
"Unverständlich und inakzeptabel": Wenn der Tierarzt gegen Corona impft
17.01.22 - Während Fiffi seine Wurmkur erhält, bekommt Herrchen (oder Frauchen) gleich nebenan eine Spritze gegen das Coronavirus gesetzt: Was vielleicht seltsam klingt, ist seit Januar möglich. Nach geändertem Infektionsschutzgesetz dürfen Veterinärmediziner auch Menschen impfen, Voraussetzung dafür ist eine fünfstündige Onlineschulung sowie ein zweistündiges "Praktikum" in einem Impfzentrum oder in einer ähnlichen Einrichtung.
Im Kampf gegen die Pandemie wird nach wie vor auf mehrere Pferde gesetzt. Maske tragen, Abstand halten, 2G oder 2G+ und, natürlich, impfen, impfen, impfen. Damit dies noch zügiger umgesetzt werden kann, hat die Bundesregierung beschlossen, Zahn- und Tierärzte sowie Apotheker mit ins Boot zu holen. Nach absolvierter Schulung, die in Hessen seit dem 12. Januar möglich ist, dürfen sie jetzt Corona-Schutzimpfungen setzen.
Etwas, dass zumindest teilweise der Landesärztekammer Hessen sauer aufstößt. "Die Impfung ist der einzige Weg aus der Pandemie. Daher impfen Ärztinnen und Ärzte seit Monaten mit großem individuellem und zeitlichem Einsatz gegen Corona", so Dr. med. Edgar Pinkowski, Präsident der Landesärztekammer Hessen. "Wenn der richtige Impfstoff zur richtigen Zeit in der richtigen Menge am richtigen Ort ist, ist das anstrengend, aber leistbar. Und zwar unter ärztlicher Verantwortung, denn das Impfen ist eine ärztliche Aufgabe."
Auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS erklärt Katha Möhrle, Leiterin der Stabsstelle Medien der Landesärztekammer: "Es geht nicht darum, andere Heilberufe herabzusetzen. Impfungen bei Menschen durchzuführen, sollte allerdings denen vorbehalten bleiben, die dies in ihrer beruflichen Praxis tun oder getan haben und ein humanmedizinisches Studium absolvierten."
"Es gibt genügend Humanmediziner"
Dass die Bundesregierung nun auch nicht humanmedizinische Heilberufe nach einer nur wenige Stunden umfassenden Schulung zur Impfung gegen Corona zulasse, aber verhindere, dass sich approbierte Ärztinnen und Ärzte, die nicht als Vertrags-, Betriebs- oder Privatärzte tätig sind, eigenständig an den Impfungen beteiligten, sei völlig unverständlich und inakzeptabel, kritisiert Präsident Dr. Pinkowski. "Damit werden beispielsweise Ärztinnen und Ärzte im Ruhestand oder in Elternzeit von den Impfungen ausgeschlossen. Eine Fehlentscheidung, die umgehend rückgängig gemacht werden muss!" (mr) +++