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Gewalt gegen Frauen ist leider immer noch in Deutschland allgegenwärtig. - Symbolbild: Pixabay

BAD HERSFELD Gewalt gegen Frauen zu oft allgegenwärtig

Knapp 2.000 Frauen fanden Obhut: Frauenhaus feiert Doppeljubiläum

22.07.22 - Es ist ein Jubiläum der besonderen Art: 35 Jahre Frauenhaus und Beratungsstelle in Bad Hersfeld. Ungefähr 2.000 Frauen fanden in den vergangenen dreieinhalb Jahrzehnten Obhut im Bad Hersfelder Frauenhaus. Leider gehen die Zahlen nicht zurück und Gewalt gegen Frauen ist immer noch viel zu oft allgegenwärtig.

Doris Wagner, Eliza Wiegand und Roswitha Ernst engagieren sich für Frauen in der Region. ...Fotos: Kevin Kunze

"Ich habe mich persönlich schon in den 1970er-Jahren für Frauenrechte engagiert - damals haben wir gedacht, dass es irgendwann überflüssig sein wird. Leider haben wir uns getäuscht", erklärt Roswitha Ernst, die beim Verein "Frauen helfen Frauen" im Vorstand engagiert ist. Der Verein betreut das Frauenhaus sowie die Beratungsstelle. "Mit dem Thema wird glücklicherweise in der Zwischenzeit sensibler umgegangen. Dennoch sind die Zahlen bisher nicht zurückgegangen. Oftmals haben wir keine Plätze mehr frei, allerdings haben wir ein gut funktionierendes Netzwerk mit den anderen Frauenhäusern auch weit über die Landesgrenzen hinaus", so Eliza Wiegand, Mitarbeiterin des Vereins. Es gibt inzwischen öffentliche Internetseiten, auf die die Hilfesuchenden privat zugreifen können und somit erfahren, in welchem Frauenhaus bundesweit sowie landesweit ein Frauenhausplatz frei ist.

Rechtlichen Grundlagen sind schwierig


Es ist nicht einfach, der Gewaltspirale zu entkommen, auch die rechtlichen Grundlagen sind für die Frauen häufig schwierig. Ein Beispiel ist das Umgangsrecht, wenn Kinder mit in der Familie sind. Viel zu oft wird die Frau als Opfer darin vergessen und ist gezwungen, sich mit dem Täter an einen Tisch zu setzen. "Bei häuslicher Gewalt sind immer die Kinder mitbetroffen. Das wird leider wenig berücksichtigt", erklärt Doris Wagner, die sich ebenfalls im Vorstand engagiert und gleichzeitig Mitarbeiterin des Vereins ist. Somit stellt der Umgang mit dem Vater auch eine Sicherheitslücke für den Opferschutz der Frau dar, ergänzt Wiegand.

Hier müsste die Politik mehr tun, um den Frauen eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Das Gewaltschutzgesetz, welches es seit 2001 gibt, ist ein Fortschritt, doch reiche nicht aus, den Frauen genug Schutz zu gewährleisten. Der Opferschutz sowie die Strafverfolgung seien für die Täter keine Hürden. "In den meisten Fällen sind es doch wieder die Frauen, die ihre Umgebung verlassen müssen und auf der Flucht sind", erklärt Wiegand. "Durch die Abhängigkeit und Versprechungen des Täters, dies nie wieder zu tun, kehren nämlich Frauen oft wieder zurück und der Kreislauf geht von vorne los", so Doris Wagner.

Spannende Lesung am Montag offenbart tatsächliche Zahlen


Nun begeht der Verein in dieser Woche das doppelte Jubiläum - während das Frauenhaus schon im vergangenen Jahr 35 Jahre wurde, folgt nun ein Jahr später das Jubiläum der Beratungsstelle: "Aufgrund von Corona mussten wir letztes Jahr das Jubiläum absagen - nun begehen wir es halt doppelt" so Wiegand weiter. Schon am Montag begann die Jubiläumswoche mit einer Lesung von Julia Cruschwitz über das Thema "Femizide: Frauenmorde in Deutschland"." Eine sehr interessante und zugleich bedrückende Vorstellung, da diese offenbarte, dass im Jahr 2020 im Bundesgebiet 139 Morde an Frauen allein rund um Trennung geschehen sind", so das Trio ergänzend. Jeden Tag versucht ein Mann seine Partnerin umzubringen, jeden dritten Tag gelingt es ihm, dies belegt die Bundeskriminalstatistik.

Die Beratungsstelle befindet sich in der Dudenstraße 27 in Bad Hersfeld. ...

Dort ist auch noch die Ausstellung bis zum Sonntag zu sehen.

Auch die öffentliche Ausstellung, die in der Dudenstraße 27 im Gebäude der Beratungsstelle diese Woche gezeigt wird, behandelt das Thema Femizide: "Wir wollen einfach zeigen, wie enorm das Problem selbst in einer Demokratie wie Deutschland ist. Erst vor kurzem hat man in Schwalmstadt einen solchen Mord direkt in der Region erlebt" und dies ist kein Einzelfall.  Aufmerksam soll betrachtet werden, dass diese Verbrechen in keinem Fall "Familiendramen, erweiterte Suizide sowie, Morde auf Leidenschaft" sind. "Sie sind Morde an Frauen, aufgrund der Tatsache, dass sie Frauen sind und sollten auch so betitelt werden", erläutert Wiegand. 

24 Frauen können untergebracht werden


Generell können im Frauenhaus bis zu 24 Personen in zehn Zimmern untergebracht werden - neben den Frauen ist es auch möglich, die Kinder mit im Frauenhaus unterzubringen. "Wir bekommen immer noch zu wenig Unterstützung. Neben zu wenig Personal ist auch die Finanzierung nicht vollständig gesichert. Immer noch wird ein großer Teil der Arbeit neben den Geldern vom Landkreis, der Stadt und Kommunen von Spenden und Bußgeldern finanziert, das muss sich in Zukunft ändern - dafür ist die Verantwortung und die Notwendigkeit der Frauenhäuser einfach zu groß", fordern die drei Frauen abschließend. (Kevin Kunze)+++


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