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Die "Bierquelle" feiert ihr 65-jähriges Bestehen und zeitgleich 13 Jahre Geschäftsführerin Evi (links) mit Stammgästin - Fotos: Mathias Schmidt

FULDA "Seelensorge mit Bierglas und Lappen"

Aus der "Bierquelle" wird schon seit 65 Jahren fleißig Bräu aller Art gezapft

03.08.22 - Es gibt viele Kneipen in Fulda, in denen man in Gesellschaft dem Alkohol frönt und offen miteinander schwatzt. Dabei unterscheiden sich die Kneipen in so mancher Hinsicht: Die eine ist größer, die eine kleiner, die eine ist eher still, die andere wieder lauter. Doch eine, ja die eine Kneipe, ist Dir immer lieber als alle anderen, und genau dieser schwörst Du ewige Treue. In der "Bierquelle" in Fulda wird diese Treue nun bereits seit 65 Jahren gefeiert. Evi, Geschäftsführerin der Kultkneipe in der Heinrichstraße, begeht daher zusammen mit all den Gästen das 65. Bestehen und gibt OSTHESSEN|NEWS einen Einblick in ihren Alltag.  

Ihre Sprüche sind legendär Foto: Privat

Evi Hochstadt ist seit vier Jahren Geschäftsführerin der "Bierquelle" und gleichzeitig auch das perfekte "Ein-Mann-Team" der ganzen Kneipe. "Thorsten Endres, Chef der Kneipe, wohnt in Grettstadt nahe Würzburg. Gastronomie ist eigentlich überhaupt nicht sein Ding. Er meint immer zu mir, dass er nach fünf Minuten hinter der Theke den Laden abschließen würde", amüsiert sich Evi. "Daher kümmere ich mich hier um alles. Von Bestellungen bis hin zu der Einrichtung und vor allem um die Gäste."

Kleiner Rückblick: Zu der Stelle in der Kneipe verhalf ihr übrigens der ehemalige Pächter Mike William Döll vor 13 Jahren. Zu der Zeit arbeitete Evi noch als Bistroleiterin bei der Bäckerei Pappert, wo besagter Pächter seinen täglichen Kaffee holte. Als er sie eines Tages vor seiner Kneipe antraf, fragte er prompt: "Hast Du nicht Lust, zweimal die Woche hier zu arbeiten?" Kurz darauf war es auch schon um sie geschehen - sie verliebte sich in den Job und die Kneipe.

"Man muss für diesen Job geboren sein"

Ihre Leidenschaft und Begeisterung für den Job und diese Kneipe sind unverkennbar. "Ich liebe diesen Job einfach. Ich habe so viele tolle Erinnerungen, die mich auch das ein oder andere Mal zu Tränen gerührt haben. Mir war immer klar, dass ich mit Menschen zusammen arbeiten und den Leuten helfen möchte. Dieser Job ist dafür perfekt. Immerzu kommen Gäste und erzählen von ihren Problemen, von ihren Sorgen. Ich versuche dann dabei mein Bestmögliches, um für sie zu sorgen - quasi eine Art Seelensorge mit Bierglas und Lappen in der Hand". Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die 51-Jährige als die "gute Seele der Kneipe" bekannt ist. "Viele Stammgäste fühlen sich hier einfach wohl, und das ist wichtig für mich." Ob mit dem Hefe-Weizen, einem Hochstift-Schoppen oder mit ihrer ganz eigenen Art, den Gästen bei ihren Problemen zu helfen - in der "Bierquelle" wird die Treue zur Kneipe belohnt.

Bierquelle an der Heinrichstraße 10 in Fulda

Nichtsdestotrotz sei der Job kein Zuckerschlecken und werde darum oft unterschätzt. "Es ist nicht einfach, gutes Personal zu finden. Die Mädels denken, es wäre nicht mehr als ein, zwei Bier zu zapfen. Falsch gedacht. Man benötigt Feingefühl, um mit den Gästen zu reden und Streitigkeiten zu schlichten. Man muss nett und freundlich sein - darf sich aber auch nicht alles gefallen lassen, denn es gibt schon den ein oder anderen Gast, der gern mal die Grenzen auslotet. Ein dickes Fell ist Pflicht, und ich habe das Gefühl, dass seit Corona keiner mehr in der Gastro arbeiten möchte."

"Ein Lächeln aufs Gesicht zaubern"

Foto: Privat

Doch Evi ist nicht nur hinter der Theke mehr als engagiert. Die Schankwirtin kümmert sich bei Anlässen wie Halloween oder Rosenmontag alleine um das Schmücken, um die Deko oder generell um die Werbung. "Ich gestalte hier alles alleine. Auch die Werbung auf Facebook oder WhatsApp mache ich." Eine Besonderheit stellen dabei vor allem ihre Sprüche dar, die sie vor der Kneipe auf Tafeln verewigt. "Ex-Mein Chef meinte, auf den Tafeln muss was stehen, was die Gäste reinlockt. Mir war jedoch etwas Anderes wichtig: Ich möchte den Leuten, die vorbeilaufen, ein Lächeln aufs Gesicht zaubern", erklärt sie. Dabei wechselt sie wöchentlich die Aufschrift und passt sie je nach Lust und Laune an. "Das sind alles Sprüche aus dem Leben, von Herzen. Sie spiegeln eigentlich meine Laune und mein Empfinden wider. Natürlich muss man darauf achten, was man schreibt. Vor allem bei zweideutigen Dingen wird es hier kritisch. So kann es schon mal passieren, dass, wenn mich die Gäste etwas ärgern, ein passender Spruch wie 'Tägliche Betreuung ab 16 Uhr' auf der Tafel landet."

Zu Tränen gerührt 

Die Stammgäste sind überglücklich mit Evi

Manchmal ist es schön zu merken, dass man geschätzt wird und etwas bewirkt. Noch während des Interviews ergriffen die Stammgäste von Evi das Wort und legten noch eine Schippe drauf: "Evi ist unsere beste Frau. Die ist einfach Weltklasse. Sie ist immer für jeden da, bei allen Schwierigkeiten, egal wann. Wir können uns glücklich schätzen, sie zu haben." Evi war zu Tränen gerührt, denn es waren warme Worte, die von Herzen ihrer Gäste kamen, denen sie bereits seit Jahren zuhört. 

Nach all dem ist es daher auch wenig verwunderlich, dass Evi diesen Job so lange durchziehen will, wie sie nur kann. "Es ist mein Leben, ich bin mein eigener Chef, kann tun, was ich möchte. Ich liebe meine Gäste. Ich brauche 'das' hier einfach, weil ich ein kleiner Wirbelwind bin." Neben der Kneipe und Deutschen Doggen besitzt Evi noch eine weitere Leidenschaft: Hula-Hoop-Reifen schwingen. Vielleicht kommt es von diesem Hobby - weiß Evi doch, wie sie Schwung in den Laden bringt und nie aufgibt.(Mathias Schmidt) +++


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