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Der Edeka-Markt in Oberaula - Fotos: Hans-Hubertus Braune

OBERAULA Märkte machen früher zu

Schluss mit Überstunden: Edeka-Markt-Chef Thomas Höhnke zieht die Reißleine

29.09.22 - Marktleiter Thomas Höhnke zieht die Reißleine: Ab nächster Woche schließt er seinen Edeka-Markt sowie seinen Getränkemarkt in Oberaula (Schwalm-Eder-Kreis) bereits um 18 Uhr. Samstags können seine Mitarbeiter zwei Stunden früher Feierabend machen. Der Markt schließt dann bereits um 14 Uhr, bisher ist bis 16 Uhr geöffnet.

"Liebe Kunden, aktuell treibt mich eine Sorge um: Es geht um meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", schreibt Höhnke. "Wir alle leben momentan in einer außergewöhnlichen Zeit, die uns vor immer neue Aufgaben stellt. Der viel zitierte Fachkräftemangel, die teils schwierige Warenversorgung, horrend gestiegene Energiekosten, aber auch die ungewohnt hohen Krankheitsraten bringen die Kolleginnen und Kollegen, die noch zur Verfügung stehen, immer öfter an ihre Belastungsgrenzen", schreibt Höhnke.

Er hat das Schreiben auf Facebook veröffentlicht. Dort gibt es bisher größtenteils Lob für seine Entscheidung: "Die, die bei euch einkaufen wollen, schaffen das auch in der gekürzten Öffnungszeit. Ging ja früher auch. Wir finden es gut, wenn es den Mitarbeitern gut geht und sind selbstverständlich auch weiter wöchentlich da", schreibt beispielsweise Marco Stiebing.

Überstunden hier, Überstunden da

Höhnke beschäftigt 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie mussten zuletzt viele Überstunden machen. "Überstunden hier, Überstunden da", sagt Höhnke. Dies ging so nicht weiter. "Darum habe ich mich entschieden, die Öffnungszeiten von Lebensmittel- und Getränkemarkt zu kürzen, um mehr Ausgleich und Freizeit für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen", schreibt der Marktleiter.

"Ich hoffe auf meine Kunden"

"Ich hoffe auf meine Kunden", sagt Höhnke im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Dass sie trotz verkürzter Öffnungszeiten dem Markt die Treue halten, auch wenn sie sich zeitlich ein wenig umstellen müssen. Ansonsten befürchtet er Umsatzeinbußen. "Vielleicht freuen sich auch unsere Mitbewerber, aber sicher werden sich meine Kolleginnen und Kollegen freuen. Die Gesundheit und das Wohlbefinden meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liegt mir sehr am Herzen, sie sind für mich wichtig und wertvoll", schreibt Höhnke abschließend.

Seit 25 Jahren betreibt er die beiden Märkte im rund 1.000 Einwohner zählenden Oberaula an der Kreisgrenze vom Schwalm-Eder-Kreis zum Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Die gesamte Gemeinde Oberaula zählt rund 3.200 Einwohner, im Dorf gibt es einen weiteren Lebensmittelmarkt, Bäckereien, Metzger sowie Eisdiele, Dönerladen und ein namhaftes Hotel.

"Es gibt schlichtweg kein Personal"

Einfach mehr Leute einzustellen, ist aktuell keine Option. Es gebe schlichtweg kein Personal. Bei Wettbewerbern Personal abzuwerben, entspreche nicht seiner Philosophie. Höhnke wünsche sich von der Bundesregierung eine einheitliche Regelung, wo ja so viel geregelt werde, etwa bei der Beleuchtung.

Die Öffnungszeiten werden in der Branche diskutiert. So hat Tegut-Geschäftsführer Thomas Gutberlet vor wenigen Tagen ebenfalls das Thema ins Gespräch gebracht. "Tegut fordert kürzere Öffnungszeiten", titelt die Lebensmittelzeitung. Gutberlet habe sich in einem Brief an die Landesregierungen gewandt. Demnach helfe dies, Energie zu sparen und mache langfristig das Berufsbild im Einzelhandel attraktiver. Die Läden sollten bis maximal 20 Uhr geöffnet bleiben, in Bayern und dem Saarland ist dies so vorgeschrieben. Ein Lebensmittelhändler mit 16 Edeka-Märkten im Südwesten von Deutschland schließt laut einem Artikel der Süddeutschen Zeitung seine Märkte mittwochs bereits am Mittag.

Meine Meinung:

Thomas Höhnke schafft Fakten. Zumal in anderen Branchen bereits über die Vier-Tage-Woche diskutiert wird. Die Entscheidung des Lebensmittelhändlers verdient Respekt. Wer wirklich will, wird auch seine Einkaufsgewohnheiten anpassen können. Und wenn nicht, dann gibt es dafür vielleicht auch Lösungen auf dem kurzen Dienstweg, wie es so schön heißt. Schließlich sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch bloß Menschen. Und für Lieferprobleme und gestiegene Preise können auch sie rein gar nichts. Daran sollten wir beim nächsten Einkauf denken - egal in welchem Laden. (Hans-Hubertus Braune) +++


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