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FULDA Der Stadtpfarrer bei O|N

Fronleichnam 2022 - Wo ist das fünfte Brot?

15.06.22 - In Tabgha am See Genezareth im Hl. Land kommt der Pilger unwillkürlich an die Brotvermehrungskirche, dem Ort, wo die Bibel berichtet, dass Jesus 5000 Menschen gespeist hat. Dort in der Kirche am See feiere ich bei jeder Israelreise einen Gottesdienst. Das Evangelium nach Johannes erzählt von diesem Ort.

Der Stadtpfarrer bei O|N. Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin

Ein kleiner Junge hatte fünf Brote und zwei Fische. Jesus spricht das Gebet über das Brot und den Fisch und alle werden satt, ja es bleiben sogar noch 12 volle Körbe übrig. Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick in die Brotvermehrungskirche tun: Vor ihrem Altar befindet sich ein Fußbodenmosaik aus byzantinischer Zeit.

Es wird auf den Anfang des 5. Jahrhunderts datiert. Dort sind zwei Fische zu sehen, die einen Korb umrahmen. In diesem Korb liegen vier Brote. Vier Brote? Aber in der biblischen Erzählung ist doch von fünf Broten die Rede! Wenn ich Kindern in der Schule ein Bild von dem Mosaik mit dem fehlenden Brot zeige und frage, wo denn das fünfte Brot sei, antworten diese oft: "Es ist schon gegessen!" oder "Es ist von den Jüngern schon verteilt!"

Ein Junge meinte neulich: "Es liegt wohl unter den anderen Broten versteckt?" Das könnte sein. Doch hätte ein Künstler vor 1500 Jahren so gedacht? Ich denke nein! Und es gibt gute Gründe dafür: Bei der Spurensuche hilft mir die Bibel. Die Erzählung der Brotvermehrung ist in allen vier Evangelien überliefert. Gemeinsam ist ihnen, dass viel zu wenig Brot für die Menschenmenge vorhanden ist. Bei Matthäus, Markus und Lukas gibt Jesus seinen Jüngern den Auftrag: "Gebt ihr Ihnen zu essen!" Und sie teilen das Brot und die Fische an die Menschen aus. Im Johannesevangelium ist es Jesus selbst, der die Brote austeilt. Auf dieses Geschehen folgen die Worte Jesus aus der sogenannten Brotrede. Jesus selbst wird zum Brot für die Menschen. Diese Akzente werden am heutigen Festtag Fronleichnam besonders herausgestellt.

Jesus selbst ist das Brot des Lebens für die Menschen. Und alle, die ihm folgen, werden zur Gemeinde, sind sein Leib und werden so auch zum Brot für andere. Wer mitgefeiert hat, wird auf den Weg gesandt, um das, was sie/er empfangen hat, weiterzugeben. Noch einmal zurück zu den vier Broten und zwei Fischen im Mosaik von Tabgha. Wo ist das fünfte Brot? Zwei Deutungen sind dabei möglich: Zum einen: Das fünfte Brot ist das eucharistische Brot, die Hostie. Sie liegt Sonntag für Sonntag auf dem Altar. In ihm schenkt sich Jesus auch heute den Menschen immer wieder. Die Version der Brotvermehrung nach Johannes legt diese Deutung nahe, den Jesus selbst teilt das Brot aus und spricht von sich als dem Brot des Lebens. Zum anderen: Der Leib Christi ist nicht allein das gewandelte Brot auf dem Altar. Der Leib Christi, Brot des Lebens für andere, ist auch die Gemeinschaft der Glaubenden. Wandlung bezieht sich dann nicht allein auf das Stück Brot, den Schluck Wein auf dem Altar in der Eucharistiefeier.

Es wird eher deutlich, jeder Mensch, der im Sinne Jesu handelt, seine Gemeinde – sie legt das fünfte Brot dazu und leistet damit den Beitrag den Hunger der Menschen heute zu stillen. Das Leben jedes einzelnen Christen will Gott ergreifen und es mit Liebe erfüllen. Jeder Christ soll durch sein eigenes Leben etwas sichtbar machen von der Liebe Gottes zu den Menschen. Dies wird auch morgen wieder deutlich, wenn wir uns in den Prozessionen durch unsere Dörfer und Städte auf den Weg machen. (Stefan Buß) +++


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