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Frische Brötchen und Croissants zum Frühstück werden teurer - Symbolbild: pixabay

REGION Da fällt einem fast die Butter vom Brot

Getreide-, Zutaten- und Strom-Preise explodieren: Brot und Brötchen teurer

21.06.22 - Im Oktober letzten Jahres haben wir uns noch ein bisschen über die Katastrophenschlagzeile der Boulevardpresse 'Kostet ein Brötchen bald einen Euro?' mokiert, jetzt holt uns die Realität doch ein. Tatsächlich haben die Preise für Brot und Brötchen in den letzten Wochen deutlich angezogen - und das ist sicher noch nicht das Ende der Erhöhungsspirale. Doch anders als an der Tankstelle ist die Preispolitik beim Bäcker kein undurchschaubares Rechenexempel zugunsten von wenigen Groß-Konzernen, sondern leicht nachvollziehbar. Nicht nur die Preise für Mehl und Butter haben sich mehr als verdoppelt, auch die hohen Energiekosten für Strom, Heizöl, Gas und Diesel schlagen auf die Preise für unser Grundnahrungsmittel Brot durch. Denn das "Kaltbacken" hat noch keiner erfunden. 

Joachim Michel ist Obermeister der Bäckerinnung O|N-Archivbild

Was bleibt den Bäckern also übrig, als die Preissteigerungen, denen sie ausgesetzt sind, anteilig an ihre Kunden weiterzugeben? Einfach kleinere Brötchen zu backen und dafür den bisherigen Preis zu verlangen, ist keine gute Idee. "Das ist wirklich keine Lösung und gibt nur bösen Ärger mit den Kunden, die sich zu Recht betrogen vorkämen", sagt der Obermeister der Bäckerinnung im Landkreis Fulda, Joachim Michel. Er rechnet vor, dass hier in der Region der Brotpreis mit derzeit rund drei Euro zu niedrig kalkuliert sei, um die steigenden Kosten aufzufangen. "Was auch gehörig zu Buche schlägt, sind die Personalkosten, der gesetzliche Mindestlohn von 12 Euro macht sich deutlich bemerkbar", sagt der Bäckermeister, der für ein Kilo seines Rhöner Holzofenbrots mittlerweile vier Euro berechnet. 

Symbolbild: pixabay

Unsere Umfrage bei den Bäckern in der Region ergab aber kein einheitliches Bild, was deren künftige Preisgestaltung betrifft. Die Großbäckerei Pappert sagt auf unsere Nachfrage, man habe erst im Januar fünf Prozent aufgeschlagen und versuche, die Preise stabil zu halten. Auch von den größeren Bäckereien mit mehreren Filialen in und um Fulda wie Happ, Wempen, Gerlach oder Storch heißt es unisono, man versuche die Preisanpassung noch hinauszuzögern und dann so moderat wie möglich zu halten - eine exakte Prognose, mit welchen Summen wir schließlich zu rechnen haben, traut sich niemand zu.

"Dann essen Sie halt Kuchen!"

Obermeister Michel vermutet, dass durch die Preissteigerungen der Trend der Kunden zu industriellen Backwaren weiter zunimmt. Das heißt, eingeschweißte Aufbackbrötchen vom Discounter und abgepacktes Misch- und Toastbrot boomen. Dann brauchen wir uns über das landesweite Bäckerei-Sterben nicht zu wundern. "Nur noch knapp 30 Prozent aller Backwaren kommen frisch vom Bäckerhandwerk", sagt er bitter. Dabei haben wir bei unserem Bäcker die Auswahl zwischen den meisten Brot- und Brötchensorten weltweit, der Duft von frischem Brot aus der Backstube ist doch einfach unverzichtbar. 

Porträt der französischen Königin von Jean-Baptiste-André Gautier-Dagoty ...Bild von WikiImages auf Pixabay

Übrigens: Als das hungernde Volk aus Paris um 1789 protestierend an den Hof nach Versailles zog, um Brot zu fordern, soll Königin Marie-Antoinette ihnen geraten haben: "Wenn sie kein Brot haben, sollen sie Kuchen essen ..." Damals wie heute keine wirklich schlaue Alternative. (ci) +++


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