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Die Freiwillige Feuerwehr Alsfeld gibt einen Einblick: die Stories hinter den Einsätzen - Fotos: goa/Privat

ALSFELD Freiwillige Feuerwehr (Teil 2)

Gesprengte Familienfeiern, ein doppelter Einlauf und ein BMW-U-Boot

20.05.23 - Im ersten Teil hatten die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr aus Alsfeld bereits einige Anekdoten zum Besten gegeben. Hier folgt nun der zweite Teil.

Wehrführer Carsten Schmidt Foto: Feuerwehr Alsfeld

Carsten Schmidt, Wehrführer: "Meine Frau hatte 30. Geburtstag, den haben wir etwas größer in Eifa gefeiert. Viele Freunde von uns sind bei der Feuerwehr, sodass zwei MTWs voller Feuerwehrleute plus Kommandowagen anrückten. Einer aus der Familie meinte noch 'Na, ihr haut ja ganz schön auf die Klötze, dass ihr mit den Feuerwehrautos hierherkommt.' Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass wir unsere 250 bis 300 Einsätze, wenn nötig auch von einer Feier wie dieser aus starten, wenn denn eine Alarmierung kommt. Wir hatten noch nicht richtig fertig gegessen, da kam es zu einem Wohnhausbrand in der Alsfelder Innenstadt – durch die enge Bebauung so etwas wie ein Worst-Case-Szenario. Und so hat dann notgedrungen schlagartig die Hälfte der Gäste die Veranstaltung verlassen – und kam nicht wieder, weil der Einsatz die ganze Nacht über andauerte. Meine Frau war auch begeistert, aber egal – sie kennt es ja nicht anders." Ein anderer ergänzt: "Weil man zunächst dachte, die Brötchen würden nicht reichen, wurde in Alsfeld auf die Schnelle Nachschub geholt. Der Abholerin kam dann die zum Einsatz bretternde Feuerwehrtruppe entgegen. Ende vom Lied: die Feier war nahezu gesprengt, die Brötchen blieben übrig."

Der Wehrführer gibt gleich noch eine Geschichte zum Besten, die zeigt, dass nicht nur die Familie oft von Alarmierungen betroffen ist, sondern indirekt auch Arbeitskollegen. "Ich war damals bei der ersten Berufs- und Ausbildungsmesse in der Hessenhalle mit einer Arbeitskollegin zusammen damit beauftragt, den Messestand unserer Firma zu betreuen. Mein spezieller Part war es, technische Aspekte zu erklären. Viel Gelegenheit dazu hatte ich nicht – über den Tag hin kam es zu drei Alarmierungen. Kaum war ich von einem Einsatz zurück, ging es zum nächsten. Mein Aufenthalt am Messestand reichte gerade so dafür, dass meine Kollegin wenigstens mal zur Toilette gehen konnte."

Naomi Hedrich

Naomi Hedrich, 30, greift das Thema "Feuerwehr und Beruf" auf. "Ich hatte eines schönen Morgens ein zwar firmeninternes, aber dennoch wichtiges Bewerbungsgespräch. In der Nacht kam es dann zu einem sehr langen und kräftezehrenden Einsatz. Der Chef hat mich gleich gefragt, was denn mit mir los sei, so wie ich aussehen würde. Na ja, er hatte sehr viel Verständnis für die Situation – und zum Glück habe ich den Job trotz meines Zustands bekommen."

Sascha Knaust

Wenig begeisterte Familienangehörige, Freunde oder Kollegen – das ist das eine. Private Sachschäden im Zusammenhang mit Einsätzen und Alarmierungen sind das andere. Sascha Knaust, 42, berichtet von einem kapitalen Motorschaden an seinem Auto: "Bei einem Starkregen mit Hochwasseralarmierung war ich kurz vor der alten Feuerwache. Unmittelbar vorher befindet sich ja in der Straße An der Au Alsfelds tiefster Punkt, und so staute sich dort auch bereits das Wasser auf der Fahrbahn. Die Autos fuhren aber noch problemlos Richtung Krankenhaus durch und so dachte ich mir auch nichts Böses. Das war ein übler Fehler, denn mein BMW E30 hatte den Ansaugrüssel für den Luftfilter ganz tief im Motorraum sitzen. Er gönnte sich also demzufolge eine ordentliche Menge Schwalmwasser, was das sofortige Lebensende des ansonsten zuverlässigen Motors bedeutete. Ich ließ den BMW wie ein U-Boot mitten auf der Straße stehen und bin die paar Meter bis zur Feuerwache gelaufen. Nach mehreren Stunden Einsatz haben wir ihn dann mit dem Rüstwagen auf den Feuerwehrhof gezogen."

Stadtbrandinspektor Daniel Schäfer Archivfoto: O|N

Daniel Schäfer, 45, Stadtbrandinspektor: "Ich habe mich mal bei meiner Mutter, die in Romrod wohnt, sehr beliebt gemacht. Es gab einen Alarm in einem Dönerladen. Ich rief sie an, mit der dringenden Bitte, doch meinen Sohn gleich bei Schulschluss aus der Gerhart-Hauptmann-Schule abzuholen. Sie brach wohl oder übel ihre Arbeit ab und fuhr los. Ich hatte leider vergessen, sie auf unsere einsatzbedingte Sperrung der Alicestraße hinzuweisen, so dass sie im Verkehrschaos landete und einen großen Umweg fahren musste. Es hat einige Tage gedauert, bis sich die Stimmung wieder normalisiert hatte."

Martin Zulauf

Martin Zulauf, über 40 Jahre im Einsatz: "Ich war mit meiner Frau und unseren noch keinen Kindern auf einem Familiengeburtstag in Ehringshausen, als am Abend eine Alarmierung wegen eines tödlichen Unfalls auf der B254 kam. Ich habe es wegen der weiten Anfahrt gerade so ins letzte Einsatzfahrzeug geschafft. Nach mehr als drei Stunden war ich wieder zurück bei der Familie – die Feier war längst vorbei, außer meiner ohne Auto festsitzenden Frau und den völlig übermüdeten Kindern waren alle heim. Für diesen Einsatz habe ich einen doppelten Einlauf bekommen: den einen von der Polizei, weil die gesehen hatten, wie ich mich auf der Anfahrt zur Feuerwache bei Rotlicht in die Kreuzung hineingetastet habe. Zum Glück blieb es bei einer sehr energischen mündlichen Verwarnung. Aber der andere Einlauf von meiner Frau war mindestens genauso intensiv."

Beim Stichwort "Einlauf von der Polizei wegen Rotlichtfahrt" ergänzt Wehrführer Carsten Schmidt: "Sascha Knaust und ich waren noch junge Kerle, so um die 20. Bei einer Kleinschleifen-Alarmierung zu einer technischen Hilfeleistung sind wir zusammen mit dem damaligen Wehrführer Hans Kohl zur Beseitigung einer Ölspur ausgerückt. Etwas problematisch wurde von einer, sagen wir mal legendären Polizeistreifenbesatzung empfunden, dass wir jungen Wilden auf dem Weg zur Feuerwache beide mit unseren Autos bei Rot über die Ampel sind. Bei einem anderen Einsatz kam mal eine Polizeistreife trotz eingeschaltetem Blaulicht eine ganze Weile nicht aus dem Hof der Polizeistation raus, weil unsere Einsatzkräfte nach der Alarmierung einer nach dem anderen an der Polizei vorbei zur alten Feuerwache rauschten und der Polizei quasi die Vorfahrt nahmen. So etwas führt dann durchaus zu dezenten Hinweisen im Nachgang."

Und dann waren da noch die beiden Feuerwehrmänner, deren Namen nichts zur Sache tut. Auf der Anfahrt zur Wache waren sie nach einer Alarmierung mit ihren beiden Privatautos im Eifer des Gefechts an der Hartmann-Kreuzung zusammengestoßen. Sie sprangen aus den Autos, warfen einen flüchtigen Blick auf das Schadensbild und waren sich sofort einig: "Das klären wir nach dem Einsatz." Beobachter der Szenerie werden ohne das Wissen, dass die beiden sich bestens kannten und auf dem Weg zu einem Einsatz sind, sicher ihren Augen nicht getraut haben.

Dankeschön!

Diese kleine Collage soll als Dankeschön verstanden werden. Nicht nur für die freiwilligen Feuerwehren, sondern für alle ehrenamtlichen Hilfs- und Rettungskräfte. Es ist aber auch ein Dank der Helfer an die Menschen in ihrem Umfeld für das Verständnis, das sie immer wieder zeigen. Und letztlich ist es auch ein Dank von uns Bürgern an sie alle. Ist es nicht unglaublich, mit welcher Selbstlosigkeit die Einsatzkräfte in ihrer Freizeit alles Private stehen und liegen lassen, dadurch oft ihre Familie oder Freunde vergraulen und sogar Schäden hinnehmen, weil sie so schnell wie möglich uns allen helfen wollen? Bei OSTHESSEN|NEWS sind wir uns einig: Ihr seid einfach großartig!

P.S.: Der Mindestbeitrag für eine passive Mitgliedschaft beträgt in der Feuerwehr Alsfeld 10 Euro - nicht im Monat, sondern im Jahr. (goa) +++


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