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In diesem Rahmen wurde Perspektiva als vorbildliches Praxisbeispiel für regionale Vernetzung diskutiert und die Frage gestellt - Fotos: Lea Hohmann

FULDA "Forum Inklusive Privatwirtschaft"

Für mehr Teilhabe am Arbeitsmarkt - "Behinderung als Chance sehen"

14.07.22 - Wie können mehr Menschen mit Behinderungen am allgemeinen Arbeitsmarkt teilhaben? Was brauchen Unternehmen, damit die Beschäftigungsquote von Menschen mit Behinderungen steigt? Mit diesen Fragen beschäftigte sich am Mittwochnachmittag das "Forum Inklusive Privatwirtschaft". Dieses hat sich 2021 auf Initiative von Rika Esser, der Beauftragten der Hessischen Landesregierung für Menschen mit Behinderungen, konstituiert. Nach zwei digitalen Treffen kam das Gremium nun auf dem Theresienhof von antonius und Perspektiva in Fulda erstmals persönlich zusammen. 

Jan Martin Schwarz, Geschäftsführer der Perspektiva gGmbH

Die Sitzung beschäftigte sich dabei vor allem mit dem Schwerpunkt "Vernetzung und ...

Ulrike Hestermann, Leiterin der Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) ...

Die Sitzung beschäftigte sich dabei vor allem mit dem Schwerpunkt "Vernetzung und Kooperation als Erfolgsfaktor - regional und akteursspezifisch". In diesem Rahmen wurde Perspektiva als vorbildliches Praxisbeispiel für regionale Vernetzung diskutiert und die Frage gestellt, ob das Perspektiva-Modell auf andere Regionen übertragbar ist. Des Weiteren beschäftigten sich die Verantwortlichen mit der Thematik, Reha-Träger und Unternehmen stärker zu vernetzen, um so eine gelungene Inklusion auf dem Arbeitsmarkt zu verwirklichen.

"Die Integration von Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt ist vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels eine große Chance. Diese Menschen haben unglaubliche Potenziale und Talente, die es zu entdecken und zu fördern gilt", betonte Rika Esser, Beauftragte der Hessischen Landesregierung für Menschen mit Behinderungen. Zudem lobte sie die hervorragende Zusammenarbeit der Region: "Die Vernetzung untereinander funktioniert in Fulda wirklich gut. Eine gelungene Kooperation zwischen Unterstützern, den Unternehmen sowie den Arbeitnehmern mit Behinderung ist elementar."

Michael Wißler, stellvertr. Beiratsvorsitzender Perspektiva und Geschäftsführer ...

"Jeder Mensch hat ein Talent"

Jan Martin Schwarz, Geschäftsführer der Perspektiva gGmbH, machte auf verborgene Talente von Menschen mit Behinderung aufmerksam: "Jeder Mensch hat ein Talent, was sich fördern lässt - genauso hat auch jeder einen Platz auf dem Arbeitsmarkt verdient. Auch Menschen mit Defizit können ein selbstbestimmtes Leben führen." Im Bereich der Teilhabe auf dem Arbeitsmarkt müssten künftig mehr "Begegnungen geschaffen werden, aus denen nach und nach Beziehungen und Verantwortung wachsen." Waldemar Dombrowski, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda, lobte: "Perspektiva ist mit seiner Arbeit eine wirklich besondere Perle der Region und leistet in der Begleitung von Menschen mit Behinderung in den regionalen Betrieben einen vorbildlichen Beitrag."

Rika Esser, Beauftragte der Hessischen Landesregierung für Menschen mit Behinderungen ...

"Behinderung nicht als Problem sehen"

Doch woran liegt es, dass Unternehmen noch immer Hemmungen haben, Menschen mit Defiziten einzustellen? Laut Ulrike Hestermann, Leiterin der Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) in Darmstadt und Sprecherin der EUTBs in Hessen, ist die Antwort ganz klar: "Arbeitgeber haben schlicht und ergreifend Angst und Unsicherheiten. Hier muss sich definitiv etwas an der Haltung der Unternehmen ändern. Zudem muss zwischen Menschen mit Behinderung unterschieden werden. Nicht jeder hat direkt eine schwere geistige Behinderung. Manchmal sind lediglich motorische Fähigkeiten eingeschränkt. Behinderung sollte nicht als Problem, sondern als Chance angesehen werden", bringt es Hestermann auf den Punkt.

Auch Michael Wißler, stellvertretender Beiratsvorsitzender Perspektiva und Geschäftsführer der Ulrich GmbH, war gemeinsam mit Christian Schmitz, Mitarbeiter der Ulrich GmbH und ehemaliger Jugendlicher von Perspektiva vor Ort, um über seine Erfahrungen zu berichten: "Christian und ich arbeiten seit Jahren zusammen, das klappt prima. Wie bei jedem Arbeitnehmer gibt es auch hin und wieder Probleme, die sich jedoch immer im gemeinsamen Gespräch klären lassen. Den Unternehmen muss die Scheu und die Angst genommen werden - das ist der Schlüssel", so Wißler, der Schmitz bereits lange Zeit unterstützt. "Durch einen Unfall habe ich eine geistige Behinderung erlitten - auf dem Arbeitsmarkt wollte mich niemand mehr haben", erzählt Schmitz im Rahmen der Pressekonferenz. "Viele Arbeiten liegen Menschen mit Behinderung sogar deutlich besser, beziehungsweise fallen ihnen einfacher", weiß Wißler aus langjähriger Erfahrung.

Waldemar Dombrowski, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda ...

Inklusion für kleine Betriebe eine Herausforderung

Laut Marius Naser, Referent Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik bei der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V. (VhU), ist vor allem in kleinen Unternehmen das Thema Inklusion eine Herausforderung. "In großen Firmen klappt integrative Teilhabe meist gut - kleinere Betriebe jedoch haben oftmals nicht die Zeit oder das notwendige Personal, um sich zusätzlich um Themen wie Inklusion und Integration zu kümmern. Das ist wirklich schade." In erster Linie müsse aber die Bereitschaft und Offenheit des Arbeitgebers vorhanden sein, ist sich Thomas Niermann, Leiter Integrationsamt des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) Hessen, sicher: "Wir benötigen im Bereich Teilhabe einen Austausch auf Landesebene, müssen zusätzliche Ansprechstellen etablieren, um diese Hemmungen zu nehmen." 

"Erst wenn Menschen mit Behinderung eine Chance bekommen, ihre Talente und Potenziale zu entfalten, wachsen sie über sich hinaus und entwickeln jede Menge neue Fähigkeiten", so Hestermann abschließend. Ein Grund mehr für heimische Betriebe und Unternehmen, von den einzigartigen Talenten und Potenzialen von Menschen mit Behinderung zu profitieren und ihnen so eine langfristige Perspektive zu schenken. (Lea Hohmann)+++


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