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Das ehemalige Brauereigelände unterhalb dem Burgfried wird umgebaut - Archivbilder (3): O|N/Hans-Hubertus Braune

SCHLITZ Freibad, Brauereigelände und Plakate

Online-Bürgermeisterforum der Fuldaer Zeitung: Respektvolle Kandidaten

28.01.22 - Vier Kandidaten wollen ins Rathaus der Burgenstadt Schlitz im Vogelsbergkreis. Gewählt wird der künftige Rathauschef am 13. Februar dieses Jahres. Der ehemalige Amtsinhaber Alexander Altstadt (CDU) kann aus gesundheitlichen Gründen den Bürgermeisterposten nicht ausführen, ihn vertritt seit einiger Zeit Stadtrat Willy Kreuzer.

Die vier Kandidaten und Moderator Bernd Götte (Bildmitte) Screenshot: Onlineformat Schlitzer Bote

Am Donnerstagabend trafen sich die vier Kandidaten zum Wahlforum im Verlagsgebäude von Parzeller in Fulda. Wegen der Coronavirus-Pandemie mussten der Schlitzer Bote und die Fuldaer Zeitung als Gastgeber auf eine Präsenzveranstaltung etwa im Festsaal der Landesmusikakademie vor Ort in Schlitz verzichten. Redakteur Bernd Götte moderierte deshalb ein Onlineformat, welches auf der Internetseite vom Schlitzer Boten übertragen wurde und weiterhin als Wiederholung zu sehen ist. Götte wünschte Altstadt zu Beginn der Veranstaltung weiterhin "Erfolg bei der Genesung".

Schwimmbad und Brauereigelände kosten viel Geld

Zeynel Can (SPD)

Thomas Dostal (AfD)

Jürgen Laurinat (parteiunbahängig, FDP)

Heiko Siemon (CDU)

Heiko Siemon (CDU), Zeynel Can (SPD), Jürgen Laurinat (FDP) und Thomas Dostal (AfD) einte vor allem: Der respektvolle Umgang während der Wahlkampfveranstaltung. Unterschiedliche Meinungen ja, Beleidigungen oder Anschuldigungen irgendeiner Art nein. Ein fairer Umgang miteinander scheint ihnen wichtig. Und das ist gut so. Trotzdem gibt es in Schlitz einige Themen, die intensiv diskutiert werden.

Da sind vor allem die Baumaßnahmen im Freibad und die Umgestaltung des ehemaligen Brauereigeländes zu nennen. Beides kostet viel Geld. Die Sanierung des Schwimmbades ist dabei weniger strittig. Für rund fünf Millionen Euro wird das beliebte Bad derzeit modernisiert. Rund 2,3 Millionen Euro erhält die Stadt an Fördersummen. Das Schwimmbad sei defizitär, sagte Heiko Siemon, er hoffe allerdings, dass sich die laufenden Kosten durch die energetische Sanierung reduzieren und sich damit die zusätzlichen Kosten durch den Finanzierungsaufwand ausgleichen. "Das Schlitzerland trägt das Schwimmbad", sagte Zeynel Can.

Beim Thema Brauereigelände sind die Vorstellungen der Kandidaten dann unterschiedlicher. Auf dem Areal unterhalb der Burgen soll unter anderem eine Kulturhalle und ein Tourismuszentrum entstehen. Die Kosten wurden auf rund neun Millionen Euro kalkuliert, rund sieben Millionen Euro werden von Bund und Land gefördert. Durch das kommunale Entwicklungskonzept des Landes (IKEK) ist eine hohe Förderquote von 80 Prozent möglich, trotzdem müsse die Stadt rund zwei Millionen Euro selbst finanzieren.

AfD-Kandidat Thomas Dostal sieht vor allem die Verschuldung kritisch: "Die Kosten werden zu groß sein", sagte er. Jürgen Laurinat ist sich dagegen sicher: "Wir im Schlitzerland können das stemmen". Der unabhängige Kandidat unterstrich jedoch, dass die Stadt auf Investoren angewiesen sei und bemängelte, dass die Bevölkerung außen vor gelassen wurde.

Der Sozialdemokrat Can will dagegen das Brauereigelände "auf den Prüfstand stellen". Steuermittel seien schließlich auch Bürgermittel. Er steht den Plänen kritischer gegenüber. Siemon zeigte sich darüber irritiert. Die Stadtverordneten haben für den Antrag der IKEK-Mittel mit einer 80 Prozent Förderung gestimmt. "Ich kann jetzt nicht einfach aussteigen", sagte der Christdemokrat. Die Fördermittel seien zweckgebunden. Das Thema Kultur stehe im Fokus. Im Jahr 2018 habe es drei Ideen gegeben, der Investor sei jedoch abgesprungen. "Wir mussten jetzt den Startschuss als Stadt geben", sagte Siemon. Can entgegnete: "Wir haben die Hand nicht für eine Kulturhalle gehoben."

Weitere Themen: Autofreier Marktplatz und die Hallen

Die weiteren Themen: Ein "autofreier" Marktplatz und die Frage, wo zum Beispiel die Anwohner oder die touristischen Gäste parken können? Ist eine Tiefgarage möglich - oder der Ankauf von Flächen in der Nachbarschaft? Die Zukunft vom Bürgerhaus in Schlitz, der geliebten Schlitzerlandhalle mit seinen Möglichkeiten unter anderem zum Kicken (das mögen Can und Siemon), und die Dreifelderhalle, die dem Kreis gehört. Siemon möchte die Schlitzerlandhalle übernehmen, Can habe einen Investor an der Angel, welcher das Dach sanieren will und dafür eine Solaranlage installieren kann.

Schlitzerland in sechs Jahren

Das historische und wunderschöne Stadtzentrum von Schlitz

Und wie sehen die vier Kandidaten Schlitz in sechs Jahren, also nach ihrer - ersten - Amtsperiode? Schlitz ist mit 142,09 Quadratkilometern Fläche die viertgrößte Flächengemeinde in Hessen und hat 9.666 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2020). Laurinat stellte das Miteinander und die Mitarbeitermotivation in den Mittelpunkt. Can möchte deutlich mehr Bürgerbefragungen und sieht Schlitz als lebenswerte, überregional touristisch attraktive Stadt mit Camping und ausgebautem Radtourismus. Dostal möchte bis dahin wie erwähnt die Pro-Kopf-Verschuldung deutlich reduzieren. Siemon sagte, dass "wir gut gewirtschaftet haben, Schlitz über 10.000 Einwohner habe, ein lebendiges Brauereigelände und eine Feuerwehr zwischen Üllershausen und Hartershausen." Die Ortsteile seien wichtig, und er möchte als Stadt und damit Arbeitgeber für die aktuell rund 110 Mitarbeiter attraktiv sein.

Beim Thema Familien und Angebote gerade für kleine Kinder waren sich die Kandidaten einig: Die Angebote sollen gebündelt werden, Laurinat brachte eine "Schlitz-App" ins Gespräch. Can kann sich ein Familiencafé vorstellen und Siemon erklärte, dass das städtische Angebot gut sei und die vielen vorhandenen Angebote etwa bei der Krabbelstunde oder dem Kinderturnen gebündelt werden sollen.

Weltoffenes Schlitzerland

Was so gar nicht ins Bild von Schlitz und seinen 16 Stadtteilen passt: Die inhaltliche Beschädigung von mehreren Wahlplakaten von Zeynel Can, dem unter anderem ein langer schwarzer Bart angemalt wurde. Das gehe weit über die bekannten Streiche hinaus. "Diskriminierung und Vandalismus haben im Schlitzerland nichts zu suchen", sagte Laurinat. Dies untermauerte auch Siemon. "Fremdenfeindlichkeit hat bei uns nichts zu suchen", sagte Siemon. Gerade auch das Schlitzer Trachtenfest unterstreiche dies. Alle zwei Jahre sei die Welt zu Gast bei Freunden. Dostal vermutet Einzeltäter, ihm wurden sechs Wahlplakate geklaut, während mehrere Plakate von Siemon und Laurinat ebenfalls bemalt wurden. Am Freitag gibt es eine Kundgebung auf dem Marktplatz (16 Uhr). "Davon wusste ich nichts, das rührt mich", sagte Can. "Es nimmt Formen an, die nicht in Ordnung sind, das hat mich getroffen", sagte der Sozialdemokrat zu den Beschädigungen der Plakate. Unterkriegen lasse er sich nicht.

Gut 75 Minuten inklusive Lüftungspausen dauerte das Online-Wahlforum. Knapp 300 Zuschauer verfolgte das Format in der Spitze. (Hans-Hubertus Braune) +++

Familie, Wohnen, Leben: Heiko Siemon (CDU) setzt auf Weiterentwicklung

Jürgen Laurinat (unabhängig): "Schlitz wieder dahin führen, wo wir einmal waren"

Thomas Dostal (AfD): "Weiterentwicklung als Bürgermeister der Mitte"

Zeynel Can (SPD) will mehr Transparenz zwischen Bürgern und der Politik


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