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Verzweifelt versuchte sich die Frau gegen die Gewalt ihres Mannes zu wehren - Symbolbild: pixabay

FULDA "Das ist alles gelogen!"

Frau mit Flasche auf Kopf geschlagen, gewürgt und bedroht: Täter verurteilt

21.01.22 - "Wenn Sie nach acht Jahren in Deutschland immer noch nicht begriffen haben, dass Ihre Frau nicht Ihr Eigentum ist und sagen, 'wenn ich sie nicht haben kann, soll sie keiner haben', dann ist bei der Integration etwas gehörig schiefgelaufen", urteilte Richter Szymon Mazur. Dem zur Tatzeit 27-jährigen Angeklagten hatte die Staatsanwältin gefährliche Körperverletzung in Tateinheit mit Bedrohung und Beleidigung seiner Frau vorgeworfen. Er soll am Abend des 9. Oktober letzten Jahres gegen 20:00 Uhr in deren im Erdgeschoss gelegene Wohnung eingedrungen, sie mit dem Tode bedroht, beschimpft, beleidigt, gewürgt und mehrfach mit Fäusten und einer Weinflasche ins Gesicht und auf den Kopf geschlagen haben, so dass sie starke Schmerzen erlitten und multiple zum Teil lebensgefährliche Verletzungen davongetragen habe, die bis heute Spätfolgen haben.

Nachdem Staatsanwältin Miriam Hagemann die lange Liste der Verletzungen vorgelesen hatte, die der ehemalige Lebensgefährte dem Opfer an diesem Abend zugefügt hatte, ließ dieser heute vor dem Amtsgericht seinen Dolmetscher übersetzen: "Das ist alles gelogen!" Er habe Streit mit der Mutter seiner Kinder gehabt, weil sie seine Mutter in Somalia angerufen und der erzählt habe, dass er Alkohol trinke, was ihm als Moslem ja verboten sei. Darüber habe er sich so geärgert, dass er sie geohrfeigt habe.

Doch die von der Gerichtsmedizin am Tatabend aufgenommenen Fotos des Opfers sprechen eine andere Sprache: Würgemale, Blutergüsse und eine große Beule auf der Stirn. Die Verletzungen hätten die Frau durchaus in Lebensgefahr bringen können, so die Einschätzung der Mediziner. Dazu kamen verbale Morddrohungen und die Ankündigung und der Versuch, sie anal zu vergewaltigen, was sie als Muslimin als besonders demütigend und entwürdigend empfunden hatte.

Im Zeugenstand schilderte die Frau in gutem Deutsch das Martyrium, das vor den Augen eines ihrer Kinder stattfand. Erst als sie sich ihrem Exmann zu Füßen geworfen und gefleht habe, ließ er von ihr ab. Als er ins Bad gegangen sei, um sich zu waschen und dafür seine Jacke ausgezogen habe, kam sie an ihr Handy, das er eingesteckt hatte, floh mit den Kindern  in ein Zimmer, wo sie die Tür mit einem Babybett verbarrikadierte und rief die Polizei zu Hilfe.

"Sie haben das Gericht fassungslos gemacht!"

Die Aussage der Frau fand das Gericht in allen Punkten glaubwürdig, sie habe den Tathergang detailliert und ohne Widersprüche erläutert und dabei keinerlei Belastungseifer gegen ihn gezeigt. "Sie hat ihn im Gegenteil sogar entlastet, als sie ihn als guten, fürsorglichen Vater beschrieb", so Richter Mazur. "Ihr Selbstverständnis, ihre Frau als ihr Eigentum zu betrachten, ihr Besitzdenken, ihre Hemmungslosigkeit bei der Gewaltausübung, ihre entwürdigenden Beleidigungen und Drohungen, sie zu vergewaltigen, haben uns fassungslos gemacht", so der Richter. 

Ohne weitere Zeugen zu hören, verurteilte das Gericht den Angeklagten schließlich zu einer Strafe von einem Jahr und neun Monaten und ging damit sogar über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinaus. Weil der Mann nicht vorbestraft war und eine gute Sozialprognose habe, wird die Strafe für vier Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Seine Ex-Frau muss er mit 3.000 Euro entschädigen und die Kosten des Verfahrens tragen. Außerdem bekommt er einen Bewährungshelfer und muss zehn Beratungsstunden bei Pro Familia absolvieren. 

"Jeder Mensch ist fehlbar", sagte der Angeklagte in seinem Schlusswort. "Es wird nicht wieder vorkommen. Ich will nichts mehr mit dieser Frau zu tun haben, sie soll mich in Ruhe lassen." Einsicht klingt irgendwie anders. (ci)+++


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