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Beindruckende Performances warteten auf die Zuschauer. - Fotos: Carina Jirsch

FULDA Dyptik – Compagnie Dyptik im Schlosstheater

Hip-Hop verbindet Kulturen - Wechselspiel von Einsamkeit und Dazugehörigkeit

11.11.22 - Denken Sie beim Stichwort Hip-Hop auch gleich an Ghettoblaster, Goldkettchen, Machogehabe, Capital Bra, Kollegah und Jay-Z? Ja, alles richtig. An diesem Abend aber ging es um Bewegung, um Tanz. Und wie!

Im Räderwerk – Danse L’Engrenage

Die Veranstaltung fand im Schlosstheater statt.

Das aus Saint-Étienne in der Nähe von Lyon stammende Ensemble Dyptik wurde 2012 von den beiden Choreographen Mehdi Meghari und Souhail Marchiche gegründet. In ihrem Stück "Danse L’Engrenage" geht es um die Dynamik des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Es geht um das Ich und das Wir, um das Miteinander und das Gegeneinander – um Anziehung und Abstoßung. Wie funktioniert dieses Räderwerk, und welcher Teil davon bin ich? Wann bin ich Teil davon, wann nicht – und will ich das überhaupt?

Das Rebellische ist Teil der Hip-Hop-DNA. Zum Hip-Hop gehören Aufstand und Aufbegehren, die Wunden des Ausgeschlossenseins sind hier geradezu identitätsstiftend. Das verwundert nicht, wenn man daran denkt, wo der Hip-Hop entstanden ist – in den 1970er Jahren unter Afroamerikanern und Latinos in der damals völlig runtergekommenen New Yorker Bronx – jenseits der weißen Mehrheitsgesellschaft. Von hier aus trat der Hip-Hop seinen Siegeszug an und eroberte natürlich auch Europa.

Wechselspiel von Einsamkeit und Dazugehörigkeit

Es beginnt sehr leise und sehr dunkel, dann löst sich eine Frauengestalt aus dem Dunkel der Bühne. Aus einem langgezogenen Ton entwickelt sich ein Cello-Solo, und wir sehen im Gesicht der Frau und an ihren Bewegungen die Wirkung der Musik. Dann setzt der Beat ein, immer intensiver werden ihre Bewegungen, bleiben aber so eckig wie bei einem Roboter. Sie tanzt Break Dance nur mit dem Oberkörper und den Armen. Nur ihr immer wieder aufstrahlendes Lächeln zeigt – hier gibt sich ein Mensch der Musik hin. Nach einigen Minuten erklingt der erste Sprechgesang, und dann sind die sieben Tänzer alle auf der Bühne. Das Licht strahlt heller, greift einzelne Tänzer heraus, bleibt bei der Gruppe und verlöscht wieder.

Die Tänzer finden zusammen, tanzen miteinander, dann löst sich immer wieder eine oder einer und tanzt allein ohne die Gruppe. Mal ist der Tänzer Teil der Gruppe, mal Einzelgänger und außerhalb der Gruppe. Wir sehen Faszination und Ablehnung, Zärtlichkeit und Aggression. Mal wirkt die Gruppe bedrohlich, dann wieder stärkend und ermutigend. Das greift eine typische Form des Hip-Hop auf, das Battle, in dem Sänger (oder Tänzer) gegeneinander antreten und sich zu übertreffen suchen. Hier symbolisiert das Wechselspiel von Einsamkeit und Dazugehörigkeit auch den Kampf jedes Einzelnen um seinen Platz in der Gesellschaft. Es stellt die Frage, wie weit wir gehen wollen, welchen Preis wir zahlen wollen, um unsere Ziele zu erreichen. Das ist ungemein faszinierend und intuitiv erfassbar. Die Break Dance Moves werden mit größter Könnerschaft ausgeführt, das Mit- und Gegeneinander der Tänzer ist von fast schwereloser Selbstverständlichkeit.

Begeisterung auch bei den Gästen.

Die Break Dance-Rhythmen verbinden sich in diesem Stück mit arabischen Musikelementen. Es entsteht eine ungeheure Energie, der physische und der emotionale Einsatz bringt die Tänzer fast in Trance. Die Musik fährt förmlich in die Körper hinein, die irgendwann nur noch zappeln können. Und das sind die sieben phantastischen Tänzer/innen von Dyptik: Carla Munier, Evan Greenaway, Émile Tarpin-Lyonnet, Yohann Daher, Hakim Abdou Mlanao, Silvia Addiego Mobilio und Karym Zobert.

Ich hätte ihnen sehr gern eine weitere Stunde zugeschaut, denn diese Darbietung war sensationell. Mit Standing Ovations bedankten sich die begeisterten Zuschauer im ausverkauften Schlosstheater. (Jutta Hamberger) +++


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