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Wegen technischer Störung: Frachtmaschine lässt Kerosin über Region ab
20.05.22 - Flug Atlas Air 8091 hat am Donnerstagnachmittag für Aufregung am Himmel über Osthessen gesorgt. Der Frachtflieger der amerikanischen Charterfluggesellschaft mit Sitz in Purchase (USA) hat laut Angaben mehrerer Leserinnen und Leser von OSTHESSEN|NEWS über der Region seine Runden in relativ niedriger Höhe gedreht. Das lässt sich auf diversen Flugapps leicht verfolgen. Doch was genau war der Grund?
Wir haben bei einem uns bekannten Flugexperten und bei der Deutschen Flugsicherung in Langen nachgefragt. Wie der Experte richtig vermutet hat: "Es sieht so aus als gäbe es in irgendeiner Form technische Probleme. Da ein Flugzeug direkt nach dem Start für eine anschließende Landung zu schwer ist, muss entweder Kerosin abgelassen oder durch Weiterfliegen (ähnlich einem Warteverfahren) verbrannt werden.
Die Sprecherin der Deutschen Flugsicherung (DFS) bestätigt: "Es gab eine technische Störung an dem Flugzeug." Wie in solchen Fällen üblich: Der Tower spricht mit dem Piloten die Rückkehr zum Flughafen ab.
Die Boeing 747 von Atlas Air war am Donnerstagmittag mit leichter Verspätung um 13:17 Uhr in Frankfurt am Main gestartet - mit Ziel Chicago. Die normale Flugdauer beträgt ungefähr neun Stunden. Doch nach dem Start am Donnerstag gab es offenbar technische Probleme. Doch gerade die Langstreckenflieger sind zu schwer, um gleich wieder landen zu können. Dazu müssen sie das zulässige Landegewicht erreichen.
Tower und Pilot im Austausch
Die Flugsicherung bespricht mit dem Piloten, wie vorgegangen wird. Dazu sei unter anderem die Einordnung der Verkehrslage oder die Besiedlung der Region wichtig. Gemeinsam werde festgelegt, in welchem Gebiet, ein Flugzeug einen Treibstoffschnellablass (TSA) durchführen kann.Empfohlen wird dazu eine Mindesthöhe von 6.000 Fuß (circa 1.500 Meter). Das betreffende Flugzeug befand sich laut der Sprecherin in einer Höhe von 14.000 Fuß, also rund 4.200 Metern. Das zeigen auch die bekannten Apps. Auch die Geschwindigkeit von mindestens 450 Stundenkilometern hat die Frachtmaschine offenbar eingehalten. Nach dem Start gings zunächst Richtung Vogelsberg, dann drehte die Maschine ab, flog dann insgesamt drei Runden unter anderem über Alsfeld, Homberg (Efze), Friedewald, Niederaula, um dann über dem Raum Bad Hersfeld, Richtung Großenlüder und entlang der A 66 zum Landeanflug auf den Flughafen Frankfurt am Main anzusetzen. Nach einer Stunde und 43 Minuten ist der Flug 8091 wieder gelandet.
Für die Deutsche Flugsicherung ist dies bereits abgeschlossen. Was die genaue technische Störung ausgelöst hat? Dazu konnte die Sprecherin nichts sagen, dafür sei schlicht keine Zeit. Die Fluggesellschaft meldet den Flug dem Luftfahrtbundesamt (LBA), dort wird zum Beispiel der jeweilige Treibstoffschnellablass veröffentlicht. In Deutschland gab es bislang (Stand April 2022) achtmal einen Treibstoffablass. Häufigste Ursache sind technische Probleme.
Die betreffende Boeing 747 ist am Freitagmorgen um 9:39 Uhr wieder gestartet und befand sich am Vormittag über der Nordsee offenbar Richtung Nordamerika. (Hans-Hubertus Braune) +++
Mehr Informationen zum Thema Treibstoffablass (Quelle: Umweltbundesamt): Treibstoffschnellablass aus Luftfahrzeugen: Wirkungen auf Umwelt und Gesundheit