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Kabarett "Rett´ ich alles?" – Die witzige Blaulicht-Show für jedermann mit Günter Nuth - Foto: D. Kuhles

ALSFELD Feuerwehrkabarettist

Günter Nuth: Von Glühwürmchen, Klischees und dem Ende des Humors

01.09.22 - Er war Berufsfeuerwehrmann bei der Feuerwehr Düsseldorf, er ist Buchautor und Dozent im Fachgebiet Psychosoziale Notfallversorgung und er ist – Feuerwehrkabarettist. Am 3. September kommt Günter Nuth mit seinem Programm "Rett‘ ich alles?" nach Alsfeld (Vogelsbergkreis) – natürlich in die Feuerwache. Ein Interview vorab ergab sich jetzt mit dem umtriebigen Allzeit-Kameraden zwischen seinen Vorträgen und Vorbereitungen. 

Herr Nuth, wie und warum wird man eigentlich Feuerwehrkabarettist?

Einige Eckdaten zum Event: Wo: Fahrzeughalle Feuerwehr Alsfeld, Fulder Tor 43, ...Foto: D. Kuhles/Feuerwehr Alsfeld

Günter Nuth: Es gab einmal in einer Veranstaltungshalle in Düsseldorf den Kabarettisten Martin Rütter, der als Hundespezialist mit Hund und Frauchen zusammenarbeitet. Er steht auf der Bühne und macht Gags über lustige Begebenheiten. Ich war hier Brandsicherheitswache und habe mir den Herrn Rütter anschauen können. Die Leute lachten über seine Geschichten - da habe ich mir gedacht ‚das kannst du auch‘ und habe einfach mal angefangen. Allerdings habe ich mir ein wenig Hilfe geholt, unter anderem bei einer Regisseurin, die dann Szenen mit mir einstudiert hat.

Ihr Programm lässt wenige Themen aus dem Feuerwehrleben aus: Es geht um den Alarm beim Liebesspiel, die Klischees von Männern und Frauen, Tierrettung und vieles andere, was auch den Alsfelder Feuerwehrleuten wahrscheinlich nicht unbekannt ist. Warum amüsieren sich auch Menschen ohne Feuerwehrbezug bei Ihren Shows?

Günter Nuth: Ja, meine Abende sind ein Unterhaltungsprogramm für jedermann. Ich lasse bewusst feuerwehrspezifische Ausdrücke weg und berichte einfach über Dinge, die jeder nachvollziehen kann: Wie schwierig ist es zum Beispiel für eine Frau, wenn sie mit einem Feuerwehrmann verheiratet ist? Ich schaue einfach ein bisschen hinter die Kulissen der Feuerwehrwachen und Gerätehäuser, lüfte Geheimnisse und beschreibe menschliche Dinge wie zum Beispiel, dass wir an der Einsatzstelle nicht immer eine Toilette haben - das ist eine Problematik, die jeder Zuschauer nachvollziehen kann. Nach zwei Jahren voller Leid und Entbehrungen hole ich jetzt die Zuschauer zwei Stunden aus ihrem Alltag heraus, damit sie mit ihrem Lachen wieder ein stückweit auftanken können.

Kann man davon ausgehen, dass Sie all das, was Sie witzig, ironisch und auch liebevoll betrachten, selbst erlebt haben?

Günter Nuth: Der Vorteil ist, ich muss keine Rolle auf der Bühne spielen. Ich bin Feuerwehrmann und Rettungsassistent und deshalb ist das alles authentisch bei mir. Wenn ich natürlich Dinge aus dem Zusammenleben mit meiner Frau erzähle, dann lasse ich es offen, ob ich es wirklich selbst alles so erlebt habe.

Nun weiß man ja, dass Feuerwehrleute eher zu Situationen gerufen werden, in denen Menschen in Not sind oder Gefahr droht. Finden Sie Humor hier angebracht? Mehr noch: Kann Humor helfen, dramatische Situationen zu verarbeiten?

Günter Nuth: Ich bin der Meinung, dass Humor in schwierigen und brenzligen Situationen nicht angebracht ist. Wir arbeiten da ganz konzentriert und wir geben da wirklich alles. Die andere Ebene ist die Verarbeitung. Natürlich kann auch mal etwas schwarzer Humor die Verarbeitung von Belastungen ein wenig vereinfachen, vielleicht auch ein kleines Hilfsmittel zur Verdrängung sein, aber es gibt im Umgang mit der Verarbeitung sinnvollere Methoden.

Sie sind als Dozent und Buchautor im Bereich Psychosoziale Notfallversorgung tätig. Ein Thema, das von großer Brisanz ist und nicht immer in ausreichendem Maß beachtet wird. Kommt man mit Humor auch hier noch weiter oder ist das Thema dann doch zu ernst?

Günter Nuth: Die Psychosoziale Notfallversorgung ist ein ernstes Thema und gerade wir Männer sind im Umgang mit Emotionen so kompatibel wie Grönland mit Sandstrand. Es bleibt eher ein nachdenkliches Thema und deshalb passt da Humor nicht gut hin.

Wenn man Ihre Veröffentlichungen sucht, dann findet man nicht nur Feuerwehrthemen, sondern auch einen wahrscheinlich bahnbrechenden Band über das "bizarre Liebesleben der Tiere". Ein Ausgleich zu dem doch sehr raumgreifenden Thema Feuerwehr und alles was damit zu tun hat?

Günter Nuth: Das Buch über das bizarre Liebesleben der Tiere entstand aus meiner Situation an einem Urinal, in dem ich zwei Ameisen beim Liebesspiel nicht ertrinken wollte, und dann recherchierte ich weiter über das Liebesleben. Erst von Ameisen, dann von anderen Tieren und erfuhr zum Beispiel, dass bei den Seepferdchen die Männer den Nachwuchs gebären oder dass Glühwürmchen gar nicht mit Strom sparen dürfen, da sie sonst kein Weibchen finden. Aus all diesen Ideen entstand dann auf einmal ein Buch.

Sie blicken in diesem Jahr auf zehn Jahre als Feuerwehrkabarettist zurück. Gab es bei Ihren Auftritten besonders denkwürdige Ereignisse oder Begegnungen und haben Sie noch genug Stoff für die nächsten zehn Jahre?

Günter Nuth: Ja, es ist genug Stoff da. Ich habe zwei Abendprogramme im Kopf und schreibe aktuell an einem dritten Programm. Denkwürdige Ereignisse sind zum Beispiel meine Benefizveranstaltungen, bei denen ich mit meinem lockeren Mundwerk festes Geld fordere, und da bin ich auch gnadenlos – und hinterher stolz über das Spendenergebnis. Gleichzeitig bin ich dankbar, dass ich zwei Traumberufe habe: Menschen zu retten und Menschen zum Lachen zu bringen.

Die Alsfelder Feuerwehr ist – wie Sie sich sicher denken können – eine ganz besondere. Haben Sie sich für sie zum Jubiläum der Stadt Alsfeld auch etwas ganz Besonderes einfallen lassen?

Günter Nuth: Ja, natürlich. Ich werde in einer Szene den Zuschauern auf der Bühne zeigen, wie leistungsstark die Feuerwehr Alsfeld ist. Wie das geht, verrate ich hier aber jetzt noch nicht.

Herr Nuth, wir sind gespannt und freuen uns drauf! Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Naomi Hedrich, Feuerwehrfrau der Freiwilligen Feuerwehr Alsfeld. (pm) +++


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