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Die Nachfrage nach Lebensmitteln steigt - auch hier beim Fliedener Tisch. - Symbolfotos: O|N-Archiv/Lea Hohmann

REGION Fliedener Tisch in Sorge

Inflation und Lebensmittelknappheit: Angespannte Lage bei den Tafeln

19.08.22 - Leere Regale, tausende Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine und eine Inflation auf Rekordniveau. Die Anzahl an Tafel-Kunden hat sich in den vergangenen Monaten drastisch erhöht - doch die Lebensmittel werden knapp. Zahlreiche Organisationen melden bereits Aufnahmestopp. Doch wie sieht die Lage in Osthessen aus? O|N hat nachgehakt.

Lange Warteschlangen vor der Ausgabestelle des Fliedener Tischs im Königreich. Jeden Donnerstag werden hier knapp 200 Menschen aus dem Umkreis mit Lebensmitteln versorgt. "Die Lage ist zurzeit unglaublich angespannt. Zwar hatten wir bereits 2015 durch Geflüchtete aus dem Nahen Osten eine sehr große Nachfrage. Jedoch hatten wir vor einigen Jahren noch nicht mit einer solch enormen Lebensmittelknappheit zu kämpfen", so Peter Bach vom Fliedener Tisch. Seit den Sommermonaten muss die Initiative jede Woche mehrere hundert Euro in den Lebensmittelzukauf investieren, um den Bedarf decken zu können. "Vor allem an Frischware mangelt es - Joghurt oder Quark sind fast gar nicht mehr zu kriegen." Generell fällt die Ausbeute in den vergangenen Monaten immer geringer aus. "Nicht alle Lebensmittel, die wir erhalten, können letztendlich verwendet werden. Da bleibt am Ende des Tages nicht mehr viel üblich", weiß der Fliedener.

Seit den Sommermonaten muss der Tisch wöchentlich mehrere hundert Euro in den Zukauf ...
Zahlreiche Tafeln melden Aufnahmestopp

"Viele Kunden kommen mittlerweile auch von weiter her - einige Tafeln haben bereits Aufnahmestopp. Wir wollen niemanden wegschicken und versuchen alle - so weit es geht - zu versorgen. Dennoch ist unser Limit erreicht und wir können nur noch vereinzelt Menschen aufnehmen", so Bach. Seit März hat sich die Anzahl der Kundinnen und Kunden im Königreich mehr als verdoppelt. "Das muss man auch erstmal stemmen. Ohne Zukauf wäre es für uns gar nicht möglich, jeden zu versorgen."

"Man muss einfach helfen"

Unter den zahlreichen Kunden ist auch eine Familie aus Fulda. "Sie fahren jeden Donnerstag mit dem Zug her - nur, um an Lebensmittel zu kommen. Ich weiß gar nicht wie das ab September ohne 9-Euro-Ticket werden soll. Die Tafeln haben teilweise Aufnahmestopp und die Fahrtkosten nach Flieden sind für eine ganze Familie nicht tragbar - eine wirklich schwere Situation", so Bach, der die Fuldaer auch immer wieder am Bahnhof abholt und zum Fliedener Tisch fährt. "Man muss diesen Menschen einfach helfen."

Zur angespannten Lage kommt außerdem auch eine sinkende Spenderzahl. "Wir suchen dringend Menschen, die uns finanziell unterstützen, sodass wir den Fliedener Tisch noch viele Jahre stemmen können." Denn eine Verbesserung der Situation ist auch in den kommenden Wochen und Monaten nicht in Sicht. Weniger Lebensmittel, mehr Bedürftige und steigende Kosten - viele Faktoren, die Hilfsorganisationen zurzeit vor enorme Herausforderungen stellt.

Aktueller Stand bei der Fuldaer Tafel

Prof. Dr. Richard Hartmann ist Vorsitzender der Fuldaer Tafel. Archivfoto: O|N/Maria Franco

Bei der Fuldaer Tafel hat sich die Lage etwas entspannt. "Aktuell sind es bei uns 1.999 Abholungen pro Monat. Demnach über 800 Haushalte, die von uns versorgt werden", erklärt der Vorsitzende Prof. Dr. Richard Hartmann gegenüber OSTHESSEN|NEWS. Zuletzt hatte unsere Redaktion Ende Juni den aktuellen Stand der Dinge erfragt. Da waren es insgesamt 2.160 Abholungen. Einen Aufnahmestopp gibt es derzeit nicht. Auch die Tütenregelung bleibt weiterhin bestehen. "Wöchentlich werden bis zu 15 Haushalte neu aufgenommen." Auffällig: "Nun haben wir viel mehr Menschen, die von der Inflation betroffen sind und einen Ausweis bei uns beantragen." (Lea Hohmann/Maria Franco) +++