Archiv

Das Original in der Werkstatt ... - Fotos: Patricia Kümpel

...und die montierte Portal-Kopie mit Foto-Folie

31.08.11 - FULDA

Wenn sie sprechen könnte, hätte sie sicher viel zu erzählen. Mit ihren knapp 300 Jahren hat sie schon einige kommen und gehen sehen und ist selbst schon viele Male angesehen worden - das prachtvolle und mächtige hölzerne Portal des Hohen Doms zu Fulda. Doch zur Zeit ist die alte Dame "außer Haus". Aufmerksame Beobachter haben es schon entdeckt - was zur Zeit am Eingang des Domes blassrosa hervorschimmert, ist gar nicht die Originaltür, sondern nur eine Folie auf Holz mit deren Foto. Risse, Lücken und Spalten haben dem historischen Stück in den vergangenen Jahren zugesetzt, eindringendes Wasser und Verwitterung schaden dem dunklen Eichenholz. Damit die Tür wieder auf Vordermann gebracht werden kann und spätestens zur Bischofskonferenz in neuem Glanz erstrahlt, befindet sie sich derzeit in der Obhut der Schreinerei Kiszner in Rönshausen in der Gemeinde Eichenzell.

Erhard Kiszner ist "Schreiner in der Denkmalpflege". Nach der Ausschreibung zur Restauration der Tür durch das Hessische Baumanagement liegt diese nun auf seiner Werkbank. Einen ganzen Tag lang hatten sechs Mann gearbeitet, um die schwere Portaltür mit ihren Einzelteilen abzubauen. Die vielen kleinen Holzschnitzereien, Reliefs und Schmuckbögen, die Säulen, Seitentüren und Füllungen verteilen sich im ganzen Werkraum. Zunächst musste die Tür grundgereingt, Verschmutzungen entfernt und alte Lackreste beseitigt werden. Dafür wurde die Tür komplett geschliffen - größtenteils per Hand. Zur Zeit arbeiten Erhard Kiszner und der Holzbildhauer Mario Hartmann an den sogenannten Ergänzungsarbeiten. Dabei werden Hohlräume und Risse mit kleinen Holzstücken und Leisten aufgefüllt. Dafür wird nicht etwa frisches Holz verwendet, sondern Eichenholz aus Zweitverwertung, so dass das Material einheitlich bleibt. Die kleinen und größeren Füllstucke werden eingeleimt und anschließend mit Hobel und Schleifpapier beigearbeitet und angepasst. Dank seiner jahrelangen Sammelleidenschaft besitzt Eberhard Kiszner eine beachtliche Hobelsammlung und hat für jede erdenklich Schwingung des Holzes den passenden Hobel parat. Die Handwerker müssen dabei besonders darauf achten, schonend zu arbeiten und möglichst wenig von der alten Holzsubstanz wegzunehmen.

Schon vor etwa 50 Jahren war wohl die eine oder andere Hand am Werk und hat kleine Ausbesserungsarbeiten an der Domtür vorgenommen. Hellere Stellen verraten den Einsatz von Nussbaumholz. Auch die "neuen Flicken" in der Tür sind durch ihre helle Farbe zu erkennen. Deswegen wird die komplette Tür später gebleicht, lackiert und in dunklem Rotbraun gestrichen. Ein Komitee des Hessischen Baumanagements und des bischöflichen Generalvikariats hatte im Vorfeld bestimmt, welche Aufgaben und Arbeiten vorgenommen werden sollen. Erhard Kiszner kann dabei auf eine 37-jährige Erfahrung als "Denkmal-Schreiner" zurückblicken. Schon die Seitentüren des Domes, die Türen der Stadtpfarrkirche, der Heilig-Geist-Kirche und des Klosters am Frauenberg gingen durch seine Hände und Hobel.

Spätestens am 22. September soll die Tür dann wieder an ihrem alten Platz im Dom einziehen. Die Tür wird nicht nur vor Ort ihre rotbraune Farbe erhalten, sondern auch wieder ihre eisernen Beschläge, die zur Zeit von der Firma Krönung in Fulda-Lüdermünd aufgearbeitet werden. Einen ganzen Tag lang werden die Einbauarbeiten dauern, schätzt Erhard Kiszner. Er freut sich über die nicht alltägliche Arbeit an der Domtür: "Es ist etwas ganz Besonderes, an einem so bedeutendem Stück Fuldaer Geschichte wie dem Dom mitzuarbeiten." (pakü) +++









Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön