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Das Kirchheimer Dreieck im Jahr 2016 - Archivbilder: O|N/Hans-Hubertus Braune

REGION / FRANKFURT AM MAIN "Die Frage ist nicht mehr Wo"

Ein Player erklärt den Logistikboom: Peter Kunz über den "heißen Markt"

28.02.22 - Es wird viel über die Logistikbranche gesprochen, über die anhaltend hohe Nachfrage nach Flächen und die geplanten Ansiedlungen in Osthessen. Landauf, landab sind vor allem die Kommunen froh, Flächen zu verkaufen, Arbeitsplätze zu schaffen und Gewerbesteuern zu kassieren.

Gerade in Osthessen entlang der Autobahnen A 4, A 5 und A 7 wird um die freien Flächen gerungen. Auch abseits der Schnellstraßen sichert sich die Logistikbranche riesige Flächen von unzählig vielen Fußballfeldern Größe. Ortsdurchfahrten werden da in Kauf genommen. Kaum sind die neuen Hallen gebaut, sind sie auch schon vermietet.

Peter Kunz ist Vorstand der Lang & Cie Industrial AG aus Frankfurt am Main ...

Doch wie lange kann das so weitergehen? Was denkt die Branche selbst? Peter Kunz ist Vorstand beim Projektentwickler Lang & Cie Industrial AG aus Frankfurt am Main. Als Netzwerker und Bauingenieur kennt er die Entwicklung und Zukunftsfragen der Logistik-Immobilienbranche genau. Das Unternehmen baut aktuell ein MultiBusinessHub im Gewerbegebiet "Am Friedrichsfeld" nahe dem Kirchheimer Dreieck mit rund 16.000 Quadratmetern Hallenfläche.

"Man darf es treiben, aber nicht übertreiben"

Mittlerweile ist das Gewerbegebiet Am Friedrichsfeld komplett verkauft

Am Kirchheimer Dreieck wird derzeit gebaut - unter anderem auch eine Lärmschutzwand ...

Lang & Cie Industrial AG baut das MultiBusinessHub

"Dieses Cluster in Niederaula macht Sinn", sagt Kunz. "Man darf es treiben, aber nicht übertreiben", sagt er weiter und meint damit großflächige Zentren. "Die Dosis macht das Gift", redet er über die Kritik, die überall entsteht, wo neue Logistikzentren gebaut werden. Aber: Online bestellen und liefern lassen, das wollen die Leute, aber bitte nicht das Logistikzentrum vor der Haustüre.

Ist irgendwie ähnlich wie bei Windrädern, Stromleitungen, Bahntrassen und so weiter. Aktuell würden mehrere Faktoren den Markt befeuern. "Eine sehr große Nachfrage, getrieben durch den Onlinehandel" auf der einen Seite und die Flächenknappheit auf der anderen Seite. Dies führe zu steigenden Grundstückspreisen und steigenden Mieten. Und die steigenden Baukosten. Trotzdem: "Es werden in Deutschland in den kommenden Jahren mehrere Millionen Quadratmeter Flächen gebraucht", sagt Kunz. Und: "Die Regionen Stuttgart, Frankfurt, Köln sind dicht, deshalb landen die Unternehmen eben zum Beispiel in Bad Hersfeld. Die Frage ist nicht mehr Wo, sondern überhaupt etwas zu bekommen", sagt der Manager. In Osthessen gibt es Potenzial, weil hier Kommunen Flächen ausweisen.

"Ein Bahnanschluss ist Gold wert"

Der Holzzug fährt auf der Bahnstrecke zwischen Breitenbach am Herzberg und Bad Hersfeld ...

Warten auf den Schrankenwärter vor dem Bahnübergang zwischen Niederaula und Mengshausen ...

Doch die Themen Energiewende, Klimawandel, Fahrermangel und Verkehrsalternativen sind laut Kunz längst in der Branche angekommen. Zum Beispiel: "Die Bahn ist ein großes Thema und ein Bahnanschluss ist daher Gold wert. Im Ruhrgebiet werden gerne 'Brownfields' nach ihrer industriellen Nutzung gekauft. Güterzüge werden künftig eine große Rolle spielen, aber auch der Schiffsverkehr", so der Manager weiter. Kunz nennt das Container-Terminal am Main in Hanau. Alternativen sind also auch in der Logistikbranche gefragt.

Doch auch beim Bau der Logistikhallen ist das Thema Nachhaltigkeit kein oberflächlich genutztes Modewort mehr. Eine möglichst optimale Öko- und CO₂-Bilanz gehören inzwischen zum guten Ton und sind Voraussetzung für die Vermarktung. Die Zertifizierung der Immobilien nach DGNB Gold, beziehungsweise Platin-Standard macht nachhaltiges Bauen messbar. "Allein schon aus dem Selbstzweck heraus ist die Nachhaltigkeit zwingend, aber auch für die Kommunen und die Investoren", sagt Kunz. Er nennt ein familiäres Beispiel: "Ich will ja nicht, dass meine Kinder irgendwann fragen, was wir da früher mal gebaut haben." Solaranlagen und begrünte Dächer sind Beispiele. Features wie Insektenhotels gehören heute zum Portfolio der Mietobjekte. "Wir haben dazu ein Wimmelbild auf unserer Internetseite. Es zeigt, was möglich und gefragt ist", sagt Kunz.

Irgendwann ist auch Osthessen "dicht"

Auch im Gewerbegebiet Am Landwehr in Niederaula wird aktuell gebaut

Man kann auf die Logistik schimpfen und sich beschweren. Doch die Kunden bestimmen mit ihrem Kaufverhalten, was wie transportiert werden muss. Die Bananen fliegen nicht einfach so in den Supermarkt, oder die zehnte neue Hose oder Schnickschnack, der heute bestellt und am nächsten Morgen vom Lieferboten in seinem klapprigen Kleintransporter bitteschön pünktlich an der Haustüre hingelegt werden soll. Aber wenn schon, dann möglichst umweltschonend. Irgendwann ist auch Osthessen "dicht". (Hans-Hubertus Braune) +++


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