und Schülern: Lobbyisten zuzuhören sei wichtig – von Apple bis zu den Gewerkschaften.

"Mich zu informieren, gehört zu meinen Aufgaben, aber kaufen lasse ich mich nicht."

Viel hatte Anna Kassautzki noch zu berichten, als sie für zwei Schulstunden zurück war an der ASS: Es ging um politische Vorbilder und darum, wie Olaf Scholz und Karl Lauterbach eigentlich so sind. Darum, wie sie als junge Frau im Bundestag angekommen ist, und ja, auch um (überwiegend) Männer, die sich gerne und oft reden hören. Sexistische Äußerungen bei Redebeiträgen von Frauen gäbe es immer noch aus der AfD-Fraktion, die sich nicht an die Etikette des Hauses halte. Gleichwohl, sagte Kassautzki, wolle sie den Dialog mit deren Wählerinnen und Wählern anstreben: "Es geht doch darum, die Menschen ernst zu nehmen und zu hören, was ihre Probleme sind. Und darum, den Menschen zu sagen, dass die AfD die sozialen Probleme nicht lösen wird.

Das steht gar nicht in ihrem Programm." Es ging um ihre Lieblingsthemen, die sie, wann immer es ihr möglich ist, platzieren möchte. Neben der Digitalisierung, dem Datenschutz und dem Klimaschutz ist dies auch der ländliche Raum. Sie hat zu vielen Themen eine Haltung, und die Schülerinnen und Schüler wurden nicht müde, sie danach zu fragen: Impfpflicht, Mobilität, Frauenquote, Netzpolitik. Zum Ende der ehrlichen und sehr authentischen Politiksprechstunde appellierte Kassautzki an die jungen Erwachsenen an ihrer ehemaligen Schule: "Bringt euch ein, mischt mit! Nur so wird am Ende alles besser." (pm) +++


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