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Der 31-jährige Felix Klieser ist ein ungewöhnlicher Hornist: Er hat von Geburt an keine Arme und spielt daher mit den Füßen. - Fotos: Maike Helbig

FREIENSTEINAU Am Sonntag in Nieder-Moos zu erleben

Ungewöhnlich und von hohem Talent: Hornist Felix Klieser spielt ohne Arme

18.08.22 - Felix Klieser ist in jeder Hinsicht ein außergewöhnlicher Künstler. Das Ausnahmetalent beherrscht sein Instrument, das Horn, perfekt - trotz großen Handicaps: Klieser wurde ohne Arme geboren und spielt mit den Füßen. Am Sonntag, 21. August, ist er gemeinsam mit der "Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg" um 17 Uhr während des "Nieder-Mooser Konzertsommers" in der Kirche der Vogelsberggemeinde zu erleben. Im Vorfeld stand der 31-Jährige O|N für ein Interview zur Verfügung.

Kurz zu seiner Vita: Mit fünf Jahren nahm Klieser den ersten Hornunterricht, mit 13 Jahren wurde er Jungstudent an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. 2014 erhielt er den "ECHO Klassik" als "Nachwuchskünstler des Jahres" sowie den Musikpreis des "Verbandes der Deutschen Konzertdirektionen". Im selben Jahr erschien beim Patmos Verlag seine Lebensgeschichte "Fußnoten – Ein Hornist ohne Arme erobert die Welt". 2016 wurde ihm der "Leonard Bernstein-Award" des Schleswig-Holstein Musik Festivals verliehen.

O|N: Was bedeutet Ihnen die Musik?

Felix Klieser: Ich mag Menschen, und ich liebe es, mit ihnen zu kommunizieren. Dafür ist Musik ein hervorragendes Medium. Es geht nicht um die Musik selbst, sondern darum, was wir denken, fühlen und uns im Leben wünschen. Das können wir mit und durch Musik ausdrücken. Wenn ich ein Konzert spiele und das Publikum geht glücklich nach Hause, dann tue ich das auch. 

O|N: Warum haben Sie sich gerade das Horn als Instrument auserkoren?

Felix Klieser: Ehrlich gesagt, kaum eine Frage wurde mir in meinem Leben häufiger gestellt, und die Antwort lautet, ich weiß es nicht. Ich war damals vier Jahre alt, als ich den Wunsch äußerte, Horn zu spielen. Allerdings spielte niemand in meiner Familie oder meinem Umfeld dieses Instrument oder hatte anderweitig Kontakt damit. Daher ist es schon ein Rätsel, wie ich genau auf dieses Instrument gekommen bin. Aber ich glaube, es war nicht die schlechteste Idee in meinem Leben.

O|N: Sie waren sogar schon mit Sting auf Tour und haben bislang verschiedene Auszeichnungen erhalten. Was steht als nächstes großes Projekt an?

Fotos: Maike Helbig

Felix Klieser: Zuerst bin ich einmal froh, dass sich die Lage mit Corona insofern stabilisiert hat, dass überhaupt wieder Konzerte stattfinden können. Im Moment spiele ich sehr viel. Im Sommer war ich fast anderthalb Monate am Stück unterwegs. Habe unter anderem mit Riccardo Muti in Italien und Frankreich gespielt. Es gibt aber einige Ideen, die ich im Kopf habe. Zum Beispiel, ein neues Buch zu schreiben. Allerdings sind all diese Ideen noch alle ganz in ihren Anfängen.

O|N: Am Sonntag sind Sie gemeinsam mit der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg in Nieder-Moos zu Gast. Was bedeutet Ihnen dieses als "Friedenskonzert" bezeichnete Ereignis?

Felix Klieser: Ich glaube, wir leben im Moment in wahnsinnig turbulenten und schwierigen Zeiten. Manche sind vom Menschen gemacht, andere wiederum nicht. Als Musiker steht man auf einer Bühne und damit in der Öffentlichkeit. Daher tragen wir auch eine Verantwortung. Wer denkt, Kunst und Kultur ist nicht politisch, ist naiv. Selbstverständlich ist und sollte Kunst nicht parteipolitisch sein. Allerdings geht es um Werte. Werte des zwischenmenschlichen Zusammenlebens. Das ist der Grund, warum es Kultur gibt. Und weshalb sie gesellschaftlich so relevant ist. Wir alle haben die Verantwortung, die Welt zu einem etwas besseren und friedlicheren Ort zu machen. 

O|N: Waren Sie denn schon einmal in der Kirche von Nieder-Moos beziehungsweise im Vogelsberg?

Felix Klieser: Nein, dort war ich noch nicht. Freue mich aber riesig, sie kennenzulernen!

Details zum Konzert am Sonntag

Felix Klieser wird in der Kirche von Nieder-Moos am kommenden Sonntag ab 17 Uhr, begleitet von der "Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg" unter Leitung von Juli Gilbo, zu erleben sein. Zu hören sind Wolfgang Amadeus Mozarts Hornkonzert Nr. 2 Es-Dur KV 417 und Hornkonzert Nr. 4 Es-Dur KV 495. Das Orchester selbst spielt Joseph Haydns Sinfonie Nr. 49 sowie Werke von Karl Jenkins und anderen. Mit ihrem Spiel will der Klangkörper ein "Friedenskonzert" präsentieren, denn nach Abzug aller wirklichen Kosten soll der Gewinn an die Opfer des Krieges in der Ukraine gehen. Kartenwünsche sind zu richten entweder per E-Mail an [email protected], unter Telefonnummer 06644/7733) oder am Freitag von 9 bis 12 Uhr im Kartenbüro. Möglich ist auch die direkte Ticketbestellung samt online-Ausdruck über die Homepage www.nieder-mooser-konzertsommer.de . (Bertram Lenz) +++


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