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Der neue Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Missbrauch, Bischof Dr. Helmut Dieser (links), und sein Stellvertreter, Erzbischof Stephan Burger. - Foto: Carina Jirsch

FULDA Kommentar zu Bischöfen und Missbrauch

"Ein höchst giftiges Thema" und seine schonungslose Bestandsaufnahme

29.09.22 - Es sind klare und schonungslose Worte gewesen, die am Mittwochmittag während der Pressekonferenz rund um "Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich und für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes" gefallen sind. Insofern eine Zäsur, wie auch jene, dass Bischof Dr. Stephan Ackermann aus Trier nach zwölf Jahren sein Amt als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz aufgibt.

Es war spürbar, wie erleichtert Ackermann ist, diese Aufgabe in andere Hände legen zu dürfen. Und er gestand ein, Betroffene verletzt zu haben, auch wenn dies nicht seine Absicht gewesen sei. Wörtlich betonte er: "Das tut mir von Herzen leid, und ich möchte dafür um Verzeihung bitten". 

O|N-Redakteur Bertram Lenz.

Ebenso realistisch seine Einschätzung dessen, was er anders machen würde: Von Beginn entschlossener an die Thematik herangehen, mit größerer Offenheit und Entschiedenheit. Unter anderem auch, was Entschädigungszahlungen betrifft, denn vielfach mangelt es noch an einer angemessenen Wiedergutmachung für die Betroffenen, die mitunter seit Jahrzehnten unter dem Erlittenen leiden. 
 
Und Ackermann würde das machen, was jetzt - nach zwölf Jahren (!) - angestrebt wird: Die Verteilung von Aufgaben und Zuständigkeiten auf eine viel breitere Basis stellen. Und er würde von Beginn an eine zeitliche Begrenzung seines Wirkens festschreiben - vielleicht vier, fünf Jahre, aber keine zwölf. Dies sagte er mit einem Augenzwinkern, und damit dem einzigen humorvollen Moment während dieser ansonsten doch tieftraurigen, bestürzenden eineinhalb Stunden. 

Es ist seinem Nachfolger Bischof Dr. Helmut Dieser und dessen Stellvertreter Erzbischof Stephan Burger zu wünschen, dass die Absichten, die ebenfalls am Mittwochmittag verkündet wurden, auch eine zügige Umsetzung erfahren. Der Aachener Oberhirte Dieser brachte es beeindruckend auf folgenden Punkt: "Der Handlungsbedarf der katholischen Kirche beim Thema sexueller Missbrauch und Gewalt ist nach wie vor groß".

Und er appellierte an diejenigen Betroffenen, die sich vielleicht noch immer nicht trauen, den Mut zu haben, "aus der Dunkelheit hervorzutreten und sich anzuvertrauen. Wir nehmen Sie sehr ernst", so Dieser, der zugleich mit sehr persönlichen und ehrlichen Worten die Rahmenbedingungen formulierte, die das Ganze so schwer machen: "Wir belasten unsere Vorgänger und distanzieren uns von ihnen. Dies ist eine völlig neue Kultur in unserer Kirche. Zugleich aber, und das wiegt noch schwerer, handelt es sich um ein höchst giftiges Thema, das unendlich in unsere ganze Gesellschaft hinein wirkt".

Klar ist auch, dass dieses schreckliche Thema des Missbrauchs in allen seinen Facetten nicht nur die Kirche, sondern unsere ganze Gesellschaft angeht. Und ebenso klar ist auch, dass bei Umsetzung der am Mittwoch vorgestellten "Eckpunkte der Neustrukturierung" alle Bischöfe werden mitwirken und Verantwortung übernehmen müssen. Um, so formulierte es Erzbischof Stephan Burger, "der Wahrheit auf den Grund zu gehen und nichts zu beschönigen".

Transparenz lautet hier das Zauberwort, um den neuen Weg glaubhaft zu beschreiten und um allen Betroffenen endlich eine Stimme zu geben, der sie vertrauen können. Die Zukunft jedenfalls wird zeigen, ob den klaren und schonungslosen Beteuerungen des Mittwochmittags auch Taten folgen. (Bertram Lenz) +++


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