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FLIEDEN Über 100 Jahre Tradition

"Frohes Neujahr, Sack voh Säuhoar" - Neujahrsesel zieht durch Döngesmühle

01.01.22 - Es ist eine Tradition, die auf über 100 Jahre Geschichte zurückblickt: Jedes Jahr am 31. Dezember ziehen die Burschen aus dem Fliedener Ortsteil Döngesmühle mit ihrem "Neujahrsesel" durch die Straßen, um den Dorfbewohnern einen guten Beschluss und ein schönes neues Jahr zu wünschen. An den Haustüren singen sie ihr traditionelles Neujahrslied und es wird gemeinsam auf das kommende Jahr angestoßen. Außerdem können die Bürger mit einer kleinen Spende die Betroffenen der Flutkatastrophe im Ahrtal unterstützen.

Seit über 100 Jahren ziehen in Döngesmühle zum Jahreswechsel die Eselburschen ...Fotos: Lea Hohmann

Jonas Harengel ist schon viele Jahre als Esel dabei.

Frisch getestet und gestärkt ging es bereits früh am Morgen los.

Bereits morgens in der Früh ging es für die Esel mit einem ausgiebigen Frühstück los. Frisch getestet und gestärkt, geht es für die in Lumpen bekleideten Burschen dann weiter durchs Dorf. Mit dabei: ein selbstgebauter Esel aus Holz. "Das hat man früher schon so gemacht. Damals haben die Esel mit ihren Kostümen unter anderem verschiedene Berufe dargestellt", erzählt Jonas Harengel. Der leidenschaftliche Döngesmühler ist bereits zum achten Mal bei der Tradition dabei. "Im letzten Jahr musste der Neujahrsesel auf etwas andere Weise stattfinden. Corona hat uns da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Trotzdem wollten wir die Tradition auch in diesem Jahr aufrechterhalten und haben spontan einen kleinen Bulldogumzug auf die Beine gestellt, bei dem der Esel durchs Dorf gefahren wurde", so der 23-Jährige.

Gemeinsam mit den Bewohnern wird auf das neue Jahr angestoßen.

Bevor es losging, wurde sich getestet.

Damals wurde der Esel noch von den Burschen durch die Straßen getragen. ...

Eine Tradition, die nicht an Bedeutung verliert

Mit ihrem Neujahrslied "Frohes Neujahr, Sack voh Säuhoar" stimmen die Burschen an den Türen auf den Jahreswechsel ein. "Es ist wirklich schön zu sehen, dass man den Menschen eine Freude bereiten kann. Viele Familienväter denken bei unserem Besuch an ihre Zeit als Esel zurück, die Kinder sind neugierig und wollen Bilder mit dem Esel machen", so der Eselsbursche.

Der Besuch des Esels ist in Döngesmühle am 31. Dezember Tradition.

Dass Tradition in Döngesmühle großgeschrieben wird, ist kein Geheimnis. "Mein Opa hat damals schon mitgemacht und meine Oma sagte immer: 'Ein Jahr ohne Esel, wird kein gutes Jahr'", lacht der 23-Jährige. Auch Anwohner Stefan Schaub kann sich noch gut an die "Eselzeit" erinnern: "Schon früher sind wir von Haus zu Haus gezogen. Es ist jedes Jahr wieder schön, dass es noch Jungs gibt, die diese Tradition aufrechterhalten", so der Döngesmühler.

Gerhard Röbig denkt gerne an die Zeit zurück, in der er selbst als Bursche dabei war: "Mit 14 oder 15 Jahren habe ich mit meinen Klassenkameraden mitgemacht. Damals haben wir den Esel noch getragen", erinnert er sich. 

Schon früher waren die Esel in alten Lumpen gekleidet oder stellen mit ihren Kostümen ...

Gerhard Röbig erinnert sich gerne an seine Zeit als Esel zurück.

Ursprung nach dem Ersten Weltkrieg

Die Tradition in Döngesmühle besteht nach Aussage älterer Dorfbewohner schon seit der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Die ersten Bildaufnahmen gab es erst in den Zeiten der 50er und 60er Jahre. In dieser Zeit, den damals ärmlicheren Umständen, wurde mit dem Wenigen, was die Menschen hatten, ein "Esel" gebaut. Dieser wurde damals noch von zwei Personen auf den Schultern getragen. Früher, in den 60er Jahren, wurde der Kopf des Esels mittels Sack mit Sägemehl aufgefüllt. Dementsprechend schwer war die ganze Konstruktion. In den darauffolgenden Jahren wurde nicht nur in den beruflichen Zweigen, sondern auch beim Brauchtum des Neujahrsesels der Arbeitsschutz eingeführt und verbessert. So wurde der Eselskopf später durch eine Konstruktion aus Styropor ersetzt. Auch das Tragegestell wurde in einer leichteren Bauweise ausgeführt. 

Alte Erinnerungen an die Eselzeit

Auch die Kleinen freuen sich jedes Jahr auf den Besuch des Esels.

Das Böse mit Lärm und einem "Geistigen Getränk" vertreiben

Mit der Aktion soll das Böse des zu Ende gehenden Jahres vertrieben werden. Durch laute Geräusche, wie Böller, Pauken oder Trommeln, soll das Böse verjagt werden. Um auf Nummer sicher zu gehen, dass dies auch wirklich gelingt, gab es in früherer sowie jüngerer Zeit ein kleines "Geistiges Getränk", damit auch wirklich alle bösen Geister "weggespült" werden. Als kleine Anerkennung gab es in den Nachkriegszeiten von den Bewohnern dazu noch diverse Lebensmittel. In der heutigen Zeit kann in eine kleine Blechkasse ein Geldbetrag eingebracht werden.

Stefan Schaub war früher selbst als Esel dabei und freut sich jedes Jahr auf den Besuch ...

Der Zusatz "Frohes Neujahr, Sack voh Säuhoar" ergänzt den Silvestergruß und vermittelt, dass man dem Hausbewohner ein vollgefülltes Getreidemaß (Sack) mit Schweinehaaren wünscht, was auf ein reichhaltiges, tierisches Nahrungsangebot zurückzuführen ist. Ob in der heutigen Zeit ein "Sack voh Säuhoar" die gewünschte Neujahrsfreude auch wirklich übermittelt, sei mal dahin gestellt. Eines ist aber sicher: Die uralte Tradition hat für die Burschen und die Dorfbewohner in der Döngesmühle auch heute nicht an Bedeutung verloren. (Lea Hohmann) +++

Statt mit Böllerei machten die Esel in diesem Jahr mit Trommeln auf sich aufmerksam. ...

Der negative Coronatest wurde kurzerhand als Umhänger umfunktioniert.

Stefan Schaub

Johannes Schaub ist schon lange beim Esel dabei

Gerhard Röbig


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