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Preisverleihung an den ehemaligen Bundespräsident Joachim Gauck - Fotos: Mediennetzwerk Hessen/Karl-Heinz Burkhardt

RASDORF / GEISA Point-Alpha-Preis verliehen

Joachim Gauck: Ein Mann mit vielen Facetten

17.06.22 - Bei herrlichem Frühsommerwetter und Anwesenheit zahlreicher prominenter Gäste aus allen Bereichen des politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens ist am heutigen Donnerstagnachmittag, am Vortag des 17. Juni, der "Point-Alpha-Preis 2022" an den ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck verliehen worden.

Das "Kuratorium Deutsche Einheit" überreichte dem 82-Jährigen in Zusammenarbeit mit der "Point Alpha Stiftung"  diese Ehrung für seine besonderen Verdienste um die Einheit Deutschlands und Europas in Frieden und Freiheit. Die Laudatio hielt Professor Dr. Andreas Voßkuhle, der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, als Vorsitzender des Vereins ''Gegen Vergessen – Für Demokratie'.

Dieser sagte, Gauck sei "immer mehr als nur der eine" gewesen: Aufarbeiter und Erinnerer, Zuhörer und Lernender, Provokateur und Mahner, Seelsorger und Psychologe, Lehrer und Prediger. Diese Facetten machten Gauck aus und begründeten dessen große Verdienste für unser Land. Zudem stehe der Preisträger für den wohl glücklichsten Moment in der deutschen Geschichte: das Geschenk der Einheit. Zudem habe Gauck auf ganz wunderbare Weise dem Politischen ein menschliches Antlitz verliehen. Auch berührten seine Worte die Seele und drängten in Schichten vor, über die wir ungern oder gar nicht nachdenken.

Eindringliche Grußworte der Ministerpräsidenten

Die beiden Ministerpräsidenten Carsten Ramelow (Die Linke, Thüringen, links) ...

Mit dabei im US Camp der Gedenkstätte, dem ehemaligen amerikanischen "Observation Post Alpha" zwischen Rasdorf und Geisa, waren unter anderem der neu gewählte Ministerpräsident von Hessen, Boris Rhein, der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (beide mit sehr eindringlichen Grußworten zum Thema Freiheit), seine Vorgängerin Christine Lieberknecht, Fuldas Landrat Bernd Woide, Erster Kreisbeigeordneter Frederik Schmitt, Wartburgkreis-Landrat Reinhard Krebs sowie Landtags- und Bundestagsabgeordnete. Mit der Auszeichnung ist ein Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro verbunden. Die Öffentlichkeit war herzlich eingeladen, der Veranstaltung beizuwohnen. Der letztjährige Preisträger Bernhard Vogel hatte kurzfristig absagen müssen.

"Wie kein anderes Ereignis rückt die Verleihung des Point-Alpha-Preises den einst heißesten Punkt im Kalten Krieg als einzigartiges Zeugnis der deutschen und europäischen Historie wieder ins Bewusstsein", hatte im Vorfeld Benedikt Stock betont, Geschäftsführender Vorstand der Point Alpha Stiftung. Ergänzend dazu Christian Hirte vom "Kuratorium Deutsche Einheit": "Bereits als evangelisch-lutherischer Pfarrer in Rostock hat Joachim Gauck eine aus dem christlichen Glauben begründete kritische Haltung gegenüber dem SED-Regime vertreten, die ihn im Herbst 1989 zu einer wichtigen Rolle in der Bürgerrechtsbewegung der DDR geführt hat".

Er sei Vorsitzender des Sonderausschusses zur Kontrolle der Auflösung des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der ersten und einzigen freigewählten DDR-Volkskammer gewesen und wenig später Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen geworden. Dieses Amt habe er mit solcher Überzeugung und Überzeugungskraft geführt, dass die Behörde schnell mit seinem Namen identifiziert wurde.

Gauck habe unbeirrt die Partei der Opfer ergriffen und unmissverständlich die Verbrechen des SED-Unrechtsregimes benannt, ohne das Regime und die Menschen in der DDR gleichzusetzen. Die Bedeutung von Point Alpha werde gerade jetzt wieder sehr deutlich, während der Ukrainekrieg tobe, wie Dr. Stefan Heck sagte, Stiftungsratsvorsitzender. Daher stand der Festakt auch im Schatten dieses Krieges, einer "europäischen Katastrophe" (Hirte). Gauck wiederum pflege bis heute kritische, mitunter unbequeme Worte.

"Kandidat des Volkes"

Als "Kandidat des Volkes", wie die Medien ihn gerne bezeichneten, wurde Gauck im März 2012 mit 991 von 1.228 Stimmen zum Bundespräsidenten gewählt. Er war der erste parteilose Kandidat, der erste Ostdeutsche. Nach vier Jahren Amtszeit und viel Lob von allen Seiten gab er bekannt, dass er nicht für eine zweite Amtszeit kandidieren würde.

Gauck, der in Begleitung seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt gekommen war, zeigte in seiner Erwiderung einmal mehr auf, wie sehr er es versteht, seine Zuhörer zu fesseln. Oder, wie Voßkuhle betont hatte: "Joachim Gauck ist ein Menschenfänger, der sich selbst fangen lässt".

Er könne sich nicht nur über die Auszeichnung freuen, sondern müsse die Frage stellen, was der Ukrainekrieg uns alles noch abverlange, so Gauck. Putin sei alleine verantwortlich für die aktuelle Auseinandersetzung, verantwortlich für die Frage von Krieg und Frieden und für die verstörenden Bilder. Russland befinde sich im imperialen Wahn, und schuldig mache sich auch derjenige, der nicht handele. Wir seien aufgefordert, alles zu tun, um dem mörderischen Treiben ein Ende zu setzen.

Solidarität der Bundesbürger

Eine Grenze dieser Handlungsfähigkeit sei noch nicht erreicht. Wir dürften uns nicht schon jetzt vor möglichen Konsequenzen fürchten. Gauck befürwortete die Wende in der deutschen Sicherheitspolitik und zeigte sich tief beeindruckt von der Solidarität der Bundesbürger. Ängstlichkeit dürfe in unserem Land nicht dominieren. Unsere Demokratie müsse eine wehrhafte Demokratie sein, denn Putins Russland zwinge uns Feindschaft auf. Es gelte, sich den unverschämten imperialistischen Herrschaftsansprüchen entgegen zu stellen. Und wir brauchten einen klaren Blick auf die Realität, die aktuell sehr brutal sei. Dazu gehöre auch, neu zu erkennen, wo die Unterstützer von Frieden und Freiheit seien. Den Festakt gestaltete musikalisch das Posaunenquartett des Bundespolizeiorchesters Hannover. (Bertram Lenz) +++

Handyfotos: Bertram Lenz


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