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Dieses Gewicht stammt aus China im 2. und 1. Jahrhundert vor Christus.

Das Pfundsmuseum in Kleinsassen von außen. - Fotos: Anne Baumann

30.12.12 - KLEINSASSEN

Große Schätze hinter kleinen Türen – Entdeckungen im PFUNDSMUSEUM

Töpfe, Messbecher, Gewichte aus der Antike, Schneider-Ellen, feinste Analysewaagen und so weiter - wer bei "Waage" nur an die haushaltsübliche Federwaage denkt, irrt sich gewaltig. Seit Jahrhunderten benutzen die Menschen verschiedenste Gegenstände zur Bestimmung von Masse. Viele davon begegnen uns noch heute in unserem Alltag. Die immense Vielfalt der Waagen sammelt, restauriert und stellt kaum einer so in Szene, wie Reinhardt Kremer in seinem "Pfunsmuseum" in dem Rhöner Malerdorf Kleinsassen unterhalb der Milseburg. Hier werden unzählige Schätze aufbewahrt. 

Auf rund 250 Quadratmetern in sieben Räumen stapeln sich Schneider-Ellen, Maße, Krüge, Töpfe, Waagen und Gewichte, wie sie zu den verschiedensten Zwecken genutzt wurden. Von der Antike bis heute, von Apothekern, Bauern, Bäckern, Juwelieren, Mechaniker, von der Post über die Schiffahrt, von der großen Viehwaage bis zu feinsten Analysewaagen der Chemiker sind fast alle Bereiche des Messens und Wägens zu bewundern.

Der Sozialpädagoge Kremer hat es sich zur Aufgabe gemacht, Geschichte lebendig und erfahrbar zu machen. „Das, was ich in Schule und Studium gelernt habe, hat nicht viel mit Geschichte zu tun.“, erklärt er. „Was interessieren mich schon Fürsten und Kriege. Hier geht es um die normalen Leute und um das, was sie bewegt hat und wie sie tagtäglich lebten.“ Um das darzustellen, hat Kremer mittlerweile mehr als 40.000 Exponate gesammelt und nach Berufsgruppen, Ländern, Zeitaltern und Gebrauch sortiert. Vor 30 Jahren fing der studierte Historiker an, seine ersten Stücke zu sammeln. Auf Flohmärkten, im Austausch mit anderen Sammlern und auch über Umwege, die er schmunzelnd als „Betriebsgeheimnis“ bezeichnet, kamen über Jahre immer mehr Schätze hinzu. „Meine Freunde haben dann irgendwann zu mir gesagt, meine Sammlung wäre jetzt so weit, ich solle sie öffentlich machen.“, so Kremer. „Anfangs habe ich mich noch dagegen gewehrt, da das Haus auch noch in einem schlechtem Zustand war. 2001 war dann alles fertig, ich habe das Museum eröffnet und dann erst richtig angefangen zu sammeln.“

Beim Gang durch die verwinkelten Ecken und über die Treppchen des Museums wird klar: die Beschäftigung mit der Bestimmung von Masse lohnt sich. Hier trifft man auf so manche Prachtstücke. "Ich erinnere mich, wie ich jahrelang nach einem Messgerät gesucht habe, in dem noch mit Loth gemessen wird.", so Kremer. "Dann rief mich ein Freund aus Göttingen an und meinte, er hätte da was auf seinem Schrank rumstehen. Da bin ich hingedüst, ohne rechte Hoffnung, und dann habe ich dieses Waffel-Eisen aus dem 19. Jahrhundert entdeckt (siehe Foto 13) mit einem "Loth Hefe" als Angabe. Sie können sich vorstellen was da in mir vorging: das war Ostern und Weihnachten zusammen."

Hinter jeder Ecke des Pfundsmuseums verbergen sich neue Seltenheiten. Wer denkt, da steht nur staubige Geschichte in den Vitrinen, zu der man keinen Zugang findet, irrt sich gewaltig. Denn auch da hat sich der Museumsleiter etwas Besonderes einfallen lassen: Kremer gibt individuelle Führungen - ob für eine einzelne Person oder eine ganze Schulklasse ist egal. Indem er den Leuten die einzelnen Geschichten hinter den Exponaten erzählt, findet jeder Gefallen und Interesse. „Im Jahr kommen hier bis zu 2.500 Besucher her.“, so Kremer. „Das sind ganz verschiedene Leute: Geschichtslehrer, Physiker, Apotheker, Feinmechaniker, Waagenbauer oder einfach normale Familien mit ihren Kindern. Und jeder stellt andere Fragen und interessiert sich für etwas anderes. Indem ich mit den Besuchern mitgehe, kann ich diesen verschiedenen Interessen viel besser gerecht werden.“

Wer die Chance auf einen ganz individuellen Besuch wahrnehmen möchte: Das Museum hat April bis Oktober von 14-18 Uhr in der Woche und von 10-18 Uhr am Wochenende, sowie nach Vereinbarung geöffnet und in den Wintermonaten von November bis März auch nach Vereinbarung. Zu finden ist es in der Julius-von-Kreyfelt Straße 1 in Kleinsassen, Telefon: 06657-1607.  (Anne Baumann) +++


Diese Gewichte wurden in Vietnam vom 1.Jh.v.Chr. bis zum 20.Jh.n.Chr. verwendet.



Reinhardt Kremer vor seinen Schätzen.


Erste Waagen und Gewichte aus dem Römischen Reich.

Die Vielfalt und Vielzahl der Museumsstücke ist beeindruckend.


In sieben Räumen verteilen sich die Schätze des Museums - sortiert nach Zeit und Gebrauch.

Bereits im ersten Raum wird man von der Anzahl beeindruckt.


Auf diesen Gewichten ist die Masse abgebildet.


Ein besonderes Stück: hier wurde noch in Loth gemessen.


Dieses Exponat stammt aus dem 16./17. Jahrhundert und hat ein Gewicht von 1556 Gramm.

In den frühen Zeitaltern formte man die Gewichte kunstvoll.



Jede Vitrine enthält unzählige Stücke, die zum Teil aus der Zeit "vor Christus" stammen.


Ja, auch in diesen Krügen wurde Masse bestimmt.

Auf dieses Exemplar ist Kremer besonders stolz: damit revolutionierte Königin Anne im England des 17.Jh. die Brotmessung.


Eine Vielzahl an Schneider-Ellen hinter Glas.

Diverse Waagen und im Zentrum eine Weife aus Leipzig.



In diesen Vitrinen findet man Messgeräte für Apotheker und den alltäglichen Hausgebrauch.


Eine alte Personenwaage aus Burghaun.

Was mit diesen beiden Waagen, die 150 Jahre auseinander liegen, gemessen wird, darf im Museum geraten werden.


Hier schlägt das Hausfrauenherz höher.

Diese Gewichte kennt jeder Schüler aus dem Physikunterricht.



Messgeräte für Schule, Physik und Mathematik.


Federwaagen und ein Messbecher für den häuslichen Gebrauch.

Heutzutage misst man dies mit einem Messbecher.


Der Blick von oben in eine Vitrine.

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