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20.01.13 - NACHGEDACHT (3)

Festhalten - Loslassen, Teil 2 - Gedanken von CHRISTINA LEINWEBER

Nachdem in der letzten Woche ein paar Anfragen und Anregungen an mich einging, habe ich mich entschieden, das Thema noch einmal zu kommentieren. Besonders ein Satz hat bei vielen Lesern für Nachdenken gesorgt: „Und ganz sicher ist es falsch, etwas Geliebtes loszulassen, nur weil man Angst hat, es nicht festhalten zu können." Einige meiner Leser sahen dies nämlich nicht so und führten ein anderes Zitat an: „Was du liebst, lass frei. Kehrt es zu dir zurück, gehört es dir. Wenn nicht, hat es dir nie gehört."

Für beide Zitate lassen sich gute Gründe anführen. Zu dem Zitat mit der "Liebe und dem Frei lassen" ist mir eingefallen, dass die christliche Liebe genau so funktioniert: Gott lässt den Menschen die Freiheit, ihn zu lieben und seine Liebe anzunehmen. Er zwingt sie nicht dazu. Quasi lässt er sie wie in dem Zitat frei und wartet, dass der Mensch von selbst auf die Liebe Gottes im Leben stößt. So gesehen ist Freilassen also ein wichtiger Faktor für die Liebe, damit sie ungezwungen ist.

Jedoch ergeben sich bei dem Zitat für die Liebe in Partnerschaften noch ein paar Anfragen: Wenn man jemanden komplett loslässt oder freilässt, hat man die Liebe zu ihm dann nicht auch aufgegeben? Gehört Freiheit nicht schon in die Beziehung? Was ist, wenn man verlassen wird und den anderen loslassen muss? Dann könnte man die Hoffnung haben, dass der andere wieder zurückkommt, wenn genügend Zeit vergangen ist. Wie viel Zeit muss denn vergehen, bis der andere es einsieht, dass er liebt? Zwei Tage, fünf Stunden oder zehn Jahre?

Freiheit und Liebe gehören natürlich zusammen, aber es fehlt noch etwas Wichtiges, das Liebe mindestens genauso ausmacht: Jesus, der im christlichen Glauben Gottes Sohn ist, kam vor etwa 2000 Jahren auf die Welt und zeigte den Menschen, was die Liebe Gottes ausmacht: Nähe. Man kann dem Menschen aber nur nah sein, wenn man keine Angst hat, sich auf ihn einzulassen. Jesus hatte diese Angst nicht, aber viele Menschen beherrschen Zweifel und die Furcht, jemanden überhaupt zu lieben und ihm nahe zu kommen - vielleicht weil sich Liebe bisher nie für sie gelohnt hat oder weil sie immer nur verletzt wurden.

So gesehen sollte das Zitat „Und ganz sicher ist es falsch, etwas Geliebtes loszulassen, nur weil man Angst hat, es nicht festhalten zu können." als Ermutigung dienen, sich überhaupt darauf einzulassen und die Angst abzuschalten, dass man den Anderen vielleicht nicht festhalten kann, weil er wieder gehen könnte. Lieben ist immer ein Versuch wert, denn gibt es etwas Schöneres auf der Welt?!

Zur Liebe gehören Freiheit und Nähe - an der richtigen Stelle sollte man Freiheit geben und an einer anderen Stelle sollte man sich zu jemandem durch Nähe zugehörig fühlen können - ansonsten läuft die Liebe letztendlich ins Leere (Christina Leinweber). 

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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn. Heute ist sie freie Mitarbeiterin bei osthessen-news.de – und bezeichnet sich selbst als liberal-theologisch und kommentiert (meist an Sonntagen) in der neuen Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer Sicht. +++

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