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17.02.13 - NACHGEDACHT (7)

Kann ein Mensch sich ändern? Gedanken von Christina LEINWEBER

Kann ein Mensch sich ändern? Diese Frage stellen wir uns oft selbst und auch im Bezug auf unsere Mitmenschen. Nur allzu oft wünschen wir uns das – Veränderung – da wir manchmal an Grenzen stoßen und wissen, dass wir so nicht weiter kommen. Im religiösen Glauben bedeutet Veränderung zumeist Umkehr: aus einem gottlosen Leben zu einem Leben mit Gott. In der Psychologie könnte man sagen, Veränderung bedeutet Entwicklung. Es gibt ein Modell, dass dieses besonders gut beschreibt: Erik Erikson spricht davon, dass ein Mensch in seinem Leben durch verschiedene Phasen hindurch muss. Jede Phase wird angestoßen von einer Krise.

Das hört sich erst einmal wirklich negativ an: Wer will schon durch eine Krise gehen, um sich zu entwickeln? Erikson macht dies aber durch gute Beispiele verständlich. In einer Krise muss sich der Mensch immer zwischen zwei Polen entscheiden. Ein Kind muss schon im Säuglingsalter durch die Krise gehen, sich zwischen Urvertrauen und Misstrauen zu entscheiden. Die Eltern schenken ihm im besten Fall die Zuwendung, die dazu führt, dass es Urvertrauen ausbilden kann.

So geht das ständig im Leben weiter: Man steht immer zwischen zwei Punkten. Im Erwachsenalter geht es dann darum, intime Beziehungen aufzubauen, das heißt eine Beziehung führen zu können. Die Krise besteht darin, dass man zwar den Wunsch nach Nähe zu einem Menschen befriedigen will, aber auch dabei nicht so sehr in Anspruch genommen werden will, dass man sich selbst verliert. So muss man sich entscheiden, ob man die Intimität eingeht, oder sich vollkommen von menschlichen Beziehungen isoliert. Im besten Fall führt man eine Beziehung mit jemandem, der Intimität lohnend macht und dabei nicht fordert, sich selbst aufzugeben. So kann man sich für eine Beziehung entscheiden und muss nicht allein bleiben.

So wird es also Zeit, den Begriff „Krise" noch einmal zu überdenken: Wenn wir heute das Wort „Krise" hören, denken wir: Damit wird man nicht so leicht fertig. Psychologisch gesehen stimmt das auch: Da kommt ein Mensch an seine Grenzen, alles, was er bisher gemacht hat und weiß, reicht nicht mehr aus, um der Situation entgegen treten zu können. Aber warum so negativ denken? Wie Erikson könnte man auch sagen: Der Mensch muss Krisen überwinden, da sie zum Bestandteil des Wachstums gehören. Man wird gezwungen, sich im Leben zu entscheiden. Das sagt das Wort „Krise" schon selbst aus, denn es kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Entscheidung". So kann auch die Anfangsfrage beantwortet werden: Kann ein Mensch sich ändern? Ja, er kann es. Aber nur er selbst, wenn er sich durch die Bewältigung von Krisen weiterentwickelt (CHRISTINA LEINWEBER) +++

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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - und derzeit bereitet sie sich auf ihr 1. Staatsexamen vor. Gleichzeitig ist sie freie Mitarbeiterin bei osthessen-news.de, bezeichnet sich selbst als liberal-theologisch und kommentiert (meist an Sonntagen) in der neuen Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht.  +++

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