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FULDA Der Stadtpfarrer bei O|N

Impulse von Stefan Buß: Der Papalagi

17.08.22 - "Der Papalagi" ist das Buch des deutschen Malers und Schriftstellers Erich Scheurmann, dass die Reiseberichte eines fiktiven Südseehäuptlings enthält. Es erschien erstmals 1920. Vor 100 Jahren besuchte der Südsee-Häuptling Europa. Seine Eindrücke von dieser Reise verarbeitete er in Reden an sein Volk. Darin entlarvt er unsere Zivilisation auf pointierte Art und Weise: Wir leben in Steinspalten, hetzen durch unser Leben wie geworfene Steine, füllen unsere steinernen Truhen (=Häuser) bis zum Rand mit unnützen Dingen und beten das runde Metall und das schwere Papier (=Geld) an.

Doch so manches Mal bleibt uns das Lachen über die humorvollen Beschreibungen unseres (selbst) zerstörerischen Lebensstils im Halse stecken – immer wieder fühlen wir uns in den Reden des Häuptlings ertappt. Der Papalagi klagt: "Es ist eine schwere Last, dass wieder eine Stunde herum ist. - Er macht zumeist ein trauriges Gesicht dabei, wie ein Mensch, der ein großes Leid zu tragen hat; obwohl doch gleich wieder eine ganz frische Stunde herbeikommt. Die Zeit wäre da, doch er sieht sie beim besten Willen nicht. Er nennt tausend Dinge, die ihm die Zeit nehmen, hockt sich mürrisch und klagend über eine Arbeit, zu der er keine Lust hat,… Und regelmäßig will er morgen tun, wozu er heute Zeit hat.

Es gibt Papalagi, die behaupten, sie hätten nie Zeit. Sie laufen kopflos umher, wie vom Teufel Besessene, und wohin sie kommen, machen sie Unheil und Schrecken, weil sie ihre Zeit verloren haben. Die Zeit aber ist still und friedfertig und liebt die Ruhe…. Der Papalagi hat die Zeit nicht erkannt, er versteht sie nicht, und darum misshandelt er sie mit seinen rohen Sitten." Der Häuptling hält den Menschen in Europa einen Spiegel vor und macht auf die Not des heutigen Menschen aufmerksam. Es gilt zu lernen, "dass von Sonnenaufgang bis – untergang viel mehr Zeit da ist als ein Mensch gebrauchen kann." Im Evangelium nach Markus ruft Jesus einmal seine Jünger dazu auf, sich bewusst Zeit zu nehmen, um Luft zu holen. "Kommt mit an einen einsamen Ort", fordert Jesus seine Jünger auf (vgl. Mk 6,30-31). Sie sind müde und angespannt von den Begegnungen mit vielen Menschen und den Reisen von Ort zu Ort. Jesus lädt seine Jünger ein, zur Ruhe zu kommen.

Markus war es wichtig, diese Einladung Jesu weiterzugeben. Er selbst hat sich von Zeit zu Zeit zurückgezogen in die Stille (vgl. Mk. 1,35). Er tankt dabei neu auf, um wieder ganz für die Menschen da zu sein. Was für Jesus damals wichtig war, ist auch für den Menschen heute notwendig, wenn er nicht in Betriebsamkeit, Arbeit und Stress untergehen will. Wer angefüllt ist mit Lärm von tausend Dingen, wie soll er Gott hören in seinem Leben? Zu sich selbst kommen, das ist auch möglich im Alltag, mitten in Zeiten großer Beanspruchung. Dabei ist auch die Erfahrung des Hl. Franz von Sales (1567-1622, Bischof v. Genf, Mystiker und Ordensgründer) wertvoll, der sagt: "Täglich eine halbe Stunde auf Gott zu horchen ist wichtig, außer wenn man viel zu tun hat; dann ist eine ganze Stunde nötig". (Stefan Buß) +++

Stadtpfarrer Stefan Buß. Foto: O|N / Hendrik Urbin


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