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Die Einsatzkräfte der Hilfs- und Rettungsorganisationen sind rund um die Uhr für ihre Mitmenschen da - Symbolbilder (2): O|N/Hans-Hubertus Braune

WIESBADEN Konsequentere Strafverfolgung gefordert

CDU-Gipfel der Hilfskräfte: Der Spagat zwischen Motivation und Gewalt

28.03.23 - Sie sind Tag und Nacht an 365 Tagen im Jahr für uns da: Die Rede ist von den ehrenamtlichen und hauptamtlichen Hilfs- und Rettungskräften. Die allermeisten Menschen sind ganz einfach froh und dankbar, dass es bei uns in Deutschland ein solches Rettungssystem gibt. Gerade ehrenamtliche Einsatzkräfte bei örtlichen Feuerwehren sind in vielen Ländern dieser Erde nicht vorhanden.

Diejenigen, die sich bei den verschiedenen Hilfs- und Rettungsorganisationen engagieren, machen dies aus Nächstenliebe und der Bereitschaft, den Mitmenschen in der Not zu helfen. Dies ist auch ein Antrieb, um beispielsweise die Ausbildung zum Rettungssanitäter zu absolvieren. Bei aller Belastung in Stresssituationen - sie lieben ihren Beruf.

Online-Veranstaltung der Christdemokraten zum Thema Gewalt an Hilfskräften ...Screenshots: O|N

Die CDU-Fraktionsvorsitzende Ines Claus und Staatssekretär Stefan Sauer ...

Einsatzfahrzeuge bei einem schweren Verkehrsunfall auf der Bundesstraße B 62 bei ...

Doch eine Sache stößt immer wieder auf: Es gibt Vorfälle, bei denen die Retter beleidigt, beschimpft oder gar vorsätzlich attackiert werden. Aus Wut oder Hass - die Hemmschwelle scheint bei einzelnen Personen gesunken zu sein. "Die entsetzlichen gewalttätigen Übergriffe auf unsere Rettungskräfte zeigen einen nicht zu akzeptierenden Trend, den es zu stoppen gilt. Gerade diejenigen, die unsere Gesellschaft schützen, verdienen unsere besondere Unterstützung. Für uns als CDU Hessen gilt, dass wir eng an der Seite all unserer Rettungskräfte stehen. Dafür steht unsere CDU und unser Innenminister Peter Beuth mit ganzer Kraft, vielen Ideen und Initiativen", schreibt die CDU in ihrer Einladung.

"Die Zahl der Fälle ist nicht das Problem"

"Die Zahl der Fälle ist nicht das Problem, sondern die Schwere im Einzelfall", sagt Norbert Södler. Er ist Präsident vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Hessen. Södler war ebenso wie seine Kollegen Norbert Fischer vom hessischen Feuerwehrverband und Michael Hohmann von der Deutschen Leben-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Gast einer virtuellen Diskussionsrunde der hessischen Christdemokraten.

Die Mitgliederbeauftragte Vanessa Hinterschuster hatte das Format des "Hilfskräfte-Gipfels" initiiert, um mit den Hilfs- und Rettungsorganisationen ins Gespräch zu kommen. Innenminister Peter Beuth (CDU) war nach der Plenumssitzung im Landtag ebenso zu Gast wie Staatssekretär Stefan Sauer und die CDU-Fraktionsvorsitzende Ines Claus.

"Gemeinsam mit Ihnen möchten wir darüber ins Gespräch kommen, wie wir unsere Einsatzkräfte in Hessen in Ausübung ihrer Tätigkeit noch besser schützen können, weiterhin die Nachwuchsarbeit der Rettungskräfte unterstützen und es schaffen, dass in einer sich immer stärker wandelnden Gesellschaft der Rückhalt und Respekt für unsere Einsatzkräfte stark bleibt", hieß es dazu in der Einladung.

Derzeit sind rund 42 Prozent der Bürgerinnen und Bürger ab dem 14. Lebensjahr ehrenamtlich aktiv – das sind rund 2,5 Millionen Hessinnen und Hessen. Gerade im Bereich der Rettungskräfte sei dieses Engagement in unserer Wertschätzung unbezahlbar.

Spitzenvertreter und Politik im Dialog

Der ehemalige Ministerpräsident Volker Bouffier

Gemeinsam mit den Spitzenvertretern wurden in der rund 90-minütigen Diskussionsrunde gemeinsame Lösungsansätze und Vorschläge besprochen. In der Gesprächsrunde wurde deutlich: "Die Stimme der Wertschätzung darf ruhig lauter werden", sagte Hohmann. Er berichtete davon, dass am Opernplatz in Frankfurt am Main Material der DLRG beschädigt wurde. Auch wurden DLRG-Besatzungen mit Feuerwerkskörpern beschossen.

Die Gewalt gegen Einsatzkräfte müsse laut den Vertretern konsequenter verfolgt werden, die Presse solle mehr über Urteile berichten. Bodycams seien dagegen im Rettungsdienst nicht sinnvoll, allein schon wegen des Patientenschutzes. Norbert Södler vom DRK sieht zwei Problemfelder: Der Alkoholkonsum auf Volksfesten lasse die Gewaltbereitschaft ansteigen. Menschen aus anderen Kulturkreisen dagegen kennen uniformierte Personen nicht unbedingt als Freund und Helfer und hätten deshalb Vorbehalte. Södler schlug vor, die Einstiegsmöglichkeiten für die Qualifikation von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer zu vereinfachen, ebenso für Quereinsteiger und die Anerkennung der Qualifikation ausländischer Kräfte.

"Welches Kriterium legen wir an?"

Der hessische Innenminister Peter Beuth

Und: Welches Kriterium legen wir an? Der DRK-Präsident aus Hessen berichtete etwa davon, dass Menschen gegen Rettungsfahrzeuge schlagen und treten, weil sie meinen, dass der Patient nicht schnell genug behandelt werde. Oftmals aber werden die Patienten bereits im Fahrzeug erstversorgt und behandelt - die medizintechnischen Möglichkeiten seien über die Jahre deutlich umfangreicher geworden. Rund 600.000 Einsätze fährt der Rettungsdienst durchschnittlich pro Jahr in Hessen, das DRK ist für 206 Rettungsstationen zuständig.

Norbert Fischer berichtet von über 500.000 Mitgliedern in den Feuerwehren in Hessen, 71.000 Kameradinnen und Kameraden seien aktiv dabei, 15.000 Mädchen und Jungs sind in der Kinderfeuerwehr und 26.000 in der Jugendfeuerwehr. Gerade im Nachwuchs verzeichnen auch die Feuerwehren einen erfreulichen Zuwachs. Neben den 61 Werksfeuerwehren und Berufsfeuerwehren gibt es in Hessen rund 2.600 freiwillige Feuerwehren. Fischer berichtete etwa von Gewalttaten gegen die Einsatzkräfte in Dreieich mit Pfefferspray und Messern.

Den Nachwuchs in der Brandschutzerziehung in den Schulen zu erreichen sei ein Ziel, ebenso die Integration von Menschen aus dem Ausland. Matthias Tellschaaft-Stachnowski erzählte aus Idstein. Dort seien vier geflüchtete Menschen mittlerweile in der Feuerwehr aktiv dabei.

Der Dialog soll fortgesetzt werden. Die Herausforderung ist, die Gewalt durch konsequente Strafverfolgung einzudämmen und die Wertschätzung für die Kameradinnen und Kameraden der Hilfs- und Rettungsorganisationen in den Fokus zu rücken. Sie haben es verdient. Denn sie sind es, die uns in der Not helfen. (Hans-Hubertus Braune) +++


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