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Ex-Kanzler Gerhard Schröder will sich nicht von seinem Kumpel Putin distanzieren - aber mit ihm verhandeln - Foto: picture alliance dpa

REGION Verhandlungen zwischen Putin & Ex-Kanzler

Kommentar: Jetzt muss Gerhard Schröder liefern

11.03.22 - Viel wurde in den vergangenen Tagen und Wochen über Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) geschimpft, Rücktritte und Austritte gefordert, Mitgliedschaften gekündigt. Vielleicht zu voreilig. Vielleicht kann nun ausgerechnet Schröder den Menschen in der Ukraine und unseren westlichen Werten helfen. Ein Kommentar.

Ex-Bundeskanzler Schröder distanzierte sich zwar von den Gräueltaten des russischen Machthabers und seines Kumpels Wladimir Putin und dessen Angriffs-Krieg in der Ukraine, aber nicht von der Person. Deshalb hagelte es nur so Kritik für ihn in den vergangenen Tagen und Wochen. Schröder relativierte sogar ein Stück weit den Krieg, in dem er auch dem Westen Fehler in den vergangen Jahren vorwarf.

Und Schröder-Rücktritte von Ämtern bei staatsnahen russischen Energiekonzernen und Projekten? Fehlanzeige. 

Man mag das alles nicht gut finden. Es steht außer Frage, dass es furchtbar und unentschuldbar ist, was Russlands Machthaber Putin in den vergangenen Tagen und Wochen tagtäglich den Menschen in der Ukraine antut. Mittlerweile ist wohl auch dem letzten Trottel bewusst, dass Schröders Einschätzung - Putin sei ein lupenreiner Demokrat - lupenreiner Schwachsinn war und ist. 

Schröders Verhalten in der vergangenen Zeit mag im ersten und auch im zweiten Moment eines Altkanzlers unwürdig erscheinen und sogar sein. Doch es könnte (nicht müssen, der Ausgang ist unbekannt) sich am Ende als förderlich für die Ukraine, Deutschland, Europa und den ganzen Westen erweisen, dass er sich bisher nicht klar von der Person Putin distanzierte.

Schröder zu Gesprächen in Moskau

Es ist unverständlich,  wie man mit einem solchen Menschen wie Putin, der auch nicht vor zivilen Opfern bei einem Angriffskrieg zurückschreckt, befreundet sein kann. Doch immerhin - und das muss man Schröder lassen -ist der Altkanzler ehrlich. Er heuchelt nicht von jetzt auf gleich wie etwa Würstchen-Tönnies oder Ex-Siemens-Kaeser, die Opportunisten at its best sind und sich immer nach der öffentlichen Meinung wie ein Fähnchen im Winde drehen. 

Die Hoffnung: Aktuell soll sich Altkanzler Schröder zu Gesprächen mit Putin in Moskau aufhalten, wie unter anderem BILD berichtet. Nicht im Auftrag der Bundesregierung oder der SPD wohlgemerkt. Vermutlich nur weil Schröder sich als einer von ganz wenigen bedeutenden Persönlichkeiten in Deutschland zwar vom Krieg, aber nicht von seiner Beziehung zu Putin distanziert hat, sind nun Gespräche und am Ende vielleicht sogar Verhandlungen der Beiden möglich. Schröder könnte am Ende sogar vermitteln - zwischen Putin, der Ukraine und dem Westen. Ob die Gespräche wirklich Erfolg versprechen in der Linderung des Leides der Menschen in der Ukraine? Ungewiss. (Große) Eingeständnisse an Putin jedenfalls darf es nicht geben. 

Jetzt muss sich der Altkanzler beweisen

Doch Schröder kann nun beweisen, dass wenigstens er ein Demokrat mit freiheitlichen, westlichen Werten ist und diese verteidigen. Er muss es, will er als geachteter Altkanzler in die Geschichtsbücher eingehen. Vielleicht und wir alle können es uns im Sinne des Friedens nur wünschen, wird es wie beim NEIN zum Irak-Krieg und der Agenda 2010 sein - am Anfang wurde er für beide Entscheidungen gehasst. Rückblickend sind viele Deutsche dankbar für diese umstrittenen und in Hinblick auf das eigene Ansehen mutigen Entscheidungen des Hannoveraners. 

Wenn Schröder auch nur ein kleines bisschen Einfluss auf Putin hat und damit Leid für die Menschen in der Ukraine lindern kann, ist das am Ende allemal mehr wert als ein Interview, mit dem sich der Altkanzler Image-fördernd und scheinheilig von seinem Despoten-Kumpel hätte distanzieren können. Es bleibt zu hoffen, dass die ganzen Anti-Schröder-Äußerungen und Texte der vergangenen Wochen nicht (vollends) Recht behalten und Schröder am Ende eben kein kaltschnäuziger Geldgeier mit mächtig "Dreck auf dem Kerbholz" ist. (TobiTheBayer) +++


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