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14.07.13 - NACHGEDACHT (27)

Alles ist relativ - Gedanken von Christina LEINWEBER

6.00 Uhr morgens aufgestanden. Im Bad ein Fläschchen umgeworfen, alles dreckig. Muss Putzsachen suchen, zum Glück ist nichts auf dem Boden. Fahre verspätet los, stehe vorm Supermarkt, um Frühstück zu kaufen. Laden hat noch zu. Stehe davor und warte. Kaufe dann schnell ein, zur Arbeit. Ein freier Nachmittag steht an, doch ein Termin für nachmittags kommt noch rein. Versuche den freien Nachmittag in zwei Stunden freie Mittagszeit zu quetschen. Fahre in die Stadt. Schnell alles einkaufen. Immer mehr schlechte Laune. Ist noch Zeit übrig, trotzdem bezahle ich das Ticket im Parkhaus und will raus. SMS kommt: „Lust auf Kaffee in der Stadt?" Stehe mit bereits bezahltem Ticket im Parkhaus, suche mein Auto, finde es nicht mehr: Welche Ebene?? Fahre schnell raus, um neuen Parkplatz zu suchen. Renne zum Treffpunkt. Trinke mit Tante Kaffee. Macht zu viel Spaß in der Sonne, fahre verspätet dort los. Rase über die Landesstraße. Komme sicher zu spät zum Termin. Dann – Halt – Herzklopfen - Bremsen - Durchatmen. Auto kam mir frontal entgegen – es wollte einen Traktor überholen- war haarscharf. Und jetzt fahre ich langsam, denn jetzt ist irgendwie die verspätete Zeit relativ.

Diesen Tagesablauf von oben könnte jeder von uns haben: man hat verschiedenes zu erledigen, da kommt mal was dazwischen, etwas verschiebt sich wieder. Fest versunken sind wir im Ablaufplan. Durchatmen ist da manchmal kaum möglich, denn meistens hetzt man von einem zum anderen Punkt. Schlechte Laune kann da ganz schnell Herr über die Situation werden. Man ärgert sich, hat sich ja alles ganz anders vorgestellt. Wie im Fall oben kommt dann aber ein ganz anderes Gefühl noch dazu: Glück gehabt, das Auto hätte dich eben erwischen können. Dann merkt man erst: Bin ich eigentlich verrückt? Warum lasse ich mich immer gleich von allem so stressen? Einfach mal runterfahren.

Um Dinge mit mehr Abstand sehen zu können, sollte man sich das verallgemeinerte Zitat des Wissenschaftlers Albert Einstein zu Herzen nehmen: Alles ist relativ. Das heißt, wir müssen immer wieder Dinge zueinander in Relation oder Bezug setzen, vergleichen und abwägen. Zum Beispiel von oben: Der Tag läuft zwar nicht so wie geplant, aber er hätte noch schlimmer mit einem Unfall werden können. Oder: Gerade habe ich zwar ziemlich schlechte Laune und gestritten, aber wir haben auch schon schlimmeres zueinander gesagt und uns wieder vertragen. Oder: Was ist schon gerade mein Problem gegen das Problem meines Nachbars oder Kollegens – eigentlich geht’s mir doch gut. Oder: Ich bin böse, wenn ich morgens nicht lange genug duschen kann. Wenn man sich aber die Wassersituation in anderen Ländern überlegt, merkt man erst, man hat ein Luxusproblem. Erst im Vergleich öffnet sich der Blick von der eigenen – manchmal verengten Perspektive und der Blick wird wieder klarer - unter Umständen dann auch die Laune wieder besser, denn zumeist hätte es immer noch schlimmer werden können. (Christina Leinweber) +++

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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - inzwischen hat sie ihr 1. Staatsexamen in der Tasche. Gleichzeitig ist sie Mitarbeiterin bei osthessen-news.de, bezeichnet sich selbst als liberal-theologisch und kommentiert (seit 27 Wochen) in der neuen Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++

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