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Fünf Abschlussarbeiten hat das wissenschaftliche Zentrum für Ernährung, Lebensmittel und nachhaltige Versorgungssysteme, kurz ELVe, mit dem ELVe-Nachwuchspreis ausgezeichnet. - Symbolbild: Pixabay

FULDA Sechs Nachwuchspreise vergeben

Ernährung und Lebensmittel: Wie Studierende Wissenschaft und Praxis stärken

27.01.22 - Das wissenschaftliche Zentrum für Ernährung, Lebensmittel und nachhaltige Versorgungssysteme (ELVe) der Hochschule Fulda hat zum zweiten Mal herausragende studentische Arbeiten ausgezeichnet.

Wie können wir die Qualität unserer Lebensmittel sicherstellen? Wie lassen sich Ernährungsberatung und -therapie zum Wohle der Patient*innen verbessern? Und wie kann die Versorgung mit Lebensmitteln nachhaltiger gestaltet werden, etwa dadurch, dass wir weniger Lebensmittel verschwenden? Wenn es um unsere Ernährung, unsere Lebensmittel und eine nachhaltige Versorgung geht, gibt es in der Wissenschaft wie in der Praxis noch eine Menge offener Fragen. Studierende der Hochschule Fulda liefern mit ihren Abschluss- und Projektarbeiten immer wieder herausragende Beiträge, um diese Lücken zu schließen. Fünf Abschlussarbeiten hat das wissenschaftliche Zentrum für Ernährung, Lebensmittel und nachhaltige Versorgungssysteme, kurz ELVe, mit dem ELVe-Nachwuchspreis ausgezeichnet. Einen weiteren Preis erhielt eine achtköpfige studentische Projektgruppe für ihre innovative Arbeit. Die Preisträger*innen können sich über 200 Euro bzw. 300 Euro freuen.

Große thematische Bandbreite

"Wir wollen mit diesen Auszeichnungen den Nachwuchs fördern und zugleich zeigen, dass Forschung und Transfer maßgeblich auch von den Beiträgen unserer Studierenden leben und profitieren", sagt Professorin Dr. Stephanie Hagspihl, die zum Leitungsteam des ELVe gehört. Gleichzeitig verfolge das ELVe das Ziel, einen Eindruck zu vermitteln, wie groß die thematische Bandbreite im Bereich Ernährung, Lebensmittel und nachhaltige Versorgung sei und über welch breite Expertise die Hochschule Fulda auf diesen Gebieten verfüge. Daher sei es besonders erfreulich, dass für den ELVe-Preis Arbeiten aus ganz unterschiedlichen Studiengängen eingereicht worden seien.

Die Jury attestierte den Arbeiten allesamt ein ausgesprochen hohes wissenschaftliches Niveau und zugleich eine hohe Praxisrelevanz. Sie schlössen keineswegs nur Forschungslücken, sondern lieferten zugleich einen Beitrag, um das praktische Handeln in den Bereichen Ernährung, Lebensmittel und nachhaltige Versorgung voranzubringen.

Laura Hoffmann

Kategorie Ernährung

Bessere Versorgung in der Ernährungstherapie und bei Kurzdarmsyndrom

In der Kategorie Ernährung ging die Auszeichnung an gleich zwei Absolvent*innen. Laura Hoffmann (27) hat sich in ihrer Masterarbeit im Studiengang Public Health Nutrition mit einer grundlegenden Frage der Ernährungsberatung und -therapie beschäftigt. Welche der verfügbaren Methoden ist am besten geeignet, den Lebensmittelverzehr der letzten Wochen und Monate, die sogenannte Diet History, zu erheben? Da Patient*innen und Klient*innen per Selbstauskunft möglichst genaue Daten liefern müssen, damit Beratung und Therapie individuell und mit größtmöglichen Erfolgsaussichten geplant werden können, kommt der Diet History eine große Bedeutung zu. Ziel der Arbeit war es deshalb zu untersuchen, welche der bislang verfügbaren Methoden für den Einsatz in der Ernährungsberatung und -therapie empfohlen werden können. 

Sie kommt zu dem Schluss, keine der bislang verfügbaren Methoden sei uneingeschränkt zu empfehlen. Dennoch liefert Laura Hoffmann präzise Handlungsempfehlungen für die Ernährungsberatung und -therapie. Auch kann sie zeigen, dass elektronische Instrumente, beispielsweise auditive und visuelle Ansätze, helfen, die Datenqualität der Diet History zu verbessern. Die Jury bescheinigte der Arbeit eine außerordentliche Bedeutung für die diätetische Praxis. Sie leiste einen entscheidenden Beitrag für den Transfer zwischen Forschung und Ernährungspraxis. Denn mit einer methodisch fundierten Erfassung der Diet History lasse sich die Versorgungsqualität von Patient*innen und Klient*innen deutlich verbessern.

Johanna Strzelczyk Fotos: Hochschule Fulda

Johanna Strzelczyk (26) hat die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Patient*innen mit Kurzdarmsyndrom untersucht, eine seltene, schwere Erkrankung, die zum Teil künstliche Ernährung erfordert. Ziel ihrer Arbeit im Bachelor-Studiengang Oecotrophologie war es, ein besseres Verständnis für die Sichtweisen und Problemwahrnehmungen der Betroffenen, insbesondere im Hinblick auf ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität zu entwickeln und darauf aufbauend Handlungsempfehlungen unter anderem für Mediziner*innen zu entwickeln. Anhand von leitfadengestützten Interviews befragte sie Betroffene zu den psychischen, physischen, sozialen und funktionalen Dimensionen ihrer Lebensqualität.

Eines der zentralen Ergebnisse: Gerade die ärztliche Unerfahrenheit, die der Tatsache geschuldet ist, dass es sich um eine seltene Krankheit handelt, hat einen großen Einfluss auf das physische und psychische Wohlbefinden von Betroffenen. Johanna Strzelczyk habe neue Erkenntnisse gewonnen über eine bislang wenig erforschte Erkrankung, befand die Jury. Daraus ließen sich nun ganz konkrete Handlungsempfehlungen ableiten. 

Paula Kuchheuser

Kategorie Lebensmittel

Pestizidrückstände unter Kontrolle

Paula Kuchheuser (26) wurde in der Kategorie Lebensmittel ausgezeichnet. Sie liefert mit ihrer Masterarbeit im Studiengang International Food Business and Consumer Studies (IFBC) einen Beitrag für die Lebensmittelsicherheit in der Europäischen Union. Mehr als 4.600 Meldungen zu Pestizidrückständen in Lebensmitteln aus dem Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittel (RASFF) nahm sie unter die Lupe. Wenn bei Überschreitung der festgelegten Höchstwerte ein Gesundheitsrisiko festgestellt wird, dann erfolgt eine Meldung im RASFF. Diese Meldungen untersuchte die Absolventin mit Fokus auf die betroffenen Produkte, die ursächlichen Pestizide und die involvierten Herkunftsländer. Dabei berücksichtigte sie auch die rechtlichen Rahmenbedingungen und die ausgewählten Risikomanagement-Maßnahmen als mögliche Einflussfaktoren. 

Die Arbeit zeigt: Vor allem zu Produkten aus Drittstaaten gab es viele Meldungen. Teilweise spiegeln sich in den Meldungen die Risikomanagement-Maßnahmen wider, zum Beispiel führten verstärkte Importkontrollen bestimmter Lebensmittel aus bestimmten Herkunftsländern in dem entsprechenden Zeitraum zu vermehrten Meldungen. Importkontrollen und Zurückweisungen nicht konformer Lebensmittel seien daher ein wichtiges Mittel, um die europäischen Verbraucher*innen zu schützen. Produkte aus den Mitgliedsstaaten waren seltener betroffen, wiesen aber teils unzulässige Rückstände auf. Die Jury hob hervor, die Erkenntnisse hätten angesichts steigender Anforderungen an Qualität, Sicherheit und Nachhaltigkeit von Lebensmitteln eine hohe Relevanz nicht nur für die Lebensmittelbranche, sondern auch im Hinblick auf die ambitionierten Ziele der Pestizidpolitik der EU und ihrer Mitgliedsstaaten im Rahmen der Farm-to-Fork-Strategie und des European Green Deal. Die Veröffentlichung zweier Paper im Fachjournal Food Control unterstreiche die Praxisrelevanz.

Maren Nywelt

Kategorie Nachhaltige Versorgung

Rechtssicherheit für Foodsaver, Handlungsempfehlungen für Großküchen

In der Kategorie Nachhaltige Versorgung wurden zwei Arbeiten ausgezeichnet. Maren Nywelt (29) setzte sich in ihrer Bachelor-Arbeit im Studiengang Oecotrophologie mit den gesetzlichen Hürden für das Foodsharing, also das Umverteilen von Lebensmitteln, auseinander. Es kann dazu beitragen, vermeidbare Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Was für den Klimaschutz und den Kampf gegen den Welthunger höchst dringlich ist, ist aus rechtlicher Sicht jedoch riskant. Denn Foodsaver bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen Lebensmittelrettung auf der einen und gesundheitlichem Verbraucherschutz auf der anderen Seite. Werden an sie dieselben Maßstäbe angelegt wie an Lebensmittelunternehmen, dann kann Foodsharing strafrechtliche Folgen für Vereine und jede mitwirkende Person haben. 

Wie können bestehende haftungs- und lebensmittelrechtliche Regelungen verändert werden, um die Lebensmittelrettung für die Foodsaver einfacher und für die Verbraucher*innen gleichzeitig sicherer zu machen? Das hat Maren Nywelt in ihrer Arbeit auf Basis qualitativer Expert*innen-Interviews untersucht. Die Absolventin zeige auf, welche erforderlichen rechtlichen Anpassungen im Zusammenhang mit Foodsharing erfolgen müssten, so die Jury. Gleichzeitig liefere sie Ansätze, um den Verbraucherschutz weiter zu steigern. 

Lukas Wendling legt laborexperimentelle Arbeit vor

Mit einem technisch-physikalischen Thema hat Lukas Wendling (27) überzeugt. Der Absolvent des dualen Bachelor-Studiengangs Lifecycle Catering hat eine laborexperimentelle Arbeit vorgelegt. Er untersuchte, welche Variablen – Heizung, Beladung, Türöffnung und Deckelart – eine Rolle spielen, damit Lebensmittel in einem Transportbehälter möglichst lange ihre Kerntemperatur halten. Das Thema ist vor allem für die Lebensmittelsicherheit in der Verpflegung wichtig. 

Zunächst nutzte er Hipor-Teststeine als Prüfmedium und untersuchte, wie schnell diese in Bezug auf die Variablen abkühlen. In einer zweiten Testreihe prüfte er die Ergebnisse gegen und maß, welchen Einfluss die Variablen auf Lebensmittel haben. So konnte er feststellen, welche Temperaturverluste sich pro Stunden ergeben. Aus den experimentellen Daten leitete er schließlich Handlungsempfehlungen für Großküchen ab. Die Arbeit sei sehr innovativ, urteilte die Jury. Lukas Wendling liefere mit seinen systematischen Versuchsreihen erstmalig Daten zur Auskühlung von Speisen in einer Untersuchung, die nicht ausschließlich Lebensmittel als Prüfmedien einsetze. 

Kategorie Projektarbeit

Eine QM-Toolbox für kleinere Unternehmen

Weil auch in Projekten, die fester Bestandteil des Studiums im Fachbereich Oecotrophologie sind, wichtige wissenschaftliche und praxisrelevante Arbeit geleistet wird, zeichnet das ELVe auch solche Arbeiten aus. Der Preis ging an ein achtköpfiges Studierenden-Team aus dem Studiengang International Food Business and Consumer Studies (IFBC). Es hat eine Toolbox für das Qualitätsmanagement entwickelt. Sie soll kleineren Unternehmen wie auch Startups in der Lebensmittelbranche helfen, aus der Fülle an QM-Tools ohne großen Aufwand die geeigneten herauszufiltern. Denn kleinere Unternehmen haben in der Regel das Problem, dass ihnen die Ressourcen für solche Aufgaben fehlen. Gleichzeitig sind Produktsicherheit und Kundenanforderungen zentrale Themen, für die sie entsprechende Instrumentarien benötigen. 

Die Studierenden haben die Tools katalogisiert und über Excel zugänglich gemacht. Gerade für Startups habe die Toolbox einen sehr hohen Nutzen, urteilte die Jury. Das Beispiel zeige, dass auch Projektarbeiten die Basis für Neuentwicklungen liefern könnten. Im Rahmen eines größeren Projekts soll die Toolbox nun weiterentwickelt werden. 

Für den ELVe-Nachwuchspreis können sich fachbereichsunabhängig alle Studierenden und Absolvent*innen der Hochschule Fulda bewerben. Voraussetzung: Die Abschluss- oder Projektarbeiten müssen sich mit einer ELVe-relevanten Thematik aus den Bereichen Naturwissenschaften und Technik, Informatik, Wirtschafts-, Haushalts-, Ernährungs- oder Sozialwissenschaften beschäftigen. Die Arbeit muss zudem mindestens mit der Note 1,3 bewertet worden sein. Der ELVe-Nachwuchspreis wurde zum zweiten Mal vergeben.

Über das Zentrum für Ernährung, Lebensmittel und nachhaltige Versorgungssysteme (ELVe) an der Hochschule Fulda

Das wissenschaftliche Zentrum ELVe ist eines von sieben wissenschaftlichen Zentren und Forschungsverbünden an der Hochschule Fulda. Hier erforschen, entwickeln und begleiten Professor*innen, wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und Studierende gemeinsam Projektvorhaben aus den Bereichen Ernährung, Lebensmittel und nachhaltige Versorgungs- und Verpflegungssysteme.

Das ELVe versteht es als seine Aufgabe, die Kompetenzen und das Fachwissen aus den unterschiedlichen Fachgebieten zu vernetzen und einen Transfer zwischen Forschung, Praxis sowie Gesellschaft zu schaffen. Das Zentrum verbindet Forschungsaktivitäten, Lehre und Mitarbeitende aus den Fachbereichen Oecotrophologie, Wirtschaft, Lebensmitteltechnologie und Informatik. Es will die Interdisziplinarität weiter stärken, denn viele Fragen im Bereich Ernährung und Lebensmittel und der Versorgungssysteme lassen sich nur fachübergreifend lösen. Im Besonderen verfolgt das ELVe das Ziel, den wissenschaftlichen Nachwuchs über alle Qualifizierungsstufen hinweg zu fördern, also Studierenden die Möglichkeit zu geben, in laufenden Forschungsprojekten mitzuwirken und Anschluss an die Praxis zu erhalten. Das Zentrum unterstützt zudem dabei, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen und zu promovieren. (pm) +++


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