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Großenlüders Bürgermeister Florian Fritzsch ist in seinem Amt angekommen. - Fotos: Carina Jirsch

GROßENLÜDER O|N-Interview mit Florian Fritzsch (1)

Klimaschutz und Digitalisierung: Bürgermeister Fritzsch zieht erste Bilanz

10.04.22 - Am 15. November 2020 zum Nachfolger von Werner Dietrich als Bürgermeister der Gemeinde Großenlüder (Landkreis Fulda) gewählt, fünf Monate später am 5. April 2021 offiziell ins Amt eingeführt:  OSTHESSEN|NEWS hat sich exklusiv zum Jahresjubiläum zu einem Interview mit dem Oberhaupt der osthessischen Großgemeinde, Florian Fritzsch getroffen. Im ersten Teil des Gespräches mit O|N blickt der Rathauschef auf sein erstes Jahr im Amt, auf die Verwirklichung seiner Herzensthemen für die Großgemeinde und auf die ukrainische Flüchtlingssituation im Ort. 

O|N: Nach einem Jahr im Bürgermeisteramt einer mehr als 8.500 Einwohner zählenden Gemeinde prasseln zahlreiche Angelegenheiten auf einen ein. Haben Sie mittlerweile eine gewisse Routine entwickelt oder befinden Sie sich noch in der Eingewöhnungsphase?

Florian Fritzsch im Gespräch mit O|N-Praktikant Hendrik Auth.

Florian Fritzsch: Nach einem Jahr im Amt kann man tatsächlich von einem Hauch Routine sprechen. Wenn es um die Vor- und Nachbereitung von Sitzungsterminen geht, bei denen man anfangs auf die Mithilfe der Amtsleiter angewiesen war, dann kann man inzwischen gewisse Gewöhnungseffekte feststellen. Da ich nun länger dabei bin und viele Projekte und Themen von Anfang an begleite, habe ich nunmehr das Wissen, um die Aufgaben entspannter anzugehen. Natürlich kommen tagtäglich neue Dinge hinzu. Dafür stehen aber erfahrene und gut informierte Mitarbeiter im Rathaus bereit, bei denen man sich Rat einholt. Auch das Netzwerk der Bürgermeister untereinander im Landkreis Fulda ist sehr ausgeprägt, sodass man sich über jede Parteigrenze hinweg mit Rat und Tat unterstützt. Aber gerade der Charme der neuen Aufgaben und der unerwarteten Geschehnisse macht meinen Job so attraktiv für mich.

O|N: Sie haben im Wahlkampf Themen in den Vordergrund gestellt, die Sie als "drängende Zukunftsfragen" bezeichnet haben. Die Anpassung der Gemeinde an den Klimawandel sowie die Digitalisierung des behördlichen Angebots samt digitaler Umgestaltung der internen Strukturen haben Sie zu den wesentlichen Herausforderungen für die Zukunft Großenlüders erklärt. Was ist in dieser Hinsicht bisher angestoßen oder erreicht worden?

Kaffeebecher im Design des anstehenden 1.200-jährigen Ortsjubiläums.

Florian Fritzsch: In puncto Digitalisierung sind wir einerseits durch das Onlinezugangsgesetz verpflichtet, alle Verwaltungsleistungen bis Ende 2022 über digitale Verwaltungsportale anzubieten. In den letzten Jahren wurden einige Leistungen unter meinem Vorgänger Werner Dietrich auf der Website der Gemeinde eingestellt. Es geht hier um mehrere hundert Verwaltungsleistungen. Deswegen haben wir uns in einem Cluster mit unseren Nachbargemeinden Bad Salzschlirf und Hosenfeld zusammengetan, um die Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Mit der ecom GmbH haben wir vom Land Hessen einen kompetenten Partner an die Seite gestellt bekommen, um unser Behördenangebot bis Ende des Jahres zu digitalisieren.

Andererseits wollen wir Digitalisierung auch in unsere internen Verwaltungsabläufe hinein tragen. Da haben wir uns mit der Edag Engineering Group AG auf den Weg gemacht, intelligente Verfahren zu entwickeln, die den gesamten Verwaltungsapparat digitaler machen sollen. Auch bei der E-Akte haben wir die ersten Schritte gemacht, um unsere Papierflut im Rathaus zu bekämpfen. Jeder Mitarbeiter soll in der Lage sein, laufende Verwaltungsvorgänge am eigenen Bildschirm aufzurufen. Diesen Zweiklang beschreiten wir derzeit als Gemeinde Großenlüder.

Die Klimaschutzthematik findet bereits in allen gemeindlichen Entscheidungen Berücksichtigung. Als Handlungsbasis werden wir über den kürzlich getroffenen Haushaltsbeschluss ein Nachhaltigkeits- und Klimaschutzkonzept erstellen lassen. Die besagten Präventionsmaßnahmen sollen von einem Starkregen-Konzept ergänzt werden, das die neuralgischen Stellen im Gemeindegebiet aufzeigen soll. Die beiden Flüsse Lüder und Altefeld können da durchaus Probleme bereiten. Im Überflug soll das Territorium visuell erfasst werden und den baulichen Handlungsbedarf illustrieren.

Auch die Fortentwicklung der Causa "Wohnbau- und Gewerbeflächen" ist mir ein besonderes Anliegen. Für dieses Jahr haben wir das Glück, zwei Neubaugebiete für Wohnen ausweisen zu können. Parallel dazu laufen auch Planungen für Ausweisungen von Gewerbeflächen. Derzeit befindet sich der Gemeindevorstand in intensiven Grundstücksverhandlungen mit Eigentümern großer Flächen. Dort soll nach Vorstellung der Gemeindepolitik ein "Innovationspark" entstehen. Darunter stellen wir uns ein nachhaltiges, energieeffizientes Gewerbegebiet mit Begrünungen und öffentlicher Nutzbarkeit des Areals vor. Ab Sommer wollen wir uns diesbezüglich in die konkrete Planungsphase begeben.

O|N: Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine löst nicht nur Elend, Not und Abscheu unter den Betroffenen und auf der ganzen Welt aus. Auch flüchten zahlreiche Menschen aus dem Kriegsgebiet. Die Aufnahme- und Hilfsbereitschaft ist deutschlandweit gewaltig. Wie verhält sich die Flüchtlingslage in Großenlüder?

Der Schreibtisch des 39-jährigen Rathauschefs ist selten frei von Akten und anderen ...

Florian Fritzsch: Aktuell haben wir etwas über 60 ukrainische geflüchtete Menschen hier in Großenlüder. Zum Großteil sind es Mütter mit ihren Kindern, die alle privat untergebracht sind. Zusätzlich bekommen wir demnächst Menschen über den Landkreis zugewiesen, die sich aktuell noch in Gemeinschaftsunterkünften aufhalten. Deshalb sind wir auf der Suche nach freiem Wohnraum, um neue Geflüchtete unterbringen zu können. Um mehr Teilhabe für die ukrainischen Menschen zu ermöglichen, beispielsweise Sprachkurse und Kinderbetreuung anzubieten, bedarf es weiterer gesetzlicher Rahmenbedingungen. Jetzt schlägt die Stunde des ehrenamtlichen Engagements. In unterschiedlichen Bereichen haben sich in unserer Gemeinde Aktionen zur Unterstützung der ukrainischen Flüchtlinge gebildet. Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich der Krieg zuspitzt respektive entwickelt. Bisher ist es uns nicht möglich abzusehen, wie lange die Ukrainer in Deutschland und gerade im ländlichen Raum bleiben wollen. Je nachdem werden wir unsere Bemühungen adäquat ausrichten.

Der zweite Teil des Exklusiv-Interviews mit Großenlüders Bürgermeister Florian Fritzsch dreht sich um das 1.200-jährige Jubiläum der Ortschaft Großenlüder sowie um Fritzschs Zukunftspläne als Bürgermeister von Großenlüder. (Hendrik Auth) +++


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