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hintere Reihe: Anton Hedrich, Jonas Werner, Kevin Eilts, Martin Zulauf; vordere Reihe: Andy Treschansky, Manfred Grüner, Matthias Schlitt, Sascha Knaust, Carsten Schmidt, Marco Falk, David Hölscher, Naomi Hedrich, Daniel Schäfer, Colin Greb - Fotos: goa/privat

ALSFELD Die Stories hinter den Einsätzen:

Von der verzweifelnden Uroma bis zum Alarm beim ersten Date

17.05.23 - Zu rund 300 Einsätzen wird die Alsfelder Freiwillige Feuerwehr jedes Jahr gerufen. OSTHESSEN|NEWS berichtet über die Geschehen, oft versorgt die Feuerwehr die Pressehäuser selbst mit Informationen und Fotos. Der schrille Alarmton des Meldeempfängers verändert aber schlagartig nicht nur die Situation der Feuerwehrkräfte, sondern auch die ihrer Umfeldpersonen: in der Regel die Partnerin, der Partner, die Kinder – oder die Kollegen an der Arbeitsstelle. Alle müssen damit klarkommen, dass für Feuerwehrleute der Alarm oberste Priorität hat.

Für ganz viele Menschen bedeutet dies Opfer zu bringen, doch die "Geschichten hinter den Einsätzen" finden praktisch nie den Weg in das Bewusstsein der Leser und Bürger. O|N hat dies zum Anlass genommen, die oft unspektakulären, aber so wichtigen Momente und vor allem die Menschen zu würdigen, ohne die die Einsatzkräfte nicht für uns alle ihren Dienst erbringen könnten. Soviel vorab: es war ein sehr beeindruckendes, extrem kurzweiliges, unterhaltsames, lustiges, aber manchmal auch nachdenklich machendes Gespräch mit einer Feuerwehrfrau und 14 -männern.

Matthias Schlitt, Sascha Knaust, Carsten Schmidt

Martin Zulauf, Naomi Hedrich, Daniel Schäfer, Colin Greb

Feuerwache Alsfeld, Aufenthaltsraum. Der Altenburger Matthias Schlitt, seit 40 Jahren überzeugter Feuerwehrmann in Alsfeld, hatte den Brückenkopf gebildet und die O|N-Idee zu diesem ganz speziellen Gespräch in die Einsatzabteilung getragen. "Eine schöne Idee, die vielen Menschen zu würdigen, die uns so akzeptieren, wie wir sind. Vor allem bei ernsten, lebensbedrohlichen Szenarien hält uns ja keiner mehr, wenn das Ding piept", beschreibt Schlitt die Ausgangssituation.

Die Geschichten, hinter den Einsätzen

Sascha Knaust

Sascha Knaust, 42 Jahre alt: "Ich war mit meiner vierjährigen Tochter im Supermarkt einkaufen, meine Frau war zu Hause. Als der Einkaufswagen so richtig pickepackevoll war, kam der Alarm zu einem 'Einsatz mit Menschenleben in Gefahr'. Ich habe gleich meine Frau angerufen, damit sie sich mit mir an der Feuerwache trifft und die Kleine übernimmt. Den vollen Wagen habe ich stehen lassen, den hat meine Frau dann bezahlt und alles heimgebracht. Sie war begeistert!"

Es zeigt sich schnell, dass das Thema "Einkauf mit Alarmierung" so etwas wie ein unfreiwilliger Running Gag ist:

David Hölscher

David Hölscher, 33: "Ich war mit meiner Frau und dem damals zweijährigen Sohn bei 30 Grad einkaufen. Der Melder ging, so dass ich sofort mitsamt Auto zur Feuerwache weg bin. Dorthin kam sie dann zu Fuß mit dem Kleinen und den Einkäufen bei der sengenden Hitze nach, um irgendwie an unser Auto zu kommen. Leider war die Wache menschenleer, weil schon restlos alle ausgerückt waren. Also musste sie meinen Vater anrufen, der dann wegen des nötigen Kindersitzes nicht mit seinem, sondern mit meinem für ihn ungeliebten Auto zur Abholung kommen musste."

Anton Hedrich

Es gibt kaum jemanden im Saal, dem das noch nicht in sehr ähnlicher Form passiert ist. Eine spezielle Variante berichtet Anton Hedrich, 19: "Ich war mit meiner Uroma an ihrem Geburtstag zum Einkaufen unterwegs nach Alsfeld, danach waren für den Nachmittag dann ihre Gäste eingeladen. Sie fragte mich auf der Hinfahrt ganz aufgeregt, ob ich denn das 'Piep-Piep-Ding' auch dabei hätte, was ich natürlich bejahte. 'Ja, awwer wenn das losmacht, dann fähschte mich escht heem!' Auf meine Erwiderung, dass sie bei einem Brand zu Hause doch auch froh wäre, wenn die Feuerwehr schnellstmöglich einträfe, gab sie mir zunächst noch recht. Es kam, wie es kommen musste – auf dem Heimweg ging der Melder. Sie sah mich an und forderte entgegen ihrer zuvor gezeigten Einsicht energisch 'Anton, jetzt fähschte mich erscht heem!'. Ich erinnerte sie an ihre vorherigen Worte und fuhr zur Feuerwache. Kurz bevor wir dort eintrafen, verlor sie die Nerven: 'Wär ich doch dood…! Ich well schnell heem und nu sitz ich hier bei de Feierwehr und weeß net wie ich heemkomm. Anton, foahr mich sofott heem!' Das hab ich natürlich nicht gemacht, und sie hat es mir auch wieder verziehen. Das Erlebnis war später für alle Gäste die Geschichte des Tages und die liebe Uroma erzählt es heute noch auf jedem Geburtstag sehr gerne."

Colin Greb

Colin Greb, 22: "Ich hatte mit meiner Freundin das erste Date. Sie war ja gleich etwas skeptisch wegen der Feuerwehr. Wir haben es uns an diesem Abend im Auto gemütlich gemacht, erst vorn, dann hinten." Gelächter im Saal. "Wir haben auf der Rückbank einen Film angesehen. Dann kam ein F1-Alarm. Bei meiner Entscheidung zugunsten des Einsatzes herrschte auch richtig gute Stimmung. Sie musste am nächsten Morgen arbeiten und früh aufstehen. Sie nahm mein Auto mit nach Hause. Um 3 Uhr bei Einsatzende rief ich sie an: 'Du musst mich an der Feuerwache abholen.' Der Tag war gelaufen, aber mit der Beziehung hat es zum Glück trotzdem bis heute geklappt."

Naomi Hedrich Foto: P. Weitzel

Naomi Hedrich, 30: "Ich hatte meine Eltern zum Waffelessen zu mir eingeladen. Alles war fertig, es ging los – dann kam die Alarmierung. 'Ich esse wenigstens diese eine Waffel noch fertig, dann fahre ich!', sagte ich. Nach zwei, drei Minuten kam der Vollalarm. 'Ich lass euch jetzt hier sitzen, ihr wisst ja, wo die Küche ist, stellt einfach alles rein.' Nach etlichen Einsatzstunden kam ich heim: die Küche war sauber und aufgeräumt, die Waffeln für mich standen im Kühlschrank, alles war bestens!"

Matthias Schlitt

Matthias Schlitt, 59: "Meine Mutter hatte Gäste zum Grillen zu uns nach Hause eingeladen. Eine eintreffende Dame stellte bei der Begrüßung ihre Handtasche auf mein in der Einfahrt (natürlich wie immer abfahrbereit) stehendes Auto. Noch während des Grillens kam die Alarmierung, ich musste sofort los. Nach einiger Zeit herrschte dann wohl Aufregung zu Hause, man stellte das Fehlen der Handtasche fest, auf die ich bei der Abfahrt natürlich nicht geachtet hatte. Glück im Unglück: man fand die Tasche einige hundert Meter entfernt mit vollständigem Inhalt auf der Straße wieder."

Jonas Werner

Jonas Werner, 22: "Ich war mehrere Male mit meiner Freundin bei deren Großeltern zu Besuch eingeladen – es war wie verhext: jedes Mal, wenn das Essen auf den Tisch kam oder wir am Essen waren, ging der Melder. Irgendwann haben die Großeltern gezweifelt, ob das denn auch wirklich echte Alarme seien oder ob ich den Meldeempfänger irgendwie manipuliert hätte." Mehrere Stimmen im Saal bestätigen solche Situationen – so mancher Alarm scheint je nach den Umständen argwöhnisch hinterfragt zu werden, ob er denn wirklich "echt" ist oder vielleicht eher ein manipulierter Vorwand.

Im zweiten Teil lesen Sie: Zusammenstoß auf dem Weg zum Einsatz – Hochwassereinsatz: Motor-Totalschaden in eigener Sache – Wenn die Polizei trotz Blaulicht nicht vom Hof der Dienststelle kommt – Gesprengte Familienfeier. (goa) +++


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