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Heute ist der "Tag gegen den Schlaganfall". - Symbolbild: Pixabay

FULDA O|N-Interview mit Professor Neumann-Haefelin

Wenn jede Sekunde zählt: Heute ist bundesweiter "Tag gegen den Schlaganfall"

10.05.22 - Der 10. Mai ist bundesweit der "Tag gegen den Schlaganfall". OSTHESSEN|NEWS hat dies zum Anlass genommen, um den Fuldaer Experten Professor Dr. Tobias Neumann-Haefelin zum Thema Schlaganfall zu befragen. Neumann-Haefelin ist der Direktor der Klinik für Neurologie des Klinikums Fulda. Als Schlaganfallexperte liegt ihm dieses schwere Krankheitsbild natürlich besonders am Herzen. Das Fuldaer Klinikum bietet in Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurochirurgie und der Neuroradiologie das gesamte Spektrum der modernen Schlaganfalltherapie, ist als überregionale Stroke-Unit durch die Deutsche Schlaganfallgesellschaft (DSG) zertifiziert und führt das "Schlaganfall-Netz Osthessen".  

O|N: Prof. Dr. Neumann-Haefelin, was ist eigentlich ein Schlaganfall?

Prof. Dr. Neumann-Haefelin: Der Schlaganfall ist eine Erkrankung des Gehirns. Man unterscheidet zwei Formen des Schlaganfalls. Die häufigste Form ist eine Durchblutungsstörung, die oftmals durch ein Blutgerinnsel hervorgerufen wird. Das Gerinnsel verstopft eine hirnversorgende Arterie. Alle Bereiche, die hinter dieser verstopften Stelle liegen, werden in der Folge nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt und Hirngewebe stirbt ab.

Professor Tobias Neumann-Haefelin Foto: Klinikum Fulda

Die zweite Form des Schlaganfalls, die Hirnblutung tritt ungefähr zehnmal seltener auf. Hierbei platzt ein Gefäß und die Blutung wühlt sich förmlich in das Hirngewebe ein. Leider sehen wir bei Blutungen häufig sehr schwere Verläufe. In Deutschland sind pro Jahr ungefähr 250.000 Menschen von einem Schlaganfall betroffen. Meistens sind die Patienten über 50 Jahre. Der Altersschnitt bei einem Schlaganfall liegt bei ca. 70 Jahren, jedoch können auch junge Menschen betroffen sein.

O|N: Was bedeutet ein Schlaganfall für betroffene Patienten?

Prof. Dr. Neumann-Haefelin: Bei manchen kleinen Schlaganfällen zeigen sich nur flüchtige Symptome. Diese sollten jedoch immer als Warnsignal des Körpers gewertet werden und Anlass für weitere Diagnostik sein. Sie können Vorboten für einen schweren Schlaganfall sein, den man dann mit gezielten Maßnahmen verhindern kann.

Bei einem schweren Schlaganfall verstirbt ein Teil der Patienten in den ersten Wochen und Monaten, viele Patienten verbleiben dauerhaft pflegebedürftig. Der Schlaganfall ist die häufigste Ursache für Pflegebedürftigkeit im Erwachsenenalter und hat dadurch auch eine hohe gesellschaftliche Relevanz. Für Angehörige und den Patienten stellt er eine hohe Belastung dar. Motorische Einschränkungen und der Verlust der Sprache sind gefürchtet. Ist die linke Gehirnhälfte betroffen, hat der Patient Sprachprobleme und Lähmungen der rechten Körperhälfte. Ist die rechte Seite des Hirns betroffen, treten Wahrnehmungsstörung des Umfelds und Lähmungen der linke Körperhälfte auf.

O|N: Wie kann man als Laie einen möglichen Schlaganfall erkennen?

Prof. Dr. Neumann-Haefelin: Der FAST-Test kann von jedem einfach durchgeführt werden, frei nach dem Motto Lächeln, sprechen, Arme hoch. Ein Schlaganfall beginnt oft plötzlich und mit diesen einfachen Tests kann man ihn schnell erkennen. Für den Test wurde auch ein anschauliches Video produziert: https://www.youtube.com/watch?v=SmZZLGnbWxc

Grafik: O|N/Emina Omerovic


O|N: Was ist zu tun, wenn ich den Verdacht auf einen Schlaganfall habe?

Prof. Dr. Neumann-Haefelin: Man sollte sofort den Notruf 112 wählen. Es zählt dann jede Sekunde.

O|N: Wie wird ein Schlaganfallpatient in der Klinik behandelt?

Prof. Dr. Neumann-Haefelin: Nach der Untersuchung durch den Neurologen folgt eine sofortige CT-Untersuchung, meist schon in den ersten 15 Minuten nach Aufnahme. Es wird dabei ein Schichtröntgen vom Gehirn und eine Darstellung der Hirngefäße mittels Kontrastmittel gemacht. Ist eine Hirnblutung mit dem CT ausgeschlossen, können mit Medikamenten in einem gewissen Zeitrahmen das Gerinnsel aufgelöst werden. Wenn ein großes Gefäß verschlossen ist, kann man nach der Lysetherapie das Gefäß mittels eines Drahtes eröffnen und mit einem Stent das Gerinnsel bergen. Nach der Behandlung kommt der Patient auf eine spezielle Schlaganfallstation, die sogenannte "Stroke-Unit". https://www.klinikum-fulda.de/wp-content/uploads/2017/02/Flyer-Stroke-Unit.pdf 

O|N: Was sind Risikofaktoren für einen Schlaganfall?

Prof. Dr. Neumann-Haefelin: Die Risikofaktoren sind ähnlich wie die bei einem Herzinfarkt. Besonders ein zu hoher Blutdruck und ein erhöhtes Cholesterin sind eine Gefahr. Natürlich erhöht Rauchen das Risiko für einen Schlaganfall besonders. Bei einem Diabetes mellitus und einem Vorhofflimmern steigt die Gefahr für einen Schlaganfall ebenfalls deutlich an.

Zur Gefäßgesundheit trägt Sport und eine ausgewogene Ernährung bei. Besonders gut ist hier die mediterrane Diät mit Olivenöl, Fisch, Gemüse und wenig Salz. 

Weitere Informationen zum Thema Schlaganfall finden Sie hier: https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/start https://www.dsg-info.de/ (Adrian Böhm) +++


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