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Plötzlich war die Zufahrt zur Einfahrt weg - und niemand wurde vorgewarnt - Fotos: Privat

FULDA "Das hätte nicht passieren dürfen"

Telekom-Chaos: Tiefbauunternehmen reißt Privatgrundstücke ohne Erlaubnis auf

26.07.22 - Rund 7.000 Fuldaer Haushalte sollen Glasfaseranschlüsse erhalten: Eine entsprechende Absichtserklärung hatten Stadt und Telekom im vergangenen Jahr unterschrieben. Die Kosten für das Mammutprojekt trägt die Telekom – ebenso wie die Verantwortung für das Bauprojekt. Jetzt gibt es allerdings mächtig Ärger.

Anwohner der Richard-Wagner-, Haydn – und der Schumannstraße sind sauer: Mitte Juli waren hier plötzlich Gehwege aufgerissen und Einfahrten durch tiefe Gruben blockiert. "Ich hatte einen dringenden Arzttermin, wollte zeitig mit dem Auto los", erklärt eine Betroffene. "Ich dachte, mich trifft der Schlag als ich sah, dass ich gar nicht wegkomme", so die Seniorin. Arbeiter hatten, ohne vorher Bescheid zu geben, einfach die Zufahrt zu ihrem Haus aufgerissen. "Ich wusste gar nicht, was hier los ist." Auf der Straße sah sie sich nach einem Verantwortlichen um. "Da stand nur ein weißer Pritschenwagen mit Marburger Nummer ohne Aufschrift und sämtliche Arbeiter, die ich fragen wollte, sprachen kein Deutsch. Es war zum Verzweifeln." Die Frau verpasste ihren Termin.

Ähnliche Erfahrungen machten Anwohner der Schumannstraße als die Zufahrt zu einem Großparkplatz einer Eigentümergemeinschaft aufgebaggert wurde. "Uns hat niemand vorher informiert, wir kamen eines Morgens plötzlich einfach nicht mehr weg." Erst wesentlich später – und nach zahlreichen Telefonaten - erfuhren die Betroffenen, was überhaupt vor ihren Haustüren geschieht. "Ich finde es eine Frechheit, dass unser Privatweg (der etwa zehn Meter lang ist, Anm. der Redaktion) einfach ohne Vorwarnung zerstört wird", empört sich die Frau aus der Haydnstraße. Genau wie in der Schumannstraße war es nicht nur öffentlicher Grund, der aufgebaggert wurde. Zwar sind die Baulöcher mittlerweile gestopft, dies aber eher schlecht als recht. "Bei uns fehlen plötzlich Begrenzungssteine, außerdem liegen die Pflastersteine falsch", so die Frau. Vor der Einfahrt in der Schumannstraße blieb eine mehrere Zentimeter tiefe und 60 Zentimeter breite Mulde, die quer über die Straße verläuft.

Dass Glaserfaserkabel ungefragt auf Privatgrund verlegt worden wäre, sei definitiv ...Symbolfoto: O|N/Finn Rasner

Telekom räumt grobe Fehler ein

Die Telekom, die sich für das Chaos verantwortlich zeichnet, entschuldigt sich bei allen Betroffenen. Eigentlich hätten die Anwohner vorab per Postwurfsendung informiert (und nach ihrer Einwilligung gefragt) werden müssen, erklärt ein Pressesprecher auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS. Dies sei in den beiden Straßen tatsächlich nicht geschehen. "Wir haben diesen äußerst wichtigen Punkt (neben anderen Themen) nochmals nachdrücklich bei unseren mit den Bauarbeiten dort befassten Unternehmen eingefordert und sie auch für die Belange der Anwohner sensibilisiert. In diesem Zusammenhang ist es aber auch wichtig festzuhalten, dass es lediglich in der Haydn- und Schumannstraße zu diesen Versäumnissen gekommen ist. Der Netzausbau in anderen Teilen Fuldas läuft diesbezüglich so reibungslos, wie andernorts auch."

Generell, so schiebt die Telekom nach, seien die Verfügbarkeiten und Ressourcen von Tiefbaufirmen in Deutschland bereits seit längerer Zeit sehr angespannt. Gerade im Frühjahr/Sommer/Herbst käme es hier zu Engpässen, da saisonal überall verstärkt gebaut werde. Die von der Telekom nun vergebenen Arbeiten würden von einer Arbeitsgemeinschaft zweier Bauunternehmen durchgeführt. "Dabei kommt es auch zum Einsatz ausländischer Arbeiter, was unvermeidlich auch zu Sprachbarrieren führen kann."

Der rechtliche Aspekt 

Dass Glaserfaserkabel ungefragt auf Privatgrund verlegt worden wäre, sei definitiv ein Fehler gewesen und könne rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. "Das bedauern wir sehr und klarerweise sind wir uns auch der Tragweite bewusst. Aktuell arbeiten wir mit Hochdruck daran, die fehlenden Eigentümererklärungen/-genehmigungen einzuholen." Die Haftung für entstandene Schäden würde allerdings bei den ausführenden Tiefbaufirmen liegen.

Ruhe werden die Anwohner der Schumannstraße sowie der Haydnstraße vorerst nicht bekommen. "Die Arbeiten im Bereich "Musikerviertel" dauern noch bis Ende August, bis in das zweite Quartal 2023 ist allerdings noch die eine oder andere Montagegrube erforderlich, um dort einzelne Hausanschlüsse herzustellen", so die Telekom.

"Wir bedauern die entstandenen Unannehmlichkeiten und Versäumnisse sehr und entschuldigen uns auch an dieser Stelle ausdrücklich bei den Betroffenen und bitten nachträglich um Verständnis. Auch wir selbst haben höhere Ansprüche - an unser eigenes Handeln und ebenso dem unserer Auftragnehmer", so die Telekom abschließend. (mr) +++


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