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- Fotos: Wildland-Stiftung Bayern

Zahlreiche Gäste informierten sich über das Projekt der Wildland-Stiftung zur Auswilderung schwedischen Birkwilds im Naturschutzgebiet „Lange Rhön“. V. l.: Dr. Wolfgang Schiefer, Vorsitzender des Stiftungsvorstands, Egon Schindel, Inhaber von Rhönsprudel, Landrat Thomas Habermann, Landkreis Rhön-Grabfeld, Eric Imm, Geschäftsführer der Wildland-Stiftung Bayern, Torsten Kirchner, Gebietsbetreuer im Naturschutzgebiet „Lange Rhön“, Christoph Helm, Leiter des Bayerischen Birkwildhegerings.

15.05.12 - REGION

Von Schweden in die Rhön: Erste Birkhühner sind umgesiedelt - Auffrischung

Am 30. April in Schweden gefangen, am 1. Mai in der Rhön in die Freiheit entlassen - Torsten Kirchner, Gebietsbetreuer im Naturschutzgebiet „Lange Rhön“, und sein Kollege Christian Lintow fingen zusammen mit ihrem hessischen Kollegen Georg Sauer und weiteren Naturfreunden im dritten Jahr in Mittelschweden Birkwild, um die kleine Restpopulation in der Rhön vor dem drohenden Aus zu bewahren. Ziel der Auswilderung ist die genetische Auffrischung der kleinen Rhöner Population. Durch die jährlich stattfindenden Birkwildzählungen ist der Bestand des Birkwilds in der Rhön wie bei kaum einer anderen Vogelart genau erfasst. Dabei gaben die immer kleiner werdende Zahl der beobachteten Vögel und ein Rückgang der Kükenzahlen Anlass zur Sorge. Durch die Auswilderung von schwedischem Birkwild soll die genetische Depression überwunden werden und ein Anschub in der Fruchtbarkeit der Population erfolgen.

Dr. Wolfgang Schiefer, Vorsitzender des Stiftungsvorstands, hofft nun, dass mit der diesjährigen Auswilderung von acht Hähnen und sechs Hennen zur Hauptbalzzeit die Verpaarung der Rhöner mit den schwedischen Vögeln gelingt und die Population so wieder überlebensfähig wird. Für Landrat Thomas Habermann steht das Birkwild als Leitart für die ganze Region im „Land der offenen Fernen“. Für das Biosphärenreservat in seiner Einzigartigkeit als Natur- und Kulturlandschaft sei das Birkwild ein echtes Qualitätsmerkmal, das erhalten werden müsse. „Wir können in der Rhön zeigen, dass menschliche Nutzung und Artenvielfalt sich nicht ausschließen müssen. Das harmonische Miteinander von Mensch und Natur in unserem dicht besiedelten Land ist der Auftrag, den die UNESCO uns im Biosphärenreservat Rhön gegeben hat“, so Habermann.

Landschaftspflege

Schon seit sehr langer Zeit wird zusammen mit den Rhöner Landwirten die traditionelle, extensive Nutzung der bunten Rhönwiesen ohne Düngung erhalten. Spezielle Landschaftspflegemaßnahmen durch die Wildland-Stiftung, die Naturschutzbehörden und den Landschaftspflegeverband am Landratsamt Rhön-Grabfeld sowie den Naturpark Rhön sichern einen hohen landschaftlichen Wert der Hochrhön mit einer einmaligen Artenvielfalt. Das Birkwild steht stellvertretend für diese einmalige Lebensgemeinschaft als bekannteste und empfindlichste Art an erster Stelle – in Wirklichkeit geht es bei den Schutzmaßnahmen also um viel mehr als „ein paar Hühner".

Auswilderung

Warum aber schlägt sich die hohe Lebensraumqualität nicht in einer guten Vermehrung der Hühnervögel nieder? Hierfür könnte unter anderem die Inzucht innerhalb der kleinen Restpopulation verantwortlich sein. Genetische Studien der Universität Freiburg belegten die genetische Einengung des Rhöner Birkwildbestandes. Die Auswilderung soll dieses Problem aus der Welt schaffen. Nach einer Machbarkeitsstudie der Universität Freiburg, in der ausreichend Lebensraum für eine überlebensfähige Population als Grundvoraussetzung für eine Auswilderung bescheinigt wurde, hat die Regierung von Unterfranken 2010 grünes Licht für das Auswilderungsprojekt der Wildland-Stiftung Bayern als Naturschutzorganisation des Bayerischen Jagdverbands gegeben. Heuer wurde im dritten Jahr schwedisches Birkwild in die Freiheit entlassen.

Das schwedische Zentralamt für Naturschutz hat nach Überwindung aller bürokratischen Hürden diesem bislang einmaligen Projekt zugestimmt. Insgesamt fünf Jahre lang dürfen jeweils 15 schwedische Birkhühner in die Rhön umgesiedelt werden. Die Tiere werden vom Schwedischen Staatsforst „Sveaskog“ kostenlos zur Verfügung gestellt. Fang und Transport wurden bislang von der Wildland-Stiftung Bayern,

der Hessischen Biosphärenreservatsverwaltung und Sponsoren finanziert und durchgeführt.

Birkwildzählung Frühjahr 2012

Christoph Helm, Leiter des bayerischen Birkwildhegerings verkündete am 21. April das Ergebnis der diesjährigen Frühjahrszählung: „Mit neun Hähnen und drei Hennen befindet sich die Population immer noch auf niedrigem Niveau, aber wir konnten bei sehr intensiver Balz mehr Vögel beobachten als erwartet“. Für Gebietsbetreuer Torsten Kirchner von der Wildland-Stiftung ist es besonders erfreulich, dass die

Überlebensrate der ausgewilderten Birkhähne aus Schweden nach dem zweiten Fangjahr recht hoch ist und sich die Vögel bei der Balz beteiligen. Anhand der Besenderung und der Telemetriedaten können die schwedischen Tiere nachgewiesen und von den heimischen Hühnern unterschieden werden. Bei den beobachteten Hennen handele es sich ganz sicher um Rhöner Tiere, die meisten Hähne seien allerdings ausgewilderte Vögel. Somit stehe einer „internationalen Verpaarung“ und somit einer Blutauffrischung der Rhöner Birkwildpopulation nichts im Wege.

Prädatorenkontrolle

Bei derart kleinen Populationen wie beim Birkwild ist der Verlust jedes einzelnen Vogels dramatisch. Deshalb kommt der Regulierung der Fressfeinde (Prädaroren) eine besondere Bedeutung zu. Mit dem

Einsatz des Berufsjägers Christian Lintows, der die örtlichen Revierjäger bei der Bejagung von Fuchs, Marder und Waschbär etc. unterstützt, erfolgt die Prädatorenkontrolle. Darüber hinaus hat sich die örtliche Jägerschaft in einem freiwilligen Ehrenkodex zu im Naturschutzgebiet angepasstem Verhalten bei der Jagd verpflichtet.

Birkwild und Biosphärenreservat Rhön

Viele mögen sich die Frage stellen: so viel Aufwand wegen ein paar Hühnern? Landrat Thomas Habermann beantwortet dies eindeutig mit „Ja“. Für ihn steht das Birkwild als Leitart für die ganze Region im „Land der offenen Fernen“. Für das Biosphärenreservat Rhön in seiner Einzigartigkeit als Natur- und Kulturlandschaft mit seiner reichhaltigen Ausstattung an Tier- und Pflanzenarten sei das Birkwild ein echtes Qualitätsmerkmal, das erhalten werden müsse. Von den Bemühungen um den Schutz des Birkwilds profitieren im Übrigen auch eine Reihe weiterer Tier- und Pflanzenarten. So finden sich im Naturschutzgebiet

„Lange Rhön“ die letzten bayerischen Brutnachweise des Raubwürgers und rund 10% der bayerischen Bekassinenvorkommen werden aus der Rhön gemeldet. Auch die Pflanzenvielfalt auf den Rhönwiesen mit

Orchideen und Trollblumen ist einzigartig. „Wir können in der Rhön zeigen“, so Habermann, „dass menschliche Nutzung und Artenvielfalt sich nicht ausschließen müssen. Das harmonische Miteinander von

Mensch und Natur in unserem dicht besiedelten Land ist der Auftrag, den die UNESCO uns im Biosphärenreservat Rhön gegeben hat."

Wegen dieser Einzigartigkeit profitiert die gesamte Region durch erheblich finanzielle Zuschüsse aus der EU. Zahlreiche Urlauber und Besucher erfreuen sich jedes Jahr an dieser einmaligen Landschaft, die nach

einem speziell ausgewählten Besucherkonzept durch das sensible Naturschutzgebiet gelenkt werden. Habermann bedankt sich in diesem Zusammenhang bei allen im Projekt beteiligten aus der Jägerschaft,

dem amtlichen Naturschutz und der Gemeinden, die in diesem einmaligen Gemeinschaftsprojekt zum Wohl der Natur zusammenwirken. Die Stelle des Gebietsbetreuers der Wildland-Stiftung Bayern wird gefördert vom Europäischen Sozialfonds (ESF) und Naturschutzfonds Bayern. +++


Gebietsbetreuer Torsten Kirchner lässt schwedische Birkhenne in die Freiheit.

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