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Bauzaun-Ausstellung am Uniplatz

20.12.10 - FULDA

Stadt im Wandel der Zeit: Bauzaun-Ausstellung an Landesbibliothek ab Mittwoch

Als im Spätsommer 2009 am Bauzaun um Fuldas Großbaustelle am Uniplatz die erste Bauzaun-Ausstellung eröffnet wurde, sorgten die Stadtansichten aus den Jahren 1950 bis1965 immer wieder für Menschentrauben von den Bildern und für reichlich Gesprächsstoff. Die älteren Passanten erinnerten sich an die Umgebung ihrer Jugend, die jüngeren entdeckten, wie die Stadt sich im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Kurzum: die Ausstellung war ein voller Erfolg. Nun bekommt man am Bauzaun um die Baustelle der Hochschul- und Landesbibliothek erneut die Gelegenheit, zumindest eine Auswahl der seltenen historischen Aufnahmen zu sehen. Die ausgewählten Bilder, die ab kommenden Mittwoch, 22.12.10 bis ins neue Jahr hinein als Abzüge auf Spezialpapier den Zaun entlang der Lindenstraße verschönern werden, stammen samt und sonders von der Fuldaer Hobby-Fotografin Stefanie Angelstein (Bild rechts).

Die Mutter des Fuldaer Journalisten Martin Angelstein, feiert am 12. Januar 2011 ihren neunzigsten Geburtstag. Das Alter sieht man der rüstigen Dame nicht an. Doch ist sie nicht nur Portraitistin der Stadt, sondern selbst ein Teil der Stadtgeschichte. Immerhin ist sie eine Ur-Fuldaerin, die in einem der ältesten Teile der Innenstadt aufgewachsen ist und dort bis heute lebt. Nach ihrer Schulzeit lernte sie im Autohaus Kahrmann Kaufmannsgehilfin. 1941 wechselte sie zur Fuldaer Molkerei. 1949 heiratete sie den aus Bad Orb stammenden Schlosser Heinrich Angelstein. Die folgenden Jahrzehnte sorgte sie sich um ihre große Familie, bestehend aus fünf Söhnen, zwei Töchtern und ihren Eltern, die sie bis ins hohe Alter pflegte, ebenso wie später dann ihren Mann. Stefanie Angelstein fand trotz der Aufgabenfülle, die mit der Versorgung einer solch großen Familie einhergeht, die Zeit, ihrer großen Leidenschaft, der Fotografie und Heimatgeschichte, nachzugehen.

Der Grundstein für diese Leidenschaft wurde bereits 1935 gelegt. Damals bekam sie ihre erste Kamera, eine Agfa, mit der man nur Außenaufnahmen machen konnte. Sie fotografiert also seit ihrer Schulzeit. Doch systematisch arbeitete sie erst ab 1970. Da eine ihrer Schwestern in Erfurt lebte und durch den eisernen Vorhang die Heimat nicht besuchen konnte, hatte Stefanie Angelstein die Idee, ihr zu Weihnachten ein selbst gemachtes Album zusammenzustellen. Die Schwester sollte sehen, wie sich die Stadt verändert hatte, seit sie weggeheiratet hatte. Als nach ein paar Wochen immer noch keine Reaktion auf das Geschenk kam, fragte Stefanie Angelstein nach und musste feststellen, dass das Album nie angekommen und wie so Vieles von der DDR-Post „beschlagnahmt“ worden war. Der Ärger war groß. Trotzig dachte sie: „Jetzt erst recht!“ und begann erneut ein Album zusammenzustellen. Herausgekommen ist mittlerweile eine ganze Regalwand voller Ordner, in denen sie die Abzüge nach Straßennamen geordnet hat.

Echte Raritäten finden sich darin, auch einige Vorkriegsansichten von Fulda, die sie nicht selbst geschossen hat, die aber gleichwohl zu ihrer Sammlung gehören. Ihre guten Kontakte zum Stadtarchiv kamen ihr hier zugute. Kombiniert mit den Aufzeichnungen ihrer Lebensgeschichte und der genauen Datierung und Lagebeschreibung in den Ordnern hat man hier eine faszinierende Stadtgeschichte, die ein halbes Jahrhundert, in Teilen sogar ein ganzes umfasst, und Um- und Neubaumaßnahmen aus den letzten vier Jahrzehnten ebenso dokumentiert wie Kriegsschäden.

Auf diesen ungehobenen Schatz wurde schon vor längerer Zeit der in Ebersburg ansässige Inneneinrichter, Designer und Sammler Christoph Krassa aufmerksam. Ebenfalls mit einem großen Faible für Heimatgeschichte ausgestattet, trug er ausgewählte historische Aufnahmen von Stefanie Angelstein und anderen Fuldaer Fotografen zusammen, organisierte im Jahr 2000 entlang der Sparkassen-Baustelle am Buttermarkt die erste Bauzaun-Ausstellung, im letzten Jahr entlang der Uniplatz-Baustelle die zweite und nun in der Lindenstraße die dritte. Gemeinsam mit seiner Mutter, der Hünfelder Dichterin Grete Krassa-Dienstbühl, gab er außerdem zwei Bücher zum Thema heraus, in denen sich natürlich auch Stefanie Angelsteins Fotografien finden. Der Stoff für weitere Ausstellungen und Publikationen geht ihr indes noch lange nicht aus. So äußerte sie sich kurz vor der Eröffnung der aktuellen Ausstellung besorgt, dass sie als nächstes unbedingt die Florengasse fotografieren müsse, weil da Häuser abgerissen werden sollen.

„Das Buch zum Bauzaun“ Band II und Band II ist überall im Buchhandel erhältlich. Die Ausstellung am Bauzaun in der Lindenstraße wird am Mittwoch 22.12.2010, 11:30 durch den Oberbürgermeister Gerhard Möller eröffnet.+++(mb)



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