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REGION Der Stadtpfarrer bei O|N

Impuls von Stefan Buß: Die Kunst der kleinen Schritte

13.08.22 - Antoine de Saint-Exupery (1900-1944) war ein bekannter französischer Schriftsteller und Pilot. Er war der Verfasser des "Kleinen Prinzen". Am 31. Juli 1944 startete Saint-Exupéry morgens vom Flughafen Bastia zu seinem planmäßig letzten Aufklärungsflug in Richtung Grenoble, kehrte aber nicht zurück und galt seitdem als verschollen.

Von ihm stammt der folgende Text: Ich bitte nicht um Wunder und Visionen, Herr, sondern um Kraft für den Alltag. Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte. Mach mich findig und erfinderisch, um im täglichen Vielerlei und Allerlei rechtzeitig meine Erkenntnisse und Erfahrungen zu notieren, von denen ich betroffen bin. Mach mich griffsicher in der richtigen Zeiteinteilung. Schenk mir das Fingerspitzengefühl, um herauszufinden, was erstrangig und was zweitrangig ist. Ich bitte um Kraft und Zucht und Maß, dass ich nicht durch das Leben rutsche, sondern den Tagesablauf vernünftig einteile, auf Lichtblicke und Höhepunkte achte und wenigstens hin und wieder Zeit finde für einen kulturellen Genuss. Lass mich erkennen, dass Träume nicht weiterhelfen, weder über die Vergangenheit noch über die Zukunft. Hilf mir das Nächste so gut wie möglich zu tun und die jetzige Stunde als das Wichtigste zu erkennen. Bewahre mich vor dem naiven Glauben, es müsste im Leben alles glatt gehen. Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge und Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und reifen.

Erinnere mich daran, dass das Herz oft gegen den Verstand streikt. Schick mir im rechten Augenblick jemand, der den Mut hat, mir die Wahrheit in Liebe zu sagen. Ich möchte Dich und die anderen immer aussprechen lassen. Die Wahrheit sagt man nicht sich selbst, sie wird einem gesagt. Ich weiß, dass viele Probleme sich dadurch lösen, dass man nichts tut, gib, dass ich warten kann. Du weißt, wie sehr wir der Freundschaft bedürfen. Gib, dass ich diesem schönsten, schwierigsten, riskantesten und zartesten Geschäft des Lebens gewachsen bin. Verleihe mir die nötige Phantasie, im rechten Augenblick ein Päckchen mit Güte, mit oder ohne Worte, an der richtigen Stelle abzugeben. Mach aus mir einen Menschen, der einem Schiff mit Tiefgang gleicht, um auch die zu erreichen, die "unten" sind. Bewahre mich vor der Angst, ich könnte das Leben versäumen, Gib mir nicht, was ich mir wünsche, sondern, was ich brauche. Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte.

Mir gefällt an diesem Gebet, dass es so nüchtern ist: Schwierigkeiten und Niederlagen sind nichts Besonderes, sie treffen jeden Menschen. Ich habe kein Recht darauf, dass bei mir alles glatt läuft. Vielleicht werden Sie einwenden: Das ist doch viel zu banal als Erkenntnis. Ich finde diese Erkenntnis befreiend. Sie befreit mich von der Frage: Warum stoßen ausgerechnet mir bestimmte Dinge im Leben zu? Antoine de Saint-

Exupéry dreht diese Frage um: Warum sollten mich Krankheit, Misserfolg und Rückschläge eigentlich nicht treffen? Diese Sicht der Dinge hilft mir, gelassener mit Schwierigkeiten umzugehen. Schwierigkeiten, Krankheit und Rückschläge gehören zu jedem Leben, auch zu meinem. Ja, Gott – lehre uns die "Kunst der kleinen Schritte". Ich glaube, wenn wir mit solchem langen Atem leben, leben wir glücklicher. (Stefan Buß) +++

Stadtpfarrer Stefan Buß. Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin


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