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Jaroschenko an einer Wärmepumpe in Fulda-Engelhelms - Fotos: Marius Auth

REGION Verunsicherung bei Hausbesitzern

Wärmepumpe statt Ölheizung: "Für viele Verbraucher lohnt die Umstellung nicht"

16.05.23 - Ab nächstes Jahr müssen neu eingebaute Heizungen zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Viele liebäugeln deshalb mit dem Einbau einer großzügig geförderten Wärmepumpe - die lohnt sich aber nur für manche.

Die Wärmepumpe ist häufig nur ein Baustein der Versorgung mit erneuerbaren Energiequellen ...

Das Familienhaus in Fulda-Engelhelms, bei dem Martin Jaroschenko vorfährt, ist mustergültig auf erneuerbare Energien umgestellt: Auf dem Dach wandelt die Photovoltaik-Anlage Sonnenenergie in Strom um, auf dem Weg zum Garten die mannshohe Wärmepumpe Umgebungswärme in Heizungswärme. Im Keller laufen die Leitungen zusammen, eine intelligente Schaltzentrale sorgt für die bestmögliche Nutzung der Energien. "Die PV-Anlage produziert 3.000 Kilowattstunden Strom, gebraucht werden momentan 2.000. Zuerst wird deshalb der Stromspeicher gefüllt, erst dann fängt die Wärmepumpe an, die Heizung zu überhitzen.

Die Wärmepumpe tritt erst in Kraft, wenn die PV-Anlage die dafür benötigte Energie ...

Wenn dann die Zielwerte erreicht sind und immer noch genug Strom produziert wird, kann der ins Netz eingespeist werden. Seit ein paar Tagen zahlt das Ehepaar kein Geld mehr für Strom - das ist für viele eine ganz neue Erfahrung", erklärt der Meister im Zentralheizungs- und Lüftungsbauerhandwerk sowie Gas-, Wasser- und Installationshandwerk mit Betrieb in Fulda-Kohlhaus. Das Gefühl der Unabhängigkeit kostet: 60.000 Euro mussten für die Kombination aus neuer Heizung, PV-Anlage, Wärmepumpe und Stromspeicher investiert werden. Nachdem die alte Heizungsanlage 25 Jahre mit Erdöl betrieben worden war, habe der Ukrainekrieg mit gestiegenen Energiekosten den Ausschlag für die Anschaffung der Gerätschaften gegeben.

Förderung um 10 Prozent reduziert

Zusammenspiel der Komponenten im Heizungskeller

Durch Gesetzesvorstöße und Medienberichterstattung sei gerade die Wärmepumpe, die aus Luft, Grundwasser oder Erdreich Wärme entzieht, bei Verbrauchern ins Bewusstsein gerückt, so Jaroschenko. Staatliche Förderung erleichtert die Entscheidung für die vermeintlich ökologische Heizalternative: Im letzten Jahr wurde die Anschaffung einer Wärmepumpe mit 45 Prozent bezuschusst, wenn der Haushalt bisher mit Heizöl versorgt wurde, bei bisheriger Gasversorgung gab es immerhin noch 35 Prozent. In diesem Jahr wurde die Förderung um 10 Prozent reduziert.

Der COP-Wert, das Verhältnis von Wärmeleistung und der dafür nötigen Antriebsenergie, ...

Das Problem: "Für viele lohnt sich eine Wärmepumpe einfach nicht. Die Wärmepumpen-Effizienz errechnet sich immer über die Jahresarbeitszeit und über den sogenannten COP-Wert, der beschreibt das Verhältnis von eingesetzter zu erhaltener Energie. Wenn dieser Wert unter 3 liegt, dann sind Öl und Gas günstiger für Kunde - und die Umwelt: Wenn nämlich kein reiner Ökostrom genutzt wird, ist eine Wärmepumpe auch ökologisch grenzwertig. Das Wirtschaftsministerium setzt momentan vor allem auf Strom - bei Stromdirektheizungen kostet die Kilowattstunde aber 40 Cent, zum Vergleich: Die Kilowattstunde Gas kostet 9 Cent, die Kilowattstunde Öl circa 10"

Im Engelhelmser Familienhaus beträgt der COP-Wert 3,3 - "hocheffizient für einen Altbau. Im Neubau mit Fußbodenheizung sind sogar 4 bis 4,5 möglich. Bevor ein seriöser Heizungsbauer Empfehlungen ausspricht, muss das komplette Haus energetisch betrachtet werden, auch die Dämmung der Außenhülle sowie der Fenster und etliche andere Faktoren. Nur ein guter COP-Wert ermöglicht eine Versorgung günstiger als mit Gas oder Öl."

Hybridanlage wird bevorzugt

Martin Jaroschenko ist Meister im Zentralheizungs- und Lüftungsbauerhandwerk ...

Heizungsbauer bevorzugten in älteren Häusern Hybridanlagen: bestehende Öl- oder Gaskessel oder neue Pelletanlagen, zusammen mit einer Wärmepumpe - weil die Effizienz beider Anlagen gegeben ist und optimal ausgenutzt wird. "Heizungsanlagen, die ab 1990 gebaut wurden, funktionieren effizient mit Wärmepumpen zusammen, weil bei denen schon die dritte oder vierte Einsparungsverordnung gegriffen hat."

Ab nächstem Jahr könnte zudem der Einbau neuer Ölheizungen auch für Privathaushalte weiter erlaubt bleiben - wenn diese alt genug sind: "Heizungsbauer dürfen gebrauchte Anlagen einbauen, wenn Kunden nachweislich das Geld für eine neue Anlage nicht aufbringen können. Der Heizungsbauer muss dann aber die zwei Jahre Garantie für die alte Anlage übernehmen - auch wenn die schon 30 Jahre alt ist. Das wäre mir zu heikel", so Jaroschenko. (mau) +++


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