Nachgedacht im Juni: Aus Mut gemacht

05.06.22 - Da kamen die Jünger nach dem traurigen und erschütternden Tod Jesu 50 Tage später zusammen, um Schawuot zu feiern, ein Erntedankfest, bei dem auch der Geburtstag der Tora gefeiert wird, indem daran erinnert wird, wie Mose die 10 Gebote von Gott am Berg Sinai überliefert wurden. Es wird nicht einfach gewesen sein, einfach wieder zur Tagesordnung überzugehen. Der Mann, dem sie ihr Leben gewidmet hatten, wurde gerade erst am Pessachfest brutal ermordet. Doch wundersamerweise wurde dieser Tag ein ganz besonderer. Er wurde der Tag, an dem sie wieder neuen Mut fassten.

Man möge es Inspiration oder Eingebung nennen, man kann sagen, sie kamen aus der Trauer zurück zum Leben. Und um das Bild des Bibeltextes aufzugreifen: Sie wurden Feuer und Flamme für eine neue Idee, für einen neuen Weg, sie wollten Jesu Erbe antreten. Damit wurden sie wieder handlungsfähig, ihr Leben, ihre Berufung erhielt eine Richtung und einen neuen Sinn. Und sie waren erfolgreich. Wir können nach 2000 Jahren sagen, die Inspiration war von Erfolg gekrönt, denn das Pfingstereignis hat Früchte getragen. Aus der kleinen Jüngerschaft Jesu formte sich eine Weltreligion.

Umso wichtiger ist aber auch, diese Flamme am Lodern zu halten. Die Gemeinschaft der Christen, die sich damals vor vielen, vielen Jahren ursprünglich formte, braucht immer wieder neue Energie, neue Menschen, die zum positiven Multiplikator für die Sache Jesu eintreten. Dieser Verantwortung muss die Kirche Rechnung tragen. Eine große Aufgabe, die genau wie vor tausenden Jahren aus Mut gemacht wird und neuen Geist verlangt, denn die Kirche hat viel zu tun.

Übrigens feiern wir auch 2022 - wie zur Zeit von Jesu Tod - gerade wieder parallel mit unseren jüdischen Geschwistern im Glauben. Bereits Ostern feierten wir am selben Termin wie das Pessachfest, nun 50 Tage später feiern wir zusammen Schawuot und Pfingsten. (Christina Lander) +++