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Die Appelle, Respekt gegenüber Einsatzkräften zu zeigen, wiederholen sich. Und fruchten offenbar nicht. - Foto: dpa/picture-alliance

REGION Kommentar von Bertram Lenz

(Silvester-)Gewalt gegen die, die uns helfen: Das muss hart geahndet werden

03.01.23 - Dies vorweg: Das Feuerwerk zu Silvester ist an vielen Orten, so auch in unserer osthessischen Region, sehr schön gewesen. Bei aller nachvollziehbaren Kritik der Deutschen Umwelthilfe, wonach die Belastung der Luft mit dem gefährlichen Feinstaub über den Jahreswechsel dramatisch gestiegen sei - die meisten Menschen haben den Pyro-Zauber am Himmel genossen und ihn als beeindruckend empfunden. Was daran gelegen haben mag, dass dies zwei Jahre wegen Corona nur höchst eingeschränkt erlebbar war. 

Soweit zur angenehmen Seite. Es gibt aber auch sehr hässliche Begleiterscheinungen. Wobei damit eigentlich nur höchst zurückhaltend ausgedrückt wird, was sich vornehmlich in Berlin abgespielt hat: Dort meldete die Polizei massive Angriffe auf Einsatz- und Rettungskräfte, 33 Menschen sind während ihres Dienstes verletzt worden.

Beschossen, beworfen und ausgeplündert

Das Feuerwerk zu Silvester wurde vielerortsl, auch in unserer Region, als sehr schön ...

Auch in unserer Region waren die Einsatzkräfte während der Silvesternacht stark ...Foto: O|N - Archiv / Henrik Schmitt

Es spricht Bände, wenn die Feuerwehr unserer Hauptstadt davon spricht, wie sehr man "von der Masse und der Intensität der Angriffe" überrascht worden sei. Das Ganze ging sogar so weit, dass diejenigen - die eigentlich gekommen waren, um bei Einsätzen ihr Leben zu riskieren - beim Löschen mit Pyrotechnik beschossen und Fahrzeuge geplündert wurden. Vom Werfen mit Bierkisten und Feuerlöschern ganz zu schweigen. 

Auch in Osthessen hatten die Rettungs- und Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, DRK und Malteser wahrlich keine ruhige Silvesternacht, auch wenn es glücklicherweise keine ganz gravierenden Vorkommnisse gegeben hat. Und bis auf einen Vorfall in Bad Kissingen, wo ein stark alkoholisierter 16 Jahre alter Jugendlicher Rettungssanitäter und Polizisten angegriffen hat, blieb unsere Region von solch erschreckenden Schlagzeilen verschont, wie sie aus Berlin bekannt wurden.

Ich frage mich, woher diese Aggressivität kommt. Es mag sein, dass es diese verhängnisvolle Mixtur aus gemeinschaftlichem Erleben, Pyrotechnik und Alkohol gewesen ist, um sämtliche moralische Schranken zu vergessen. Ob freilich ein allgemeines Böllerverbot der Weisheit letzter Schluss ist, sei dahingestellt. Denn damit würden diejenigen, die überwiegend friedlich Silvester feiern, generell abgestraft werden.

Auch osthessische Rettungsdienste waren zunehmend auf das Gewaltproblem aufmerksam. ...Foto: O|N - Archiv / Henrik Schmitt

O|N-Redakteur Bertram Lenz kommentiert die Gewalt gegen Einsatz- und Rettungskräfte. ...Foto: O|N - Archiv / Laura Struppe

Wenn es keinerlei Hemmungen mehr gibt und solche Menschen, die täglich im Einsatz sind, um anderen in deren Not beizustehen, regelrecht "unter Beschuss" genommen werden, dann helfen nur drastische Strafen. Immerhin setzen diese Gewalttäter Pyrotechnik ganz gezielt als Waffe ein und sollten daher die Härte des Gesetzes zu spüren bekommen. Insofern teile ich die Meinung von Dirk Wiese, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, der unter anderem Folgendes verlangt hat: "Täter ermitteln, umgehend klare und harte Strafen, nächstes Jahr dann Meldepflicht an Silvester!"

Bleibt ein Rest von Skepsis, inwieweit solche Maßnahmen die Straftäter überhaupt beeindrucken. Laut "FAZ" ging nämlich zwischen 2018 und 2021 die Zahl der Gewaltdelikte gegen Feuerwehr- und Rettungskräfte trotz eines höheren Strafrahmens nicht zurück. Im Gegenteil. Vielleicht könnte da der Einsatz von Dashcams oder Bodycams eine erste Maßnahme sein, um zumindest abzuschrecken. 

Angriff auf den Rechtsstaat

Ich glaube, dass dieses aggressive und brutale Verhalten, wie es jetzt in Berlin demonstriert wurde, ein Ausdruck dafür ist, wie Teile unserer Gesellschaft dabei sind, immer mehr zu verrohen. Daher kann ich dem Chef der hessischen Polizeigewerkschaft GdP, Jens Mohrherr, nur beipflichten, der am Montag "eine Diskussion in der Mitte der Gesellschaft" gefordert hat. "Das verachtenswerte Verhalten, Uniformträger als Zielscheiben zu benutzen, muss als Angriff gegen den Rechtsstaat begriffen werden."

Denn sonst könnte, was ebenfalls fatal wäre, es immer schwerer werden, haupt- und ehrenamtliche Kräfte für den Dienst zu gewinnen. Was eh' schon kein leichtes Unterfangen ist. (Bertram Lenz) +++


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