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Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der IHK Fulda - Fotos: Marius Auth

FULDA "Risiken für die Entwicklung bleiben hoch"

Stagnation und LGS-Effekt: IHK-Konjunkturbericht für den Frühsommer

16.05.23 - "Die Fuldaer Wirtschaft entwickelt sich derzeit seitwärts, die Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung der kommenden Monate bleiben hoch", kommentiert Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Fulda, die aktuellen Ergebnisse der zweiten Konjunkturumfrage 2023. Die Landesgartenschau hätte vor allem die Erwartungen des Handels beflügelt.

Die Erwartungen an die Landesgartenschau haben den Konjunkturbericht vor allem für ...

Dreimal im Jahr werden 150 IHK-Mitgliedsbetriebe zur Wirtschaftslage, ihren Erwartungen und den wahrgenommenen Erschwernissen wirtschaftlicher und politischer Natur befragt. Der Erhebungszeitraum für die Frühsommer-Konjunkturumfrage war vom 27. März bis zum 27. April, also genau bis zur Eröffnung der Landesgartenschau in Fulda. Diese habe auch die Erwartung der Unternehmen, vor allem im Handel, deutlich beeinflusst - Konow sprach in diesem Zusammenhang von einem deutlichen "LGS-Effekt".

Grafiken: IHK Fulda

Die Energiekrise habe in der Herbst-Konjunkturumfrage die Erwartungshaltung der befragten Unternehmer deutlich getrübt, die Befürchtungen seien allerdings nicht eingetreten - das Stimmungsbild habe sich dementsprechend deutlich verbessert, die derzeitige Geschäftslage befinde sich im Saldo "im positiven Bereich", so Konow. Fulda sei, im Gegensatz zu großen Städten, nicht abhängig von internationalen Touristen, als Region sei man stabil in seiner Regionalität verankert.

Nachdem Corona und Energiekrise als Faktoren zurückgetreten sei, habe allerdings der Fachkräftemangel wieder an Bedeutung gewonnen (siehe unten). Das zeige auch die große Nachfrage  nach der Bildungsmesse im Oktober: Alle 150 Stände in der Esperantohalle seien bereits ausgebucht. 

Aktuelle und zukünftige Geschäftslage

Die derzeitige Geschäftslage wird von 64,4 Prozent der Unternehmen als befriedigend bezeichnet. Im Januar lag dieser Wert bei 63,5 Prozent. Von einer schlechten Lage sprechen 17,2 Prozent. Der Anteil der Unternehmen mit einer guten aktuellen Geschäftslage ist mit 18,4 Prozent (Januar 2023: 23,5 Prozent) erneut gesunken. Die Erwartungen sind per Saldo ausgeglichen: Eine schlechtere Lage erwarten 20,2 Prozent der Firmen (Januar 2023: 29,3 Prozent). 59,6 Prozent der Unternehmen gehen von einer konstanten Geschäftslage aus; im Januar 2023 waren 56,0 Prozent dieser Ansicht. 20,2 Prozent der Unternehmen erwarten eine eher günstigere zukünftige Geschäftslage (Januar 2023: 14,7 Prozent). Die Bewertung der derzeitigen und die Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage ergibt, dass der Geschäftsklimaindex von 97,1 auf 100,6 Punkte gestiegen ist. Damit liegt er wieder knapp über 100 und deutet auf eine wirtschaftliche Stagnation hin.

Bei den Industriebetrieben ist die aktuelle Lage per Saldo positiv. Sie hat sich gegenüber Januar 2023 leicht verschlechtert, was auch die bundesweit im März deutlich gedrosselte Produktion in der Industrie widerspiegelt. Von einer schlechten aktuellen Geschäftslage sprechen 12,9 Prozent der befragten Industriebetriebe, 22,6 Prozent berichten von einer guten Situation. 29 Prozent der Industriebetriebe gehen in den kommenden Monaten von einer eher ungünstigeren, 12,9 Prozent von einer eher günstigeren Geschäftslage aus. Insgesamt hat sich der Geschäftsklimaindex der Industrie von 102 auf 95,9 Punkte verschlechtert. Im Handel liegt der Geschäftsklimaindex mit 103,3 Punkten hingegen wieder leicht über der 100-Punkte-Marke.

Industrie erwartet sinkende Investitionen und Beschäftigung

Die Investitionsbereitschaft liegt per Saldo über alle Branchen hinweg im positiven Bereich: 23,6 Prozent der befragten Unternehmen haben ihre Investitionsabsichten reduziert. Von steigenden Investitionen gehen 40,4 Prozent der Betriebe aus. Hauptmotive für Investitionen sind Ersatzbedarf (66,7 Prozent) sowie mit deutlichem Abstand Rationalisierung und Kapazitätsausweitung (jeweils 31 Prozent). Bei den befragten Industrieunternehmen zeichnet sich jedoch ein anderes Bild ab: Hier gehen 38,7 Prozent der Unternehmen von sinkenden und nur 25,8 Prozent von steigenden Investitionen aus.

Die Zahl der Firmen, die von einem Beschäftigungsabbau ausgehen (18,2 Prozent), liegt wieder leicht unter der der Betriebe, die zusätzliche Beschäftigung planen (21,6 Prozent). In der Industrie zeichnet sich auch hier ein gegenläufiges Bild: 22,6 Prozent der befragten Unternehmen erwarten sinkende und nur 12,9 Prozent steigende Beschäftigtenzahlen in den kommenden zwölf Monaten. 20 Prozent der außenwirtschaftlich tätigen Unternehmen rechnen mit steigenden Exporten, 56 Prozent mit gleichbleibendem Volumen und 24 Prozent mit sinkenden Exporten.

Als größte Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung werden der Fachkräftemangel (73 Prozent), sich verschlechternde wirtschaftliche Rahmenbedingungen (65,2 Prozent), steigende Energie- und Rohstoffpreise (64 Prozent), höhere Arbeitskosten (52,8 Prozent), sowie eine schwindende Inlandsnachfrage (50,6 Prozent) von den Betrieben bewertet. Die aktuelle Finanzlage bezeichnen rund 76,8 Prozent der befragten Unternehmen trotz anhaltender hoher Inflation mit einhergehenden steigenden Zinsen als unproblematisch, 17,1 Prozent berichten von einem Eigenkapitalrückgang und 1,2 Prozent von einer drohenden Insolvenz.

Wünsche an die neue Landesregierung

Am 8. Oktober 2023 wird der Hessische Landtag neu gewählt. Der Hessische Industrie- und Handelskammertag hat dazu unter Beteiligung der IHK Fulda einen Forderungskatalog an die neue hessische Landesregierung entwickelt. In der aktuellen Konjunkturumfrage wurde ergänzend dazu nach den vordringlichen Handlungsfeldern der künftigen Landesregierung sowie der Zufriedenheit bei ausgewählten wirtschaftlichen Themen mit der aktuellen Landesregierung gefragt. Als wichtigste Handlungsfelder wurden eine sichere und bezahlbare Energieversorgung garantieren einschließlich des Ausbaus der Erneuerbaren Energien (sehr wichtig 59,5 Prozent; wichtig 32,1 Prozent) sowie die Umsetzung einer praxisnahen beruflichen Orientierung an Schulen und Sicherstellung einer exzellenten digitalen Ausstattung an Berufsschulen (sehr wichtig 57,1 Prozent; wichtig 38,1 Prozent) genannt. Auf der anderen Seite sind die befragten Unternehmen vor allem bei der bezahlbaren Energieversorgung (66,7 Prozent) sowie bei der Verbesserung der qualifizierten Zuwanderung (51,2 Prozent) mit der aktuellen Landesregierung unzufrieden.

"Gesamtwirtschaftlich gesehen ist die derzeitige Lage der Fuldaer Wirtschaft zwar über fast alle Branchen robust. Wir erwarten jedoch eine konjunkturelle Stagnation in einem von hohen Risiken geprägten Umfeld. Die aktuelle und auch die zukünftige Landesregierung kann insbesondere bei der Fachkräftegenerierung – ob durch attraktivere Berufsschulen oder verbesserte Fachkräfteeinwanderung - einen wichtigen Beitrag leisten, um zumindest einige dieser Risiken abzumildern", fasst Michael Konow die aktuellen konjunkturellen Zahlen der IHK-Umfrage zusammen. (mau/pm) +++


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